„Wasserschutz ist Rohstoffsicherung“
Abtsgmünd will aus Schutzgründen keinem weiteren Abbau von Rohstoffen zustimmen
SCHWÄBISCH GMÜND/ABTSGMÜND - Bei den Beratungen im Regionalverband Ostwürttemberg ist es zu einer unerwarteten Wendung gekommen. Die Mehrheit der Verbandsmitglieder hat gegen den Vorschlag zur Teilfortschreibung der Rohstoffsicherung im Regionalplan gestimmt. Die Entscheidung hat Auswirkungen auf die Verabschiedung des Gesamtregionalplans.
Das Ergebnis der Abstimmung hat viele Verbandsmitglieder doch überrascht, ja beinahe überrollt. Bei der jüngsten Versammlung des Regionalverbandes, hat die Mehrheit der Mitglieder gegen den vorgelegten Entwurf der Teilfortschreibung zur Rohstoffsicherung gestimmt – und somit auch den Entwurf und die Abstimmung über den Gesamtregionalplan auf Eis gelegt. Jetzt wird heftig darüber debattiert, welche Auswirkungen das auf die Region hat. Ein vereinfachtes Beispiel: Eine Gemeinde plant ein neues Wohnbaugebiet. Gleichzeitig aber befinden sich wertvolle Rohstoffe im Boden. Eine Abwägung der vorrangigen Nutzung wird vorgenommen. Beachtet werden müssen dabei auch Belange wie Umwelt- und Naturschutz und viele andere Aspekte. Ein hochkomplexer Prozess, der viele Beratungen nötig macht. Der zuständige Regionalverband kümmert sich um die Regionalplanung und nimmt eine vermittelnde Stellung zwischen gesamtstaatlicher Planung (Landesentwicklung) und kommunaler Gemeindeentwicklung ein. Indem die Regionalplanung Grundsätze und Ziele für Raumordnung aufstellt, erzeugt sie gleichzeitig auch eine Planungssicherheit für Gemeinden. Der Regionalplan legt also langfristig die ökonomischen und ökologischen Perspektiven in einer Region fest.
Kiemel: Grundwasser kann verunreinigt werden
Nun sind Verbandsberatungen und Aussprachen über die Teilfortschreibung zur Rohstoffsicherung eigentlich keine spektakuläre Sache. Im Falle Abtsgmünd hat der Gemeinderat aber nochmals über die Ausweitung eines schon bestehenden Abbaugebietes in der Sandgrube „Lutstrut“beraten. Seit vielen Jahren wird dort Mürbsandstein abgebaut, der vor allem im Baugewerbe Verwendung findet. Die jetzt vom Regionalverband vorgeschlagene Erweiterungsfläche liegt in der Wasserschutzgebietszone III und in der Nähe des Tiefenbrunnens „Berrothsbrunnen“sowie dem Ursprung der Bühler.
„Ich habe von Anfang an meine Bedenken zwecks der Flächenausweitung in diesem Bereich bekundet und mehrmals auch schriftlich beim Regionalverband eingereicht. In den Verbandssitzungen habe ich meine Bedenken auch münchlich geäußert. Von einer überraschenden Entwicklung kann also keine Rede sein“, meint Bürgermeister Armin Kiemel. Dabei geht es nicht einmal um den vorgesehenen Abbau selbst, sondern hauptsächlich um die anschließende Verfüllung der Sandgrube. „Ich weiß nicht 100-prozentig, welches Material dazu verwendet wird. Die Gefahr, dass bei einer nicht sachgemäßen Verfüllung das Grundwasser verunreinigt werden kann, ist nicht vollständig auszuschließen. Einem Antrag von meiner Seite, ein hydrogeologisches Gutachten zu erstellen, ist man vonseiten des Regionalverbandes bis heute nicht nachgekommen. Das Wasser aus dem Berrothsbrunnen dient hauptsächlich der Wasserversorgung der Einwohner von Pommertsweiler. Wenn ich also dagegen bin, dann nur aus dem Grund, dass ich im Falle des Grundwassers auch lebenswichtige Rohstoffsicherung betreibe“, sagt Kiemel.
Für den Abtsgmünder Bürgermeister hat die Sicherung der Wasserversorgung für die insgesamt betroffenen 850 Einwohner absoluten Vorrang vor den Interessen eines Unternehmens.
Den Vorwurf anderer Verbandsmitglieder, mit seiner ablehnden Haltung, eventuell einen Rohstoffmangel heraufzubeschwören und damit Abbauunternehmen und Baufirmen, wissentlich in Schwierigkeiten zu bringen, kann Kiemel gar nicht nachvollziehen. „Von Rohstoffmangel kann zum jetzigen Zeitpunkt gar keine Rede sein. Wir sprechen hier vom Ausweis eines übernächsten Vorranggebietes mit einer Größe von gerade mal fünf Hektar. Zurzeit stehen noch über vier Hektar Fläche für den Oberflächenabbau von Mürbsandstein zur Verfügung. Das reicht für eine Weile aus. Außerdem bedeutet der Ausweis eines Vorranggebietes noch lange keine Genehmigung zum Abbau. Die Planung dient lediglich zum Schutz der Flächen“, betont Kiemel.
Auch Dischingen erhält Mehrheit für seinen Antrag
In derselben Verbandsversammlung hat auch Dischingen einen Antrag für die Herausnahme der Teilfortschreibung des Abbaugebietes auf ihrer Gemarkung gestellt – und ebenfalls die Mehrheit für ihren Antrag bekommen. Daraufhin verkündete der Regionalverband Ostwürttemberg, dass kein Beschluss zur Teilfortschreibung der Rohstoffsicherung gefasst werden könne und somit auch über keine Fortschreibung des Gesamtregionalplans abgestimmt werden könne.