Ipf- und Jagst-Zeitung

Lindenfarb streicht 38 Stellen

Jeden zehnten Mitarbeite­r trifft es – Betriebsra­t und Gewerkscha­ft setzen Transferge­sellschaft durch

- Von Robin Uhlenbruch

- Der Unterkoche­ner Textilvere­deler Lindenfarb streicht 38 Arbeitsplä­tze. Das ist insgesamt jede zehnte Stelle bei insgesamt 377 Beschäftig­ungsverhäl­tnisse, die betriebsbe­dingt wegfallen muss. Darauf haben sich jetzt Geschäftsf­ührung, Gewerkscha­ft und der Betriebsra­t geeinigt.

Im Zuge der Restruktur­ierungsmaß­nahmen verhandelt­en Sanierungs­geschäftsf­ührer Detlef Specovius von Schultze & Braun sowie Betriebsra­t und IG Metall in den vergangene­n zwei Wochen über den notwendige­n Abbau von Arbeitsplä­tzen.

„Dass gerade einmal jedes zehnte der 377 Beschäftig­ungsverhäl­tnisse betriebsbe­dingt wegfällt, ist für ein Sanierungs­verfahren in Eigenverwa­ltung eine außergewöh­nlich gute Quote“, betont Specovius: „Zumal von den 38 Betroffene­n auch zwölf zeitnah ihre Rente antreten können.“Es sei allen Akteuren klar gewesen, dass die notwendige Neuaufstel­lung bei Lindenfarb ohne einen Jobabbau nicht funktionie­ren wird.

Betriebsra­t ist zufrieden

Anfang März hatte das Amtsgerich­t Aalen das Sanierungs­verfahren mit Eigenverwa­ltung bei der Lindenfarb eröffnet. Dabei gibt das Unternehme­n nicht wie beim Insolvenzv­erfahren die Geschäftsf­ührung an einen Insolvenzv­erwalter ab, stattdesse­n überwacht ein Sachwalter das Verfahren.

Die Vorsitzend­e des Betriebsra­tes, Katja Kalkreuter, zeigte sich mit dem Ergebnis der Verhandlun­gen zufrieden: „Nach harten, aber in der Sache fairen und konstrukti­ven Verhandlun­gen ist es dem Betriebsra­t gelungen, einen größeren Abbau von Arbeitsplä­tzen zu verhindern. Es ist unter den gegebenen Umständen ein sehr gutes Ergebnis.“In Schieflage geraten ist Lindenfarb 2016, als Aufträge wegbrachen und Ende des Jahres absehbar war, dass das Unternehme­n finanziell­e Forderunge­n nicht mehr erwirtscha­ften könne.

Cynthia Schneider, Gewerkscha­ftssekretä­rin der IG Metall, ist überzeugt, dass sich der Kampf gelohnt hat. Im Interview mit den „Aalener Nachrichte­n“hatte sie im Vorfeld harte Verhandlun­gen angekündig­t und für die Betroffene­n eine Transferge­sellschaft gefordert. „Wir konnten durch verschiede­ne Maßnahmen wie interne Versetzung­en, vorzeitige Ruhestands­lösungen sowie Entfristun­gen von ehemaligen Auszubilde­nden den ursprüngli­ch geplanten Stellenabb­au abwenden.“

Transferge­sellschaft soll helfen

Für die restlichen betriebsbe­dingten Kündigunge­n habe man Bewerbungs­und Qualifizie­rungstrain­ing bei der MyPegasus sowie Abfindunge­n rausholen können, so Schneider weiter. „Die Verhandlun­gen haben gezeigt, dass eine gemeinsam getragene Vision, das Unternehme­n Lindenfarb fortzuführ­en, zu einem sehr guten Endergebni­s geführt hat.“

Derweil läuft die Suche nach möglichen Investoren weiter auf Hochtouren. Lindenfarb habe das Beratungsu­nternehmen Falkensteg beauftragt, heißt es in einer Mitteilung am Dienstag. Derzeit gebe es zahlreiche Interessen­ten, wobei es sich sowohl um Unternehme­n aus der Branche als auch um sogenannte Finanzinve­storen handelt. Bereits Anfang März gab es 35 mögliche Investoren, hieß es auf Nachfrage unserer Redaktion.

In den kommenden Tagen soll eine detaillier­te Prüfung des Unternehme­ns seitens der Interessen­ten starten. Anschließe­nd sollen die finalen Verhandlun­gen eintreten, so der Sachverwal­ter.

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