Faurecia-Standort Lindau in Gefahr
Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit am Bodensee – Verlagerung nach Osteuropa im Gespräch
- Der französische Automobilzulieferer Faurecia erwägt, den Standort Lindau zu schließen und Teile der Produktion nach Osteuropa zu verlagern. Das haben Recherchen der „Wirtschaftspresseagentur“im Umfeld des Unternehmens ergeben. Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte ein Unternehmenssprecher, dass Faurecia eine „Anpassung seiner Standorte in der Bodensee-Region“plane.
Damit gemeint sind Lindau und das österreichische Kennelbach, die innerhalb des Konzerns gemeinsam unter der Division Innenraumsysteme geführt werden. Produziert werden dort Zierleisten und Dekorelemente für Instrumententafeln, Mittelkonsolen und Türverkleidungen für verschiedene Premium-Hersteller. Faurecia hatte Ende 2010 den Spezialisten für Aluminiumzierteile Angell-Demmel mit seinen beiden Standorten in Lindau und Kennelbach übernommen.
Wie der Faurecia-Sprecher weiter mitteilte, reagiere das Unternehmen damit auf veränderte Marktbedingungen und den starken Preisdruck aus Niedriglohn-Ländern. Zusätzlich hätten Volumenrückgänge, Produktionsausläufe und ausbleibende Neuaufträge dafür gesorgt, dass die Aktivitäten an den Standorten der Region nicht mehr wettbewerbsfähig fortgesetzt werden könnten. Um eine gemeinsame Lösung zu finden, habe das Management in Lindau vertrauliche Gespräche mit der Arbeitnehmervertretung aufgenommen, um verschiedene Szenarien zu diskutieren. „Wo möglich, wird Faurecia Angell-Demmel alles dafür tun, seine Aktivitäten in der Region fortzusetzen“, sagte der Sprecher. Die Mitarbeiter würden zeitnah über das Ergebnis der Gespräche informiert, zu den Verhandlungen wolle man sich aber nicht öffentlich äußern.
Wie aus den Recherchen der „Wirtschaftspresseagentur“weiter hervorging, sollen andere Teile des Standorts Lindau nach Kennelbach verlegt werden. Neben der Produktion ist Lindau auch ein Zentrum für Design, Entwicklung und den Bau von Prototypen. Mitarbeiter des Unternehmens seien schon vor mehreren Wochen über solche Überlegungen informiert und zur Verschwiegenheit verpflichtet worden. Der Prozess soll bis Ende 2017 abgeschlossen sein, hieß es.
Faurecia unterhält in Deutschland 22 Standorte mit rund 7000 Mitarbeitern. Dazu zählen im Bodenseeraum die erwähnten Standorte Lindau und Kennelbach mit derzeit 410 Mitarbeitern, davon 360 in Lindau.