Der Mann hinter McDonald’s
„The Founder“– Manchmal darf es auch im Kino Fast Food sein
Schon der Titel dieses Filmes ist übertrieben – und genau das macht ihn so gut: „The Founder“steht da auf dem Filmplakat, also „Der Gründer“. Rot dominiert im Vordergrund das Poster, im Hintergrund ist ein geschwungener goldener Bogen zu sehen. Von Anfang an ist klar: Es geht um McDonald’s. Die Übertreibung liegt darin, dass es in John Lee Hancocks Filmbiografie genaugenommen eben nicht um den Gründer der Fast-Food-Kette geht. Ray Kroc ist lediglich der Mann, der sie groß gemacht hat.
Am Anfang des Dramas ist Kroc (Michael Keaton, „Birdman“, „Batman“) ein glückloser Handelsvertreter, der in US-Käffern versucht, Restaurantbetreibern einen Edelstahlmixer zu verkaufen. Das scheint ein aussichtsloses Unterfangen, bis schließlich eine Bestellung für sechs dieser Ungetüme eintrudelt. Kroc will wissen, wer hinter diesem Auftrag steht und lernt die Brüder Mac und Dick McDonald kennen, die ein neuartiges Restaurant betreiben: ausgerichtet auf Familien, ohne Besteck und nur mit wenigen einzeln in Papier verpackten Gerichten. Kroc ist begeistert. Er überredet die Brüder, „McDonald's“zur Kette aufzublasen und drängt sie schließlich aus ihrem eigenen Geschäft. Dabei wird aus dem freundlichen Glückssucher ein raffgieriger Burgertycoon.
Regisseur John Lee Hancock hatte bisher Erfolg mit leicht verdaulichem Wohlfühl-Arthouse wie dem Footballer-Drama „Blind Side – Die große Chance“und „Saving Mr. Banks“. Und auch in „The Founder“ist wieder zu spüren, dass Hancock sich nicht traut, die dunklen Seiten Krocs wirklich auszuloten. Mehrdimensionale Frauenrollen fehlen ebenfalls. Furchtbar unter Wert muss sich beispielsweise die in ihren wenigen Szenen wie immer exzellente Laura Dern verkaufen. Genauso wird ausgeblendet, welche Auswirkungen die von McDonald's angetriebene Fast-Food-Kultur auf die US-Gesellschaft hat.
Michael Keaton gewohnt stark
Dennoch: Hancock tischt eine sehr solide Film-Biografie auf, die vor allem dann überzeugt, wenn sie abstrakte Geschäftsprozesse in spannende Filmsequenzen überträgt. Herausragend ist beispielsweise ein Rückblick, in dem die McDonald’s- Brüder erklären, wie sie auf einem Parkplatz mit Kreide das Layout des Restaurants geplant haben: Stoppuhr in der Hand, auf dem Kreideplan stehende und herumhantierende Restaurantmitarbeiter inklusive.
Und dann wäre da noch der gewohnt starke Michael Keaton im Zentrum. Er spielt Kroc überzeugend, wenn auch mit etwas unklaren Motiven. Der wahre Charakter seiner Figur bleibt vage, aber genau das passt zur Grundidee des Films. Innovation ist in dieser Welt schon für sich genommen erstrebenswert, egal, ob sie von einem Überzeugungstäter mit Herz kommt oder von einem Vertreter, der nur ein gutes Geschäft wittert. Und genauso gleichgültig ist es, wer dabei auf der Strecke bleibt, frühere Geschäftspartner genauso wie die eigene Ehefrau.
Am Ende bleibt „The Founder“ein Film, der seltsam genau zu seinem Thema passt: Manchmal darf es schließlich auch im wahren Leben Fast Food sein und oft bereitet das sogar ordentlich Vergnügen. Aber an die Raffinesse eines Vier-Gänge-Menüs kommt es nicht heran. (dpa)