Bauern kritisieren „Auflagenflut“
Hauptversammlung der Unabhängigen Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Ostalb
(ij) - Auf der Hauptversammlung der Unabhängigen Erzeugergemeinschaft für Schlacht- und Nutzvieh (UEG) Hohenlohe-Ostalb in Jagstzell haben die Verantwortlichen eine positive Jahresbilanz gezogen. Die UEG habe 2016 die Zahl der vermarkteten Tiere leicht steigern können. Das sei in der jetzigen Situation „ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis“, betonte der Vorsitzende Holger Bölz aus Waldtann. Schließlich befände sich die Branche in einem Strukturwandel, der Markt sei insgesamt rückläufig.
In seinem Jahresrückblick stellte Bölz die schwierige Lage der Landwirtschaft in den Mittelpunkt seiner Ausführungen. Die massiv gefallenen Milchpreise hätten die Veredlungsbetriebe „wirtschaftlich sehr stark getroffen“, so Bölz. Als Folge hätten erneut einige Betriebe die Milchviehhaltung und auch die Rinderhaltung aufgegeben.
Politikern fehlt „zum Teil jeglicher Bezug zur fachlichen Praxis“
Auch das Wetter machte es den Bauern zuletzt nicht leicht. Nach Überschwemmungsphasen folgten Trockenperioden, so dass Missernten verzeichnet wurden. Große Sorgen macht sich der Vorsitzende über die ständig steigenden bürokratischen Auflagen, die den Betrieben die Luft zum Atmen nähmen.
„Die Auflagenflut ist kaum noch umzusetzen“, schimpfte Bölz und stellte fest, dass den politischen Entscheidern „zum Teil jeglicher Bezug zur fachlichen Praxis“fehle. Die Bauern könnten sich dem aber nicht entziehen, da viele Zuschüsse daran gekoppelt seien. Und ohne staatliche Zuwendungen könne ein landwirtschaftlicher Betrieb heute gar nicht mehr bestehen. Diese Abhängigkeit der Landwirtschaft sei von der Politik so gewollt, mutmaßte Bölz und stellte weiter fest, dass kein Betrieb aus der Wirtschaft so mit sich umspringen lassen würde.
Trotzdem macht Holger Bölz den Mitgliedern der UEG Hohenlohe Ostalb Mut, da sich am Markt eine Trendwende abzeichne. Die UEG stelle sich für die Zukunft auf. Nachdem der langjährige Außendienstmitarbeiter Josef Deeg aus Tannhausen Ende Februar in den Ruhestand gegangen ist, sei mit Helmut Hermann schnell ein Nachfolger gefunden worden, der sich zwischenzeitlich gut in die Materie eingearbeitet habe.
Geschäftsführer Karl Bäuerlein stellte in seinem Geschäftsbericht heraus, dass man trotz anhaltendem Strukturwandel im Jahr 2016 21 Neukunden gewinnen konnte. Die UEG vermarktete von 421 Betrieben 8272 Rinder mit einem Umsatz von fast 9 Millionen Euro. In einem teilweisen turbulenten Markt sei das „ein sehr gutes Ergebnis“, unterstrich Bäuerlein. Mit dem Ulmer Schlachthof habe die UEG zudem ein Fleischprogramm nach Produkt ions richtlinien des Qualitätsz eichens von Baden-Württemberg kreiert, das den Bullenmästern einen Mehrwert bringe.
Herbert Klein von der UEG Hohenlohe-Franken, zuständig für die Finanzen der UEG, berichtete von einem „zufriedenstellenden Ergebnis“für eine gemeinnützige bäuerliche Selbst vermarktung sein richtung. Man wolle keine großen Gewinne erzielen, sondern den Mitgliedern einen „hervorragenden Auszahlungspreis“garantieren. Nichtsdestoweniger stehe die U EG auf stabilen finanziellen Füßen; sie habe in den letzten Jahren ihre Eigenkapitaldecke ständig verbessern können.
Zu einem interessanten Thema, der Blauzungenkrankheit, referierte Tierarzt Thomas Hofmann aus Fichtenau. Erstmals im 18. Jahrhundert in Südafrika aufgetreten, hat sich diese Krankheit mittlerweile über die ganze Welt ausgebreitet. Den Rinderhaltern entsteht dadurch weltweit ein Schaden von rund drei Milliarden Euro, in Deutschland rund 200 Millionen Euro. Übertragen wird die Blauzungenkrankheit hauptsächlich über die Bartmücke (Gnitzen), ähnlich wie bei der Malaria.
Blauzungenkrankheit: Impfung wird empfohlen
Kälber von erkrankten Kühen weisen oft Missbildungen auf; bei betroffenen sind auch Gefäßverschlüsse feststellbar, weshalb die Organe blau anlaufen. Hofmann riet den Rinderzüchtern zu Impfungen, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Mirjam Lechner, Tierschutzbeauftragte der UEG Hohenlohe-Franken und auch Produktionsberaterin stellte den Bauern abschließend noch die neuesten Trends und Tierschutzthemen vor. Vor allem müsse auf die neuesten Tiertransportregelungen geachtet werden.