Die Lokalmatadorin begeistert weiter
Siegemund erreicht in Stuttgart Halbfinale – Scharapowa will nicht über Doping reden
(SID) - Laura Siegemund ist in ihrer Wohlfühloase erneut ins Halbfinale eingezogen und stellt beim WTA-Turnier in Stuttgart selbst das weiterhin erfolgreiche Comeback von Superstar Maria Scharapowa in den Schatten. Die Metzingerin Siegemund, nur dank einer Wildcard im Turnier, setzte sich nach einem Marathon-Match über 3:10 Stunden gegen Karolina Pliskova (Tschechien/Nr. 2) 7:6 (7:3), 5:7, 6:3 durch.
„Ich bin sehr stolz, denn ich hatte einen Mega-Druck. Es hat richtig Bock gemacht zu spielen“, sagte die Siegerin, „es war großartiges Tennis, was wir beide gezeigt haben.“
Scharapowa hatte zuvor den dritten Sieg in Folge nach dem Ablauf ihrer Dopingsperre gefeiert. Die Russin erreichte durch ein 6:3, 6:4 gegen Qualifikantin Anett Kontaveit (Estland) die Vorschlussrunde.
Siegemund, die im ersten Durchgang beim Stand von 2:5 zwei Satzbälle abwehrte, ist nach dem überraschenden Achtelfinal-K.o. von Titelverteidigerin Angelique Kerber (Kiel/Nr. 1), die weiter auf ihren Durchbruch in diesem Jahr wartet, die einzig verbliebene deutsche Starterin im Feld. „Für gute Leistungen muss ich mich wohlfühlen. Und hier geht es mir besser als bei jedem anderen Turnier“, sagte Siegemund, die die 4500 Zuschauer immer wieder zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Die Metzingerin trifft am Samstag (18.30 Uhr/DAZN) entweder auf die Rumänin Simona Halep (Nr. 4) oder Anastasija Sevastova aus Lettland (Spiel bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe nicht beendet). Scharapowa, deren 15-monatige Sperre wegen Meldoniummissbrauchs erst am Dienstagnacht abgelaufen war, bekommt es mit Kerber-Bezwingerin Kristina Mladenovic (Frankreich) zu tun.
Siegemund entzauberte bei ihrem Lieblingsturnier US-Open-Finalistin Pliskova mit ihrem variantenreichen Spiel und den gefürchteten Stopps. Es war ihr insgesamt fünfter Erfolg gegen eine Top-Ten-Spielerin in Stuttgart. Dabei überlässt die Weltranglisten-49. in diesen Tagen nichts dem Zufall. Wie bei ihrem überraschenden Finaleinzug 2016 schläft Siegemund auch diesmal nicht in ihrer nahegelegenen Wohnung, sondern verbringt die Nächte im Hotel.
Scharapowa indes genießt in Stuttgart jede einzelne Minute auf dem Court. „Je mehr Matches ich gewinne, umso mehr Selbstvertrauen bekomme ich. Und das bedeutet, dass ich mich immer besser fühle“, sagte die 30-Jährige, die das Sandplatzevent bereits dreimal (2012-2014) gewonnen hat.
Gereizt reagiert Scharapowa nur, wenn es um ihre Doping-Vergangenheit geht. „Das ist eine unangemessene Frage“, antwortete die fünfmalige Major-Gewinnerin in der Pressekonferenz einem Journalisten. Der Brite hatte wissen wollen, ob Scharapowas Team um Coach Sven Groeneveld von ihrer Meldonium-Einnahme gewusst habe und nach der Sperre sauer auf sie gewesen sei.
Auch als Scharapowa auf die ab 1. Mai 2017 verschärften Doping-Bestimmungen der ITF angesprochen wurde, reagierte sie schmallippig: „Das ist großartig. Ich befürworte das.“Eine Nachfrage ignorierte sie.
Während sich Siegemund am Freitag für ihren Halbfinal-Einzug feiern lassen durfte, hatte Angelique Kerber am Vortag ihr Scheitern gegen die Französin Kristina Mladenovic (2:6, 5:7) erklären müssen. Geduldig hatte sie sich den unbequemen Fragen nach den Gründen ihrer fehlenden Form gestellt. Durchaus selbstkritisch zwar, aber die Ratlosigkeit war der Weltranglistenzweiten anzumerken. „Ich werde versuchen, dieses Match so schnell wie möglich zu vergessen“, hatte die 29-Jährige nach „einem meiner schlechtesten Spiele in den letzten Monaten“gesagt.
Eine Bilanz dürfte das „Team Angie“aber besonders alarmieren. Gegen eine Konkurrentin aus den Top 20 der Weltrangliste hat Kerber in diesem Jahr noch kein einziges Match gewonnen, aber sieben Niederlagen kassiert – und dabei lediglich zwei Sätze geholt. Zum Vergleich: Zum selben Zeitpunkt des Vorjahres lautete Kerbers Siegbilanz im Duell mit den besten 20 Spielerinnen: 8:2. „Ich weiß, was ich kann, und zeige es auch im Training“, sagte sie nach dem neuerlichen Rückschlag gegen Mladenovic.