Netzwerk hinter Manchester-Anschlag „zu großen Teilen“zerschlagen
Untersuchungen zum Anschlag: Attentäter „von Rache getrieben“– Höchste Warnstufe in Großbritannien gilt weiterhin
- Vier Tage nach dem Anschlag von Manchester sind die Ermittlungen nach Angaben der Polizei weit vorangeschritten. Das islamistische Netzwerk hinter dem Attentat sei „zu großen Teilen“zerschlagen, erklärte die Anti-Terror-Polizei. Am Freitagabend nahm die Polizei einen 44-jährigen Mann im Stadtteil Rusholme unter Terrorverdacht in Gewahrsam. Damit sitzen neun Männer hinter Gittern. Zudem wurden in Libyen der Vater und der ältere Bruder des Attentäters festgenommen.
Die Briten geben auch wieder Informationen an die US-Behörden weiter, nachdem US-Präsident Donald Trump der britischen Premierministerin Theresa May zugesagt hat, Informationslecks zu schließen. Bei dem Selbstmordanschlag am Montagabend auf Besucher eines Popkonzerts hatte Salman Abedi, ein Brite libyscher Abstammung, 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Außerdem wurden 116 Menschen zur Behandlung von Verletzungen in Krankenhäuser gebracht.
Die Polizei ging früh davon aus, dass Abedi kein Einzeltäter war, sondern dass ein ganzes Terrornetzwerk hinter der Tat steckt. Der 22-Jährige soll nach Angaben aus seinem Umfeld von „Rache getrieben“worden sein. Das Rachemotiv gehe auf die Ermordung eines ebenfalls libyschstämmigen Freundes durch britische Jugendliche im vergangenen Jahr in Manchester zurück, verlautete aus dem Umfeld der Familie des Attentäters.
Der Inlandsgeheimdienst MI5 erhielt zuletzt 2000 zusätzliche Mitarbeiter und hatte auch Abedi kurzzeitig im Visier, verlor dann aber das Interesse an ihm. Man habe 3000 Dschihadisten unter Beobachtung, gab Staatssekretär Wallace zu bedenken. Der Uni-Abbrecher Abedi muss den Ermittlungsergebnissen zufolge seine Bombe mindestens ein Jahr lang geplant haben.
Nach einer Aussprache mit ihren US-Kollegen nahmen die britischen Beamten den Informationsaustausch wieder auf. Das sagte Mark Rowley, der oberste britische Terrorermittler. Das Vertrauen zwischen den Partnern war getrübt, nachdem US-Behörden amerikanischen Medien britische Ermittlungsergebnisse zugespielt hatten. Übers Wochenende bleibt die Terroralarmstufe „kritisch“, die Behörden rechnen also mit einem weiteren Anschlag.
Corbyn kritisiert Sicherheitspolitik
Mit einem Frontalangriff auf die Sicherheitspolitik der konservativen Regierung hat Jeremy Corbyn den britischen Wahlkampf wiederaufgenommen. Sein Land müsse sich stark zeigen gegenüber dem islamistischen Terrorismus, aber auch genau dessen Ursachen analysieren, sagte der Labour-Oppositionsführer. Dazu zählt der Politiker den „Krieg gegen den Terror“mitsamt der britischen Beteiligung am Irak-Krieg und am Sturz des libyschen Diktators al-Gaddafi.