Frühstücksei mit Stil genießen: Klopfen statt köpfen
Wie meinen Sie? Angesichts der Weltlage sei es völlig egal, wie man ein Ei öffnet? Mag sein, aber die Details unserer Lebensart können wir wenigstens noch kontrollieren. Und da wollen wir dem schönen glatten Ei doch nicht einfach so, zack, den Kopf abschlagen! Da zeigt man Feingefühl und klopft dem Ei ganz zart mit der Rückseite des Löffels die obere Schale in feine Stückchen, die man behutsam abschält, um die Morgengabe des guten Huhns in ihrer ganzen unbeschädigten, weiß schimmernden Pracht zu enthüllen.
In unserer Familie lässt sich in dieser Frage leider keine Einigkeit erzielen. Während ich mich mit der Löffelklopfmethode um elegante Frühstückssitten bemühe, macht der Gatte mit dem Messer kurzen Prozess. Und unser Enkel Aleks (6) will das auch, nachdem ihm nach dem vorschriftsmäßigen Schälen im Oma-Stil ein Stück Eierschale zwischen die Zähne geriet. „Iiih, Oma, aufhauen!“ist seither die Parole. Aleks’ Bruder Theo (8) beteiligt sich nicht an der Diskussion, er findet gekochte Eier eklig.
Nur am Ostersonntag triumphiert die Tradition, wenn wir uns beim Eiertitschen gegenseitig die Schale aufklopfen. Sieger ist der mit dem härtesten Ei. Zugegeben, das klingt auch nicht vornehm. Und am Ende gibt’s Eiersalat. beilagenredaktion@schwaebische.de
Das Sprichwort sagt: So wie einer isst, so arbeitet er auch. Eben. Und deshalb köpfe ich mein Frühstücksei. Das ist schnell, praktisch und effektiv. Obwohl ich bekennende Pazifistin bin, bevorzuge ich früh am Morgen die Henker-Technik: ein gezielter Hieb, perfekt angesetzt und exakt dosiert. Ein wenig Feingefühl – man mag es bei dieser brachialen Methode kaum glauben – gehört allerdings dazu. Denn wird das Frühstücksei zu tief geköpft, fließt das flüssige Eigelb wie Lava bei einem Vulkanausbruch auf allen Seiten klebrig-zäh herunter. Eine Riesensauerei! Wird zu heftig zugeschlagen, fliegt der kleine Eihut wie eine Rakete über den Tisch. Das kann – je nach Landeplatz – peinlich werden. Deshalb merke: Das Eierköpfen ist eine hohe Kunst. Das sollten sich auch meine lieben Kollegen hinter die Löffel schreiben. Denn beim wöchentlichen Brainstorming übers aktuelle „Pro und Contra“duckten sie sich alle weg mit der Bemerkung, sie würden sowieso niieee gekochte Eier essen. Weder hart noch weich, auch nicht zum Frühstück und an Ostern schon gar nicht. Der reinste Eiertanz, sage ich Ihnen. So blieb es also an mir hängen, ein paar humorige Zeilen zu diesem Thema, das dieser Tage die Welt bewegt, beizusteuern. Sind die jetzt das Gelbe vom Ei? Ach, zum Henker mit den Kollegen! s.haefele@schwaebische.de