Stadt sieht gute Stimmung zwischen Türken in Aalen
Oberbürgermeister und Integrationsbeauftragter haben zahlreiche Gespräche mit türkischen Vereinen geführt
- Wegen der angespannten Lage in der Türkei, welche auch das Verhältnis der Türken in Deutschland beeinträchtigt, engagiert sich die Stadt Aalen derzeit besonders für ein gutes Miteinander innerhalb der türkischen Community. Um mögliche Konflikte aufzuspüren und zu lösen, haben Oberbürgermeister Thilo Rentschler und Integrationsbeauftragter Christian Kolb zahlreiche Gespräche mit den Verantwortlichen der großen türkischen Vereine in Aalen geführt.
Ihr Zwischenfazit: Angesichts des Türkei-Referendums herrsche unter den Türken weiterhin Toleranz. Man respektiere die Meinung des anderen, egal, ob er nun für ein Präsidialsystem in der Türkei sei oder dagegen, teilte Integrationsbeauftragter Kolb den „Aalener Nachrichten“mit.
Vor wenigen Wochen berichtete unsere Zeitung von den Gräben zwischen Menschen mit türkischen Wurzeln in Aalen. Zahlreiche Befragte sprachen von einem zunehmend schwierigen Verhältnis der Türken untereinander. „Du bist für oder gegen Erdogan – das heißt, bist du für oder gegen mich“, formulierte einer von ihnen. Erst vor wenigen Tagen bekräftigten Gülen-Anhänger diese Position gegenüber den „Aalener Nachrichten“. Sie fühlen sich nach wie vor diskriminiert. Eine Befragte forderte deshalb damals von Aalens Oberbürgermeister, aktiv zu werden und sich schlichtend einzubringen.
Diesem Ruf ist die Stadt gefolgt. Bei den Gesprächen habe er allerdings ein durchweg positives Bild bekommen, sagte Kolb am Donnerstag. „Alle Vereine teilten uns mit, dass es keine großen Anfeindungen in der türkischen Community gibt und die politische Meinung der anderen untereinander respektiert wird.“
Die Stadt sei bereit, bei Konflikten schlichtend zu vermitteln und habe den Vereinen deshalb einen großen runden Tisch angeboten, um gemeinsam über eventuelle Probleme zu sprechen. Dies sei nun erst einmal nicht nötig, schlussfolgerte Kolb. „Wir wollen uns diese Option aber vorbehalten. Ein runder Tisch kann bei Bedarf weiterhin stattfinden“, lautet sein Angebot.
Die in Deutschland lebenden Türken haben bereits im Vorfeld über ein Präsidialsystem abgestimmt. Die Wahlbeteiligung lag bei knapp 50 Prozent. In der Türkei findet das Referendum am kommenden Sonntag statt. Präsident Recep Tayyip Erdogan könnte danach deutlich mehr Macht bekommen.