Urlaub in der Ferienwohnung auf vier Rädern
Caravaning liegt im Trend – Was Erstmieter von Wohnmobilen wissen sollten
Egal ob im Bayerischen Wald, an der Adria oder in der Bretagne – immer mehr Menschen entscheiden sich im Urlaub lieber für eine mobile Unterkunft als für ein Hotel oder eine Ferienwohnung. Im vergangenen Jahr ist der Absatz an Caravans und Reisemobilen um mehr als 15 Prozent gestiegen. 8,7 Milliarden Euro haben die deutschen Hersteller 2015 umgesetzt. Weil ein eigenes Wohnmobil für die meisten jedoch kaum erschwinglich ist, bietet sich an, zunächst eines zu mieten – nicht zuletzt um herauszufinden, ob diese Art des Reisens einem überhaupt liegt. Doch worauf muss man beim Mieten von Caravan & Co. eigentlich achten? Die „Schwäbische Zeitung“beantwortet einige typische Anfänger-Fragen.
Muss ich als Wohnmobil-Novize Angst haben?
Viele Erstmieter sind anfangs abgeschreckt von der Größe eines Wohnmobils. Die Angst verfliegt nach den ersten Kilometern aber recht schnell. Professionelle Reisemobilvermieter geben bei der Abholung des Fahrzeugs eine umfassende und intensive Einweisung und erklären sämtliche Details. Vorkenntnisse oder Wohnmobil-Erfahrung sind somit nicht erforderlich. Wer sich dennoch unsicher ist: Neben den Automobilclubs wie ADAC und ACE bieten auch die Caravan- und Reisemobilhersteller regelmäßig Fahrsicherheitstrainings an.
Reicht mein normaler Führerschein aus?
Das hängt vom Gewicht des Wohnmobils ab. Wer einen alten Führerschein der Klasse 3 hat, darf Reisemobile bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht fahren. Inhaber einer Fahrerlaubnis der Klasse B dürfen Wohnmobile bis 3,5 Tonnen bewegen. Darüber hinaus ist zu beachten, dass das Mindestalter für manche Fahrzeugtypen bei 25 Jahren liegt.
Wie finde ich das richtige Wohnmobil?
Hier sind zwei Punkte wichtig: Welche Art des Urlaubs ist geplant und wie viele Personen reisen mit? Bei einem Familienurlaub sollte ein Reisemobil gewählt werden, dessen Größe der Anzahl der Mitreisenden entspricht. Relevant ist dabei nicht nur, ob genügend Betten vorhanden sind. Auch die Zahl der Sitzplätze mit Sicherheitsgurt muss beachtet werden. Denn während der Fahrt ist es Pflicht, dass alle angeschnallt auf ihren Plätzen sitzen. Wer im Urlaub sportlich unterwegs ist und zum Beispiel Surfbretter oder Fahrräder im Wohnmobil transportieren möchte, muss auch diese bei der Auswahl einkalkulieren. Die zulässige Gesamtmasse, die im Fahrzeugschein eingetragen ist, darf nicht überschritten werden. Genau wie bei einem anderen Urlaub auch sollte man relativ frühzeitig mit der Planung beginnen. Caravaning ist als Urlaubsform so beliebt, dass es nicht die beste Idee ist, das Mobil erst 14 Tage vor dem Urlaub zu buchen. Nicht zu vernachlässigen sind auch die Kosten: Ein vergleichbares Modell wie der unten besprochene Hymer ML-I 580 kostet bei Rent-Easy, der Wohnmobilvermietung des Herstellers Hymer aus Bad Waldsee, in der Hauptsaison 178 Euro pro Tag.
Was gehört ins Gepäck?
Auch wenn das Wohnmobil als Hotel auf Rädern dient, ist die Ausstattung nicht automatisch die gleiche. Bei McRent und beim ADAC können bestimmte Ausstattungsgegenstände wie Bettzeug, Geschirr, Kindersitz oder Campingset gegen einen Aufpreis hinzugebucht werden. Für Toilettenartikel wie Duschgel und Zahnbürste muss dagegen selbst gesorgt werden. Empfehlenswert ist eine Reiseapotheke. Auch Kleidung zum Wechseln sowie Getränke und Snacks sollten griffbereit gehalten werden – besonders wenn der Nachwuchs beim Wohnmobil-Urlaub dabei ist.
Was muss beim Beladen des Wohnmobils beachtet werden?
Damit der Caravan oder das Reisemobil bei der Urlaubsfahrt nicht ins Wanken kommt, ist der Schwerpunkt beim Beladen so tief wie möglich zu halten. Schwere Teile kommen also nach unten, idealerweise in den Bereich der Achse. Das stabilisiert das Fahrzeug bei Kurvenfahrten. Allgemein ist zu beachten, dass das Wohnmobil nicht überladen wird. Das spart nicht nur Sprit, sondern bewahrt den Urlauber auch bei Kontrollen vor möglichen Geldstrafen. Gewichtseinsparung beginnt schon bei den Lebensmitteln: statt Konserven lieber Tütensuppen, statt Dosenravioli lieber eine Packung Nudeln nehmen.
Auf was kommt es beim Fahren an?
Vor Beginn der Reise zu üben und sich so eine gewisse Fahrpraxis anzueignen, ist nicht verkehrt. Ein Wohnmobil hat im Vergleich zu einem Kleinwagen ein anderes Bremsverhalten, andere Sichtverhältnisse sowie einen ungewohnten Kurvenradius. Daher empfiehlt es sich, einige Rangier- und Parkmanöver durchzuführen. So lernt man, mit den neuen Raumverhältnissen umzugehen. Wegen des hohen Schwerpunktes sollte man lieber etwas langsamer in die Kurven gehen und grundsätzlich weiche Spur- und Richtungswechsel vornehmen, um Instabilität, Wank- oder Kippneigungen zu unterdrücken. Mehr noch als beim Pkw ist auf Seitenwind zu achten, vor allem auf Brücken und beim Überholen von Lkw.
Was ist bei der Reiseplanung zu beachten?
Auch wenn die Reise mit dem Wohnmobil Freiheit und Unabhängigkeit verspricht, zwingen Frisch- und Abwassersowie Strom- und Gasversorgung zu gelegentlichen Halts in der Zivilisation – abhängig von der Zahl der Reisenden und den Waschund Kochgewohnheiten früher oder später. In den meisten Urlaubsregionen Europas gibt es inzwischen ein recht dichtes Netz mit entsprechenden Stellplätzen unterschiedlichster Couleur für Wohnmobile. Dennoch empfiehlt sich im Vorfeld der Reise eine grobe Planung, wo ein Stopp mit Stromanschluss sowie Frischwasserverund Abwasserentsorgung möglich ist. Internetportale geben einen recht aktuellen Überblick über Stellplätze und deren Ausstattung.
Wo kann ich übernachten?
Abgesehen von Camping- und Wohnmobilstellplätzen macht das „wilde Übernachten“den Reiz des Caravanings aus. Die Regeln dafür sind von Land zu Land unterschiedlich. Während in Skandinavien das „Jedermannsrecht“gilt und jeder in einer Entfernung von mindestens 100 Metern zum nächsten Haus campen kann, sind andere Länder – auch wegen des Caravan-Booms der vergangenen Jahre – restriktiver. In Deutschland gilt die Regel, dass Fahrer zum Erhalt ihrer Fahrtüchtigkeit eine Nacht stehen bleiben können – etwa auf Parkplätzen. Informationen rund um das Thema Caravaning gibt es im Internet unter www.caravaning-info.de sowie www.wohnmobilforum.de