„Nur solidarische Lösung kommt in Frage“
Verhandlungen zwischen Bosch-Geschäftsleitung und IG Metall – Nächste Runde in Aalen
- Es geht ans Eingemachte: Mit zwei sehr unterschiedlichen Forderungslisten saßen sich am Dienstag die Verhandlungskommissionen der Geschäftsleitung von Bosch AS und der IG Metall im B 26 gegenüber. Vor dem Tagungslokal demonstrierten über 250 Mitarbeiter für ihre Anliegen.
„Für uns kommt nur eine solidarische Lösung in Frage“, betont Gewerkschaftssekretär Roland Hamm. Schon der seit Monaten diskutierte Abbau von 760 Arbeitsplätzen sei nicht sozialverträglich – also durch Ruhestand oder Altersteilzeit – möglich, sondern bedeute für 400 Beschäftigte entweder Aufhebungsvertrag oder betriebsbedingte Kündigung.
Ohne die Zusage für Nachfolgeaufträge an den Standort Schwäbisch Gmünd drohe ab 2020 sogar der Abbau von rund 1100 Arbeitsplätzen, vermutet die Gewerkschaft. Bosch dagegen stelle sich Gerechtigkeit so vor, dass von 26 an jeder Lenkung einzusparendem Euro 18 auf Kosten der Belegschaft gehen. Bei wirtschaftlichem Erfolg solle die Belegschaft weniger stark belastet werden. Damit werde das Risiko auf die Beschäftigten abgewälzt, kritisiert Hamm.
So solle die tarifliche DreischichtPause nicht mehr bezahlt, die Steinkühlerpause gestrichen werden. Das Gleiche gelte für die Teamsprecherzulage, die übertariflichen Nachtschichtund Wochenend-Zuschläge. Schichten könnten kurzfristig abgesagt, Zusatzschichten in nur einem Tag und Schichtmodell-Wechsel mit nur einer Woche Vorlauf angekündigt werden. Auch den „Einsparalternativen“der Geschäftsleitung kann die Gewerkschaft überhaupt nichts abgewinnen. Sie lauteten: Wegfall des Urlaubsgeldes, Wegfall des 13. Monatsgehalts, Wegfall der Teamzulage, Vorverlegung der Schichtwechsel um eine Stunde.
Anstehende Aufträge von Daimler und VW in Gmünd plazieren
Stattdessen haben sich Betriebsrat und Gewerkschaften in Beschäftigtenversammlungen einen alternativen Forderungskatalog genehmigen lassen. Danach sollen betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausgeschlossen werden. Es gelte, die aktuelle Wertschöpfung beizubehalten, indem anstehende Aufträge von Daimler und VW in Gmünd platziert werden, wodurch die Zahl der Stammbeschäftigten abgesichert werden könne.
Die Zahl der Leiharbeiter solle auf ein Prozent, ihre Beschäftigungsdauer auf sechs Monate begrenzt werden. Ihre Bezahlung müsse vom ersten Tag an der der Stammbelegschaft entsprechen. Die Zahl der Azubis sei stabil zu halten, die Betriebsvereinbarung über deren unbefristete Übernahme müsse bestehen bleiben.
Acht Prozent Forschungs- und Entwicklungsquote müssten verbindlich sein. Beschäftigungssicherung sei auch durch Reduzierung der 40-Stunden-Verträge und die Anwendung der Konzernregelung über Vorruhestand und Altersteilzeit zu erreichen.
Bei der Kundgebung vor dem B 26 sprach zunächst Betriebsrat Hakan Birlik. Er sah ein Kostenproblem im Zwang, Bosch-Motoren für die Lenkungen zu verwenden. Birlik zitierte Firmengründer Robert Bosch, der sich angesichts seiner sozialen Einstellung „heute im Grab umdrehen würde“, wenn er die Forderungen der Geschäftsleitung hören müsste.
Gesamt-Betriebsratsvorsitzender Elmar Kluske erläuterte, wie auch an den anderen Bosch AS-Standorten schwierige Verhandlungen anstünden. Sein Gmünder Kollege Harald Brenner betonte, dass es nicht machbar sei, von 26 Euro Kostensenkung über zwei Drittel bei der Belegschaft einsammeln zu wollen. Man wolle gern probieren, Lenkungen vergleichbar günstig zu produzieren, wie der ungarische Standort, um die beiden neuen Aufträge nach Gmünd zu bekommen – aber nicht zu jeder Bedingung.
„Wer hat, der gibt, muss es heißen, nicht: Wer hat, der nimmt“
Hüseyin Ekinci, VertrauenskörperLeiter, beklagte den respektlosen Umgang der Arbeitgeberseite mit den Beschäftigten. „Wer hat, der gibt, muss es heißen, nicht: Wer hat, der nimmt.“„Wir wollen marktfähige Preise, aber fair“, erklärte Roland Hamm. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall bedankte sich bei den Kundgebungsteilnehmern „für den Mut, den Ihr uns für die weiteren Verhandlungen macht.“Man sei sich im Grunde mit der Arbeitgeberseite einig, dass es das beste wäre, die beiden Aufträge nach Gmünd zu vergeben. „Aber nur zu vernünftigen Konditionen“, forderte Hamm. Dass Bosch die nächste Runde am 3. April ins „Ramada“in Aalen einberufen habe, werde die Beschäftigten nicht abhalten, auch dort eine Kundgebung zu veranstalten.
Von Harald Brenner aufgefordert sprach auch Bosch-Verhandlungsführer Robert Schildmacher zu den Beschäftigten. Man müsse Lösungen finden, die Wettbewerbsfähigkeit wiederzuerlangen. Diesen Auftrag habe der Standort Gmünd von der Bereichsleitung erhalten.