Ermittlungen gegen Mautsammler wegen Betrug
Toll-Collect-Manager sollen überhöhte Kosten veranschlagt haben – Schaden auf drei Millionen Euro geschätzt
BERLIN (dpa) - Mitarbeiter des Maut-Betreibers Toll Collect sollen den Staat um mehrere Millionen Euro betrogen haben. Ermittler durchsuchten am Mittwoch die Unternehmenszentrale in Berlin, wie Staatsanwaltschaft und Polizei mitteilten.
Die Behörden haben mehrere Manager im Verdacht, dem Bund für die Ausweitung der Lkw-Maut auf ausgewählte Bundesstraßen im Jahr 2012 überhöhte Kosten veranschlagt zu haben. In den Folgejahren habe der Bund deshalb zu viel Geld an Toll Collect überwiesen. Die Ermittler sprachen von mehreren Millionen Euro Schaden, die genaue Höhe werde noch ermittelt.
Wie die Behörden mitteilten, hatte ein früherer Mitarbeiter die Ermittler auf die Spur gebracht. Er habe Anzeige erstattet. Eine Toll-Collect- Sprecherin sagte: „Wir unterstützen die Behörden bei ihrer Arbeit.“Nach einer Verfahrensunterlage, die der dpa vorliegt, beträgt der Schaden für den Bund bis zu drei Millionen Euro jährlich.
Hinter Toll Collect stehen als Mehrheitsgesellschafter der Autobauer Daimler und die Deutsche Telekom. Das Unternehmen kassiert seit 2005 im Auftrag des Bundes die Lkw-Maut in Deutschland. Das Bundesverkehrsministerium stellte den Ermittlern Unterlagen zur Verfügung, wie ein Sprecher mitteilte. „Die Ermittlungen gilt es abzuwarten.“Über die Durchsuchung am Mittwoch sei das Ministerium nicht informiert gewesen.
Derzeit wird ein Betreiber für die Zeit von 2018 bis 2030 gesucht, auch Toll Collect bewirbt sich. Der Linken-Verkehrspolitiker Herbert Behrens forderte: „Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, muss der Bund Toll Collect sofort übernehmen und darf den Mautbetrieb nicht erneut an Private vergeben.“
Der Grünen-Haushälter SvenChristian Kindler warf Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) vor, mit den Mehrheitsgesellschaftern Daimler und der Deutschen Telekom zu klüngeln. „Toll Collect versucht den Bund, überall wo es geht, über den Tisch zu ziehen.“Auch der SPD-Fraktionsvize Sören Bartol schoss in der „Passauer Neuen Presse“(Donnerstag) gegen das Ministerium: „Es braucht immer zwei: Einer, der betrügt und einer der sich betrügen lässt.“