Ruhe ist wichtig
In der Ellwanger Klinik stellen sich die Pflegerinnen und Pfleger auf Patienten mit Demenz ein
- Wenn demente Patienten ins Krankenhaus müssen, ist das für alle Beteiligten eine Herausforderung. Für die Kranken, weil sie sich mit einer ungewohnten Situation in einer noch dazu fremden Umgebung zurecht finden sollen, für die Angehörigen und für die Pflegekräfte, weil sie für diese Patienten mehr Zeit brauchen.
Die Zahl der Patienten mit Nebendiagnose Demenz steigt gefühlt, sagt Miriam Stock. Sie ist die stationsleitende Schwester in der Inneren. Kein Wunder, die Menschen werden immer älter, und ab einem Alter von 85 / 90 Jahren leiden 30 Prozent an Demenz, zitiert Eugen Maile, stellvertretender Pflegedirektor, eine Studie. Folglich kommen auch mehr Patienten mit Demenz ins Krankenhaus. Wobei die ersten Stadien der Krankheit, wie eine leichte Vergesslichkeit, im Krankenhaus kaum Probleme machen.
Allerdings ist der Klinikaufenthalt für die Angehörigen oft der erste Hinweis, dass die Eltern vielleicht doch nicht mehr ganz so fit sind. Zuhause, wo sie sich gut auskennen, kommen sie prima zurecht. In einer fremden Umgebung wie der Klinik fällt ihnen dann die Orientierung schwer. Kein Wunder, alle Flure, alle Zimmertüren sehen gleich aus. Damit sich die Patienten leichter zurecht finden, wird beispielsweise das Bild von einer Sonnenblume an die Zimmertür geklebt, zu speziellen Untersuchungen werden die Patienten begleitet.
Die Patienten nicht mit Fragen überfordern
Demenz beschäftigt die Mitarbeiter in der Klinik. Die Krankheit stand im Mittelpunkt einer Fortbildung. Miriam Stock hat sogar ein Projekt zu Demenz gemacht. Dafür hat sie nicht nur viele Statistiken erhoben, sie hat auch andere Einrichtungen besucht. Nicht alles, aber manches lässt sich in den Klinikalltag übertragen. In einfacher Sprache zu sprechen, zum Beispiel. Die Patienten nicht mit Fragen überfordern. Sie zu loben, auch wenn sie nichts anderes tun, als mit der Hand über die Bettdecke zu wischen. Oder sie in dem zu bestätigen, was sie sagen, auch wenn es nicht stimmen kann.
Beschäftigung ist wichtig, weshalb es jetzt Puzzles, Malbücher und Stifte auch für die betagteren Patienten gibt. Zusätzlich zum normalen Aufnahmebogen hat die Klinik noch einen zweiten entworfen, in dem die Angehörigen oder Pflegeheime angeben können, ob die Patienten spezielle Wünsche zu Frühstück oder Mittagessen haben. „Essen ist Lebensqualität, egal in welchem Alter“, sagt Maile.
Die wenigsten Patienten kommen wegen der Diagnose Demenz in die Klinik, sondern wegen Infekten, Grippe, Brüchen, Schluckbeschwerden oder anderen Diagnosen. Infekte der Atemwege oder Lungenentzündungen kommen häufig vor, weil Schluckbeschwerden zum Krankheitsbild gehören und dadurch die Muskeln verhärten. Die Demenz ist quasi die Nebenerkrankung, sagt Maile.
„Wir versuchen in Gesprächen, die Patienten kennenzulernen“, sagt Miriam Stock. Bei der Körperpflege und Mobilisation habe man Zeit, Vertrauen aufzubauen. Ruhe ist wichtig. Bei Hektik werden Patienten mit Demenz nur unruhig: „Sie verstehen das nicht.“In Ellwangen versuchen die Mitarbeiter, viel von der Normalität daheim auf die Klinik zu übertragen. Denn die Demenz verschlechtert sich im Krankenhaus, sagt eine weitere Studie, die Maile gelesen hat. Da hilft es, von Zuhause etwas mitzubringen, Bilder oder andere Gegenstände.
Demenz vermindert nicht nur die geistigen Fähigkeiten, sie führt auch zu Verhaltensänderungen, eventuell auch zu Aggressionen. Die Patienten haben dann den Bezug zur Realität verloren, sie können sich in den Ablauf nicht mehr einordnen. Diese Patienten zu versorgen, ist aufwendiger. „Wir nehmen uns die Zeit, aber es ist ein Spagat“, sagt Eugen Maile.„Es muss ja eine Beziehung wachsen, und eine gewisse Wärme da sein.“Dafür brauche man motivierte, engagierte und einfühlsame Kolleginnen und Kollegen: „Wir brauchen eine gute Pflege, die auf den Patienten eingeht.“Service, Pflege und der Umgang mit den Patienten sei gerade in einem kleinen Krankenhaus wie Ellwangen wichtig.