An allen Ecken und Enden wird gebaut
124 neue Wohnungen entstehen in Ellwangen und den Teilorten.
- Wer in Ellwangen eine Wohnung sucht, braucht Geduld oder Beziehungen oder beides. Der Markt ist ziemlich leer gefegt. Noch. Denn die Baugenossenschaft saniert gerade im Goldrain, noch dieses Jahr sind 60 Wohnungen wieder bezugsfertig (wir berichteten). Und auch sonst stehen an vielen Orten die Baukräne.
Es wird viel gebaut in Ellwangen. 124 Wohnungen werden in diesem und im kommenden Jahr auf den Markt kommen – ohne die der Baugenossenschaft. Für diese Mehrfamilienhaus-Projekte wurde zwischen Juni 2015 und April dieses Jahres die Baugenehmigung erteilt. Einige sind schon fertig, andere im Bau, wieder andere noch in der Planungsphase. Für Oberbürgermeister Karl Hilsenbek ist das eine Wohnraumoffensive im Schulterschluss von Stadt, Bauträgern und Baugenossenschaft. Und das Ergebnis eines Treffens mit allen Bauträgern, bei dem die Stadtverwaltung ihnen alle anstehenden Baugebiete vorgestellt hat.
Nachfrage in der Kernstadt ist hoch
In der Kernstadt ist die Nachfrage nach Wohnungen hoch. Zum einen ziehen Familien von auswärts zu, weil sie hier einen Arbeitsplatz bekommen haben. Davon hat das Industriegebiet inzwischen 4000 zu bieten. Weshalb in der Nähe auch das Baugebiet Beinig in Röhlingen erschlossen wurde. Zudem macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Für viele ältere Menschen aus dem Umland und den Teilorten ist die Stadt attraktiv, weil es hier Apotheker und Ärzte gibt und alles ohne Auto zu erreichen ist. Deshalb, so der OB, sei es wichtig, in der Innenstadt Wohnungen anzubieten.
Weshalb auch das Baugebiet Burgundstraße ausgewiesen wurde. Hier entstehen zwei Mehrfamilienhäuser mit 14 Wohnungen. Auch in den Baugebieten Wannenfeld und Beinig II in Röhlingen sind Mehrfamilienhäuser vorgesehen. Im Wannenfeld sind diese fünf Bauplätze für zusammen 15 Wohnungen bereits vergeben. In Beinig II ist einer der beiden Plätze für Mehrfamilienhäuser noch frei, hier sollen es acht Wohnungen werden. Viele der neuen Mehrfamilienhäuser entstehen aber auf privaten Bauplätzen wie in Schrezheim oder Rotenbach oder im ehemaligen Kaufhaus Woha mitten in der Stadt.
Den größten Schub in Sachen Wohnungsbau bringt das neue Baugebiet Karl-Stirner-Straße auf dem Gelände des ehemaligen Bundeswehrdienstleistungszentrums. Hier sollen neben Einfamilienhäusern auch 52 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern entstehen, ein Drittel davon mit sozialverträglichen Mieten. Der soziale Wohnungsbau sei sehr umstritten, sagt Hilsenbek. Weil Mieter, die im Lauf der Jahre mehr Geld verdienen und gar keinen Anspruch mehr auf eine Sozialwohnung haben, trotzdem nicht ausziehen. Nach einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft liegt die Fehlbelegungsquote bei 54 Prozent. Andererseits finden Haushalte mit geringem Einkommen keine Sozialwohnung. Eine Fehlbelegungsabgabe gibt es in Baden-Württemberg nicht.
Es braucht auch große. bezahlbare Wohnungen
Dafür neue Förderrichtlinien für den Wohnungsbau. Die sind seit 2016 endlich klar, was sicher auch zum Bauboom in der Stadt beiträgt.
Eine Alternative wäre, den Mietern über Wohngeld Zuschüsse zu geben. „Die Frage ist immer, was sozial ist.“Welche Vorgaben den Bauträgern gemacht werden und wie sie ausgestaltet werden, das überlegen gerade Klaus Ehrmann, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, und Michael Bader vom Stadtbauamt. Denkbar wären Mietpreisobergrenzen oder Wohnungen für bestimmte Personengruppen. Für Hilsenbek ist auch wichtig, dass große Wohnungen gebaut werden für Familien mit vier Kindern. Für sie gibt es kaum ein Angebot. Die Frage bleibt, wie sich bezahlbarer Wohnraum schaffen lässt und wie sich das dann auch kontrollieren lässt, sagt Hilsenbek.
Auch wenn’s viele in die Stadt zieht, dürfe man die Teilorte nicht vernachlässigen, sagt Hilsenbek. Deshalb sind in den vergangenen Jahren überall Baugebiete ausgewiesen worden. Zum Teil war die Nachfrage so groß, dass wie in Röhlingen nach Beinig I sofort Beinig II erschlossen wurde. „Die Kombination aus Stadt und Ortschaften ist sehr gut“, findet Hilsenbek. Draußen die lockerere Bebauung, drinnen die verdichtete.
Bleiben noch die Mieten, die für die neuen Wohnungen verlangt werden. Neubauten gibt’s normalerweise nicht zum Schnäppchenpreis. „Ich glaube, dass der Markt durch das große Angebot nicht überhitzt“, hofft Hilsenbek. Wenn so ein großes Angebot komme, sei die Schlange nicht mehr so lang und nicht mehr jeder Preis durchsetzbar.
Zudem kommen ja nicht nur die Wohnungen auf den Markt, die gerade im Bau sind. Es werden auch alte Wohnungen frei, wenn die Mieter selber bauen. „Dann tut sich da auch was“, sagt Michael Bader. Rein rechnerisch wären das bei 90 Bauplätzen weitere 90 Wohnungen. Dann hätte Ellwangen in diesem und dem nächsten Jahr nicht nur 124, sondern 274 neue Wohnungen. Samt der 60 von der Baugenossenschaft. „Das ist super“, sagt Hilsenbek.