Fraktionen streiten über Radfahrer am ZOB
Busbahnhof, 20er-Zone, Beinstraße, Nördlicher Stadtgraben: Vor-Ort-Termin soll’s richten
- Es war zu erwarten: Ziemlich zur Sache ging’s im Gemeinderat beim vorletzten Tagespunkt: Wie sollen die Verkehrsflächen zwischen dem Kreisverkehr bei der Curfeßstraße und der Bahnhofstraße in nördlicher Richtung im Bereich des „Quartiers am Stadtgarten“am neuen ZOB aussehen? In der teils hitzigen und langen Diskussion ging’s vor allem um die Radfahrer und darum, ob die Beinstraße und damit ein Stück Fußgängerzone als Schul-Radweg freigegeben werden soll. Hier prallten völlig gegensätzliche Ansichten aufeinander.
Vorgesehen ist Folgendes: Der ganze Bereich wird komplett zur 20Kilometer-Zone, aus südwestlicher Richtung dürfen nur Busse, Taxen und Radfahrer durch. So wie bisher. Von Norden können auch Autos einfahren, allerdings nur bis zur Kanalstraße. Der Oberbürgermeister will nun endlich und „nach 15 Jahren Provisorium“einen Knopf dranmachen, auch weil die Fertigstellung des Stadtquartiers immer näher rückt. Für Bürgermeister Wolfgang Steidle entsteht hier eine „sehr gute Situation“– man entlaste die Innenstadt vom Verkehr, auch angesichts der Investoren und Anwohner des Stadtquartiers müsse man nun endlich „zu Potte kommen“. Alles andere wäre ein ziemlich „schlechtes Zeichen“, Thilo Rentschler sieht das genauso.
Reizwort „gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer“
Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer sollen rund um den ZOB gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer sein. Und genau dieser Ausdruck treibt Michael Fleischer (Grüne) auf die Palme – „ich kann es nicht mehr hören“, sagte er an die Adresse von Steidle. Vor allem kritisiert Fleischer, dass sich in Ost-West-Richtung nichts tue, die Situation von NordSüd (aus Richtung Wasseralfingen) sich sogar verschlechtere. Noch schlimmer sei aber, dass Radfahrer weiterhin im Verkehr „mitschwimmen“müssten, sich in Sachen Fahrrad-Freigabe der Beinstraße und einer Lösung für Radler im Nördlichen Stadtgraben nichts tue: „Die Beinstraße wird seit Jahren diskutiert und immer wieder verworfen.“
Mit den Freien Wählern geht Radfahren in der Beinstraße gar nicht – „mit uns wird sie nicht zum Radweg gemacht“ist die klare Position von Thomas Rühl. Es sei ohnehin „nicht mehr normal“, wer hier so alles reinfährt und parkt – der Begriff Fußgängerzone sei stark am erodieren. Für OB Rentschler steht fest: Eine ExtraFahrspur von Wasseralfingen kommend ist nicht notwendig, die Option vom Radfahren in der Beinstraße ist für ihn nicht vom Tisch, weil sie ein sichererer Radweg etwa für Schüler vom Hirschbach zu den Gymnasien sei. Eher kritisch sehen die Öffnung der Radgasse die meisten Räte. Albrecht Schmid (SPD) etwa erinnerte an die zunehmende Zahl von Radfahrern und auch von E-Bikes, Ilse Schmelzle (FDP und Freie) sprach sogar von „Wehret den Anfängen“. Schon wegen der spielenden Kinder und der beengten Situation sei die Beinstraße für Radfahrer nicht geeignet.
Tiefste Gräben gibt es zwischen Grünen und Freien Wählern
Ursula Barth (CDU) verglich die Situation rund um den ZOB mit dem Gmünder Torplatz: „Da wurde auch früher geunkt, aber es funktioniert gut.“Eine Öffnung der Beinstaße etwa für den Schüler-Radverkehr ist für sie „nicht völlig tabu“. Die tiefsten Gräben im Gemeinderat gibt es zwischen den Grünen und den Freien Wählern. Teils Übereinstimmung gibt es bei einem Radweg in NordSüd-Richtung. Für Barth und Senta D’Onofrio ist aber klar: Im 20er-Bereich muss dann auch kontrolliert werden.
Claudia Seiler (SPD) brachte dann den Vorschlag auf den Tisch, sich die Beinstraße vor Ort anzusehen. Dem stimmte man zu. Weil Rentschler „keine Kampfabstimmung“und auch „keine Glaubenslösung“wollte, wurde der Punkt vertagt, der vorsah, die Verwaltung „schnellstmöglich“mit einem Radwegekonzept zu beauftragen. Dort, so fürchtete mancher im Rat, könnten Fakten für die Öffnung der Beinstraße für Radfahrer geschaffen werden. Die Grünen stimmten auch nach der Herausnahme dieses Zusatzpunktes komplett gegen den Baubeschluss zum Ausbau des ZOB.
„Wehret den Anfängen.“ lse Schmelzle (FDP und FW) hält die Beinstraße für Radfahrer für ungeeignet.