Grenzerfahrungen
Tatort: Sturm (Mo., ARD, 20.15 Uhr) -
Dieser zehnte Dortmunder Tatort wurde schon einmal wegen des Berliner Attentats vor Weihnachten verschoben. Ihn nun wegen des Anschlags auf den BVB-Bus erneut zu verschieben, hat der WDR abgelehnt. Begründung: Der „Tatort“könne „aufgrund der zeitaktuellen inhaltlichen Ausrichtung der Realität nicht ständig ausweichen“.
Zum Fall: Zwei Polizisten werden nachts erschossen, in der Nähe entdeckt Kommissar Faber (Jörg Hartmann) einen Bankangestellten, der einen Sprengstoffgürtel trägt. Es ist ein zum Islam konvertierter Christ. Jetzt gilt’s herauszufinden, ob Gotteskrieger am Werk sind oder ein Einzeltäter. Eigentlich hätte sich der emotionale Kampf von Faber und seinen drei Kollegen nach der gruppendynamischen Eskalation im neunten Tatort weiterentwickeln können. Tut er aber nicht. In diesem Krimi, der fast in Echtzeit erzählt wird, agieren die vier einzeln. Was brutal mit Kopfschüssen beginnt, wird inhaltlich bald ruhiger. Aber die Spannung der von Regisseur Richard Huber temporeich inszenierten Geschichte hält sich. Ebenso die Anspannung aller Beteiligten. Viel wird hineingepackt: Todesangst, Eifersucht, Rache, IS, Rekrutierung von jungen Kämpfern. Harte Kost, aber sehr real und gut erzählt als „Geschichte von Grenzerfahrungen, zwischen Normalität und Irrsinn, zwischen Krimi und Kriegsfilm“, wie die Drehbuchautoren treffend sagen.