Die falsche Entscheidung
Alexander Zverev sauer über den Stuhlschiedsrichter
(SID/dpa) - Alexander Zverev herzte Nick Kyrgios am Netz und klopfte seinem Kumpel anerkennend auf den Kopf. Doch nach dem Spektakel von Miami und der Niederlage in seinem ersten Masters-Viertelfinale brodelte es mächtig in dem 19-Jährigen aus Hamburg. „Er hat in dieser Situation einen schrecklichen Job gemacht“, schimpfte Zverev nach dem 4:6, 7:6 (11:9), 3:6 gegen den Australier Kyrgios über Stuhlschiedsrichter Fergus Murphy. Bereits beim letzten Seitenwechsel hatte Zverev seine Trinkflasche zu Boden geworfen und dem Iren wutentbrannt zugerufen: „Das könnte mich das Match kosten.“Gemeint war jene Szene im entscheidenden Satz, in der Murphy eine Video-Challenge von Kyrgios zuließ, obwohl der Weltranglisten-16. zuvor lange gezögert hatte.
Nach einem Lob Zverevs war Kyrgios’ Schlag durch die Beine im Netz gelandet. Erst nach Intervention seiner Teammitglieder in der Box forderte er mit einiger Verzögerung den Einsatz des Hawk Eye an. Murphy stimmte zu – und Kyrgios bekam den Punkt zugesprochen, weil der Ball tatsächlich knapp hinter der Linie gelandet war. Aufschläger Zverev tobte, fluchte, fasste sich immer wieder an sein knallorangenes Stirnband – doch der Punkt gehörte unwiderruflich seinem Gegner. Es passte ins Bild, dass Zverev – völlig entnervt – dieses Servicespiel verlor und vorentscheidend mit 2:4 in Rückstand geriet. „Der Schiedsrichter hat da einen riesigen Fehler gemacht. Was soll ich noch dazu sagen?“, fragte der deutsche DavisCup-Spieler später.
Die Hand schüttelte Zverev dem Iren nach dem zweieinhalbstündigen Duell der beiden „Stars der nächsten Generation“trotzdem. „Das mache ich immer“, erklärte die Nummer 20 der Welt lapidar und übte Selbstkritik: „Ich hatte meine Chancen, konnte sie aber nicht nutzen. Es ist dennoch schwer zu sagen, was ich konkret hätte besser machen können.“Kyrgios (16 Asse) musste allerdings keinen einzigen Breakball abwehren.
Nun reist Zverev in seine Wahlheimat Monte Carlo, um sich dort auf die Sandplatzsaison vorzubereiten. Miami wird ihm dabei Motivation sein. „Es war ein gutes Turnier von mir“, befand Zverev, der im Achtelfinale den topgesetzten USOpen-Gewinner Stan Wawrinka (Schweiz) ausgeschaltet hatte. Und die Kyrgios-Partie? Hörte sich – ohne die Murphy-/Video-Episode – so an: „Er hat ein Break geschafft, ich nicht. Das ist alles. Ich hatte mehr Chancen, aber er hat das Break gemacht.“