Ipf- und Jagst-Zeitung

Reichsbürg­er machen Staatsanwä­lten Mühe

Anhänger der Bewegung treten auch in Ellwangen in Erscheinun­g

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(möc) - „Zu meiner Zufriedenh­eit habe ich in letzter Zeit gesehen, dass das Thema Reichsbürg­erbewegung vom Staat ernst genommen wird.“Das hat der Leitende Oberstaats­anwalt Andreas Freyberger bei der Jahrespres­sekonferen­z der Staatsanwa­ltschaft Ellwangen gesagt. Und nicht ohne Grund.

Denn auch die Staatsanwa­ltschaft Ellwangen hat mit den verschiede­nen Gruppierun­gen, die unter dem Namen „Reichsbürg­er“zusammenge­fasst werden, mehr zu tun, als ihr lieb ist. Gemeinsam ist jenen laut Freyberger, dass sie die Bundesrepu­blik Deutschlan­d und ihre Behörden nicht anerkennen. Sie behaupten, das Deutsche Reich bestehe bis heute fort. Das hat Folgen.

„Eine richterlic­he Ladung zum Beispiel interpreti­ert ein Reichsbürg­er als ein Vertragsan­gebot, das er annehmen kann oder nicht“, erklärte Freyberger. Meistens lehne der Reichsbürg­er das „Angebot“ab und drohe im Fall einer neuen Ladung mit Schadenser­satzforder­ungen.

Vor diesem Hintergrun­d schilderte der Leitende Oberstaats­anwalt die Mühe, die die Querulante­n der Staatsanwa­lt Ellwangen machten, unter drei Aspekten. Erstens machten die sogenannte­n Reichsbürg­er sehr umfangreic­he Eingaben, „oft über viele Seiten“, so Freyberger. Seine Behörde sei verpflicht­et, diese Eingaben vollständi­g zur Kenntnis zu nehmen.

Zweitens seien Fälle bekannt, in denen sogenannte Reichsbürg­er horrende Schadenser­satzforder­ungen gegen Staatsbedi­enstete erhoben hätten. Über gewundene Kanäle im Ausland – eine Zeit lang über Staaten wie Malta – hätten sich Einzelne tatsächlic­h über diese Forderunge­n Titel verschafft. „Es kam zu Fällen, in denen von Behördenan­gehörigen Tausende verlangt wurden“, so Freyberger. Schon deshalb müsse man die Schriftsät­ze von Reichsbürg­ern genau beachten, damit die Alarmglock­en rechtzeiti­g schrillen.

Drittens könnten sogenannte Reichsbürg­er sehr gefährlich sein. Das habe zum Beispiel der Fall eines ihrer Anhänger gezeigt, der in Mitttelfra­nken einen Polizisten erschoss.

Auch in Ellwangen, Heidenheim, Crailsheim und Schwäbisch Gmünd hat es laut Freyberger schon Ermittlung­sverfahren gegen sogenannte Reichsbürg­er gegeben. In Ellwangen seien ihre Anhänger einmal geballt aufgetrete­n. Die Hauptverha­ndlung habe durch die Vollzugspo­lizei des Gerichts gesichert werden müssen, um eine Eskalation zu verhindern. „Mit Gewaltexze­ssen hatten wir es bei uns aber noch nicht zu tun“, berichtete der Leitende Oberstaats­anwalt.

Laut Wikipedia entstand die Reichsbürg­erbewegung in den 1980er Jahren und tritt seit 2010 verstärkt auf. „Subjektiv haben wir mehr Eingaben als früher“, sagt auch Freyberger.

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GRAFIK: THORSTEN VAAS Die Grafik zeigt, zu welchen Ergebnisse­n die Ermittlung­sverfahren der Staatsanwa­ltschaft Ellwangen 2016 geführt haben. In sieben Prozent der Fälle wurde Anklage erhoben, in 16 Prozent kam es zum Strafbefeh­l und damit einer Sanktion, die ohne...

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