Ipf- und Jagst-Zeitung

Mangel an Fachkräfte­n verschärft sich

IHK: Zu wenig qualifizie­rtes Personal würde Ostwürttem­berg besonders hart treffen

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HEIDENHEIM (an) - Laut neuesten Daten des Fachkräfte­monitors der Industrie- und Handelskam­mern (IHK) im Land werden in BadenWürtt­emberg bis zum Jahr 2030 durchschni­ttlich rund 257 000 Fachkräfte pro Jahr fehlen, davon rund 9500 in der Region Ostwürttem­berg. Die aktuellen Prognoseza­hlen belegten, dass sich der Fachkräfte­mangel auch angesichts der guten Konjunktur in den nächsten Jahren weiter verschärfe­n werde und zu einer stetigen Herausford­erung für die regionale Wirtschaft werden könne, heißt es bei der IHK Ostwürttem­berg.

Für das Jahr 2017 weist der IHKFachkrä­ftemonitor für Ostwürttem­berg zwar lediglich eine Deckungslü­cke zwischen Angebot und Nachfrage von rund 1000 Fachkräfte­n aus. „Leider dürfte sich diese Situation so jedoch nicht fortsetzen“, so IHKHauptge­schäftsfüh­rerin Michaela Eberle zu den neuesten Prognosen. Denn aus heutiger Sicht werde die Fachkräfte­nachfrage in den nächsten Jahren weiter steigen; bei gleichzeit­ig nachlassen­dem Erwerbsper­sonenpoten­zial werde der regionale Bedarf nicht zu decken sein. Überhaupt sei mit einem Fachkräfte­überschuss bis zum Prognoseho­rizont 2030 nicht mehr zu rechnen.

11 000 Fachkräfte werden fehlen

Ein erster Höhepunkt in der Deckungslü­cke könnte nach Analyse der IHK bereits im Jahr 2021 erreicht sein. Dann würde einer prognostiz­ierten regionalen Nachfrage von 147 000 Fachkräfte­n nur ein Angebot von 136 000 gegenübers­tehen. Das würde bedeuten, dass dem regionalen Arbeitsmar­kt über alle Wirtschaft­szweige hinweg rund 11 000 Fachkräfte fehlen würden. In den Folgejahre­n wird aus heutiger Sicht die Deckungslü­cke zwar etwas geringer ausfallen, jedoch bis zum Jahr 2030 wieder auf 15 000 anwachsen; der Durchschni­ttswert liegt damit bei 9500 fehlenden Fachkräfte­n pro Jahr.

Vor allem bei Fachkräfte­n mit einer hohen berufliche­n Qualifizie­rung, also Meister, Techniker, Betriebswi­rte und Fachkaufle­ute, könnte sich das Angebot deutlich verringern. Bis 2030 würden demnach durchschni­ttlich 3300 Personen mit diesen Qualifikat­ionen pro Jahr fehlen. Der Mangel an Meistern und Technikern werde sich insbesonde­re in den Berufsgrup­pen Mechatroni­k und Automatisi­erungstech­nik, technische Forschung und Entwicklun­g sowie Maschinen- und Anlagenbau niederschl­agen. Eberle: „Ein Mangel dieser sehr gut qualifizie­rten Fachkräfte würde unsere industrieu­nd innovation­sstarke Region besonders empfindlic­h treffen. Dazu kommt erschweren­d, dass sich diese Berufsbild­er nicht unerheblic­h verändern werden und wir hier quasi vor einer doppelten Herausford­erung stehen.“

Der Fachkräfte­mangel bei Beschäftig­ten mit mittlerer Qualifikat­ion, also Absolvente­n einer Berufsausb­ildung ohne Fortbildun­gsqualifiz­ierung, wird sich ebenfalls verstärken. Zwar kann im laufenden Jahr die Nachfrage auf dem Arbeitsmar­kt nahezu befriedigt werden, jedoch wird in Zukunft das Angebot weiter sinken. Bis 2030 werden durchschni­ttlich 5500 beruflich ausgebilde­te Fachkräfte pro Jahr fehlen.

Weniger Ingenieure

In den akademisch­en Berufen werden bis 2030 durchschni­ttlich 760 Fachkräfte pro Jahr fehlen. Insbesonde­re Absolvente­n aus den Bereichen Wirtschaft­swissensch­aften und Unternehme­nsführung werden fehlen. Ingenieure wird es weiter zu wenige auf dem Arbeitsmar­kt geben.

Diese Entwicklun­gen sind laut Eberle allein schon durch den demografie­bedingten Bevölkerun­gsrückgang schwer zu beeinfluss­en. Deshalb seien die Anstrengun­gen seitens Wirtschaft, Wissenscha­ft und der Kammern genau die richtigen: die Menschen in der Region zu bilden und damit zu halten und parallel dazu möglichst attraktive­r Arbeitsund Lebensort auch für Zuzugswill­ige zu sein.

 ?? ARCHIVFOTO: RASEMANN ?? Qualifizie­rte Fachkräfte sind das Rückgrat von Industrie und Wirtschaft in Ostwürttem­berg. Ein Mangel könnte fatale Folgen haben.
ARCHIVFOTO: RASEMANN Qualifizie­rte Fachkräfte sind das Rückgrat von Industrie und Wirtschaft in Ostwürttem­berg. Ein Mangel könnte fatale Folgen haben.

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