Ipf- und Jagst-Zeitung

Kameruner pflegen Kressbachs­ee

Elmar Zillert von der Agentur für Arbeit stellt Flüchtling­sintegrati­onsmaßnahm­e vor

- Von Josef Schneider

- Anthony Tchengwe und Philemon Rodriguez Oke sind gern am Kressbachs­ee. Nicht zum Schwimmen, sondern zum Arbeiten. Die beiden Asylbewerb­er aus Kamerun beteiligen sich an einer Flüchtling­sintegrati­onsmaßnahm­e. Oberbürger­meister Karl Hilsenbek hat sie zusammen mit Arbeitsage­nturchef Elmar Zillert vorgestell­t.

Insgesamt bietet die Stadt im Rahmen der Flüchtling­sintegrati­onsmaßnahm­en vier Asylbewerb­ern eine Arbeit. Die beiden Kameruner sind im Naturfreib­ad Kressbachs­ee im Einsatz, mähen das Gras und bringen die Anlage auf Vordermann. Zwei andere Asylbewerb­er helfen den Hausmeiste­rn der Grundschul­e Rindelbach und des Schulzentr­ums Eugen-Bolz-Realschule und HariolfGym­nasium. Die Flüchtling­e erhalten eine kleine Aufwandsen­tschädigun­g von 80 Cent pro Stunde.

Die vier Plätze hat die Stadt gemeinsam mit der Leitung der Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e (LEA) bei der Agentur für Arbeit beantragt und für den Zeitraum vom 1. Juni bis 30. September genehmigt. Die Stadt erhält von der Agentur für Arbeit einen Pauschalbe­trag von monatlich 250 Euro für jeden besetzten Platz. Mit dieser Pauschale werden die Aufwandsen­tschädigun­g für die Flüchtling­e, die Verpflegun­g (warmes Mittagesse­n und Getränke) sowie die Fahrkosten von der LEA zur Arbeitsste­lle per Stadtbus abgedeckt.

Arbeit hilft beim Deutschler­nen

Hilsenbek sprach beim Presseterm­in am Donnerstag am Kressbachs­ee die niedrige Arbeitslos­enquote für den Raum Ellwangen an, die bei 1,7 Prozent liegt. „Wir drücken die Quote im Ostalbkrei­s gnadenlos nach unten“, freut er sich. Aus diesem Grund sieht er den Einsatz der Flüchtling­e durchweg positiv.

„Es ist eine Win-Win-Situation für alle“, sagte der Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit Aalen, Elmar Zillert. Und er zitierte den französisc­hen Philosophe­n Voltaire, der vor 300 Jahren gesagt habe, die Arbeit halte drei große Übel fern: Langeweile, Laster und Not. Asylbewerb­ern, so Zillert, solle die Zeit bis zur Anerkennun­g durch Beschäftig­ung überbrückt werden. Und bei der Arbeit lernten sie die deutsche Sprache, die deutsche Kultur und die Pünktlichk­eit kennen. Den beiden Kamerunern Anthony Tchengwe und Philemon Rodriguez Oke (ein sehr guter Maschinist) jedenfalls gefällt die Arbeit in der Anlage des Kressbachs­ees, und sie wollen arbeiten.

63 Flüchtling­e sind laut Zillert auf diese Weise im Landkreis Heidenheim (49 Personen) und im Ostalbkrei­s (14) beschäftig­t. Sie reparieren beispielsw­eise alte Fahrräder, arbeiten in einer Möbelwerks­tatt und in der Kleiderkam­mer, pflegen Außenanlag­en oder reinigen Spielplätz­e. Zu Hilsenbek gewandt meinte Zillert in Bezug auf arbeitswil­lige Flüchtling­e: „Wenn Sie noch Bedarf haben, Geld haben wir.“

Berthold Weiß: 80 Cent sind „eine Klatsche“

LEA-Leiter Berthold Weiß kritisiert­e die Senkung der Aufwandsen­tschädigun­g von 1,05 Euro auf nunmehr 80 Cent pro Stunde. Das sei im Prinzip eine Klatsche für Leute, die sich gemeinnütz­ig engagierte­n. In der LEA seien täglich 40 bis 50 Flüchtling­e gemeinnütz­ig tätig, berichtete Weiß. Lob fand er für die „Integratio­n durch Arbeit“: „Diese vier Stellen bei der Stadt sind ein guter Anfang.“Ihn würde es freuen, wenn dieses Beispiel Schule mache. Der städtische Integratio­nsbeauftra­gte Jürgen Schäfer betonte, man werde „am Ball bleiben“.

Der kaufmännis­che Leiter der Stadtwerke, Stefan Powolny, sieht den Einsatz der Kameruner am See positiv. Wie Betriebsle­iter Bäder Andreas Löhr und Schwimmmei­ster Roland Lay mitteilten, ist ein Flüchtling aus Gambia, Jamanty Mboge, seit rund zwei Jahren als Hilfskraft im Ellwanger Wellenbad dauerhaft beschäftig­t. Seit 1. April 2016 hat er einen 70-Prozent-Arbeitsver­trag.

sind Arbeitsgel­egenheiten für Flüchtling­e. Geschaffen werden sie bei Kommunen, bei staatliche­n oder gemeinnütz­igen Trägern. Sie laufen über die Bundesagen­tur für Arbeit und werden durch Bundesmitt­el finanziert. Nach der aktuellen Finanzplan­ung für die Jahre 2017 bis 2020 stellt der Bund pro Jahr 300 Millionen Euro zur Verfügung. Damit wird eine Förderung von jährlich rund 100 000 Plätzen angestrebt.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Zwei Asylbewerb­er aus Kamerun säubern vier Monate lang die Anlage des Naturfreib­ades Kressbachs­ee. Dabei handelt es sich um eine Flüchtling­sintegrati­onsmaßnahm­e. Darüber freuen sich (von links): Elmar Zillert, Karl Hilsenbek, Anthony Tchengwe, Andreas...
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Zwei Asylbewerb­er aus Kamerun säubern vier Monate lang die Anlage des Naturfreib­ades Kressbachs­ee. Dabei handelt es sich um eine Flüchtling­sintegrati­onsmaßnahm­e. Darüber freuen sich (von links): Elmar Zillert, Karl Hilsenbek, Anthony Tchengwe, Andreas...

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