Borkenkäfer bedrohen auch Ellwangens Wälder
Im warmen Mai haben sich die Insekten stark vermehrt, sagt Forstdirektor Reinhold Elser
- Die Borkenkäfer fliegen wieder und zwar in großer Anzahl. Dadurch sind die Wälder bedroht oder genauer gesagt die Fichten. Auch im Ostalbkreis besteht Gefahr, dass Bäume absterben, wenn die Besitzer nicht frühzeitig einschreiten. Reinhold Elser, der Leiter der Forstaußenstelle Ellwangen, verrät im Interview mit Annika Grunert warum so viele Borkenkäfer unterwegs sind und auf was es ankommt.
Die Saison für Borkenkäfer hat begonnen und es wird bereits davor gewarnt, wie ist es denn um Ellwangen bestellt?
Die Aufrufe vom Landratsamt und auch der Ministerien sind auf jeden Fall berechtigt. Wir konnten Mitte Mai einen starken Schwarmflug verzeichnen und deshalb ist Vorsicht geboten.
Wie wurde das festgestellt?
Das zeigt unser Monitoring. Es wurden Fallen mit Lockstoffen aufgestellt, wo die Käfer hineinfliegen. Bei den Auswertungen haben wir sehr viele Käfer gefunden, mehr sogar als im Vorjahr.
Wie kommt das, dass schon so viele Borkenkäfer unterwegs sind?
Wir hatten Mitte Mai sehr hohe Temperaturen und die begünstigen die Vermehrung der Borkenkäfer. Entscheidend sind jetzt die nächsten Wochen. Wenn es relativ viele Niederschläge gibt und kühlere Temperaturen, dann wird sich die Population in Grenzen halten. Auch ein wechselhaftes Wetter wäre in Ordnung.
Und wenn es warm und trocken bleibt?
Dann werden sich die Tiere stark vermehren. Wenn sie früh starten, können sich sogar bis zu drei Folgegenerationen entwickeln. Ein Borkenkäferpaar kann bis zu 50 bis 100 Jungkäfer bekommen, wenn die dann wieder jeweils 50 Jungkäfer erzeugen, wären das schon 2500, und bei der dritten Generation theoretisch dann schon 125 000. Also das wäre ein immenses Ausmaß.
Wie kann dem vorgebeugt werden?
Nur regelmäßige Niederschläge können eine starke Vermehrung verhindern. Denn dann produzieren die Bäume mehr Harz und dieser erschwert es den Käfern, sich in die Rinde einzubohren. Den Schaden kann man nur durch regelmäßige Kontrollen der Fichten (alle ein bis zwei Wochen) im Rahmen halten.
Wie erkennt man, dass ein Baum vom Borkenkäfer befallen ist?
Wenn an den Stämmen der Fichten Bohrmehl zu sehen ist, das sieht so ähnlich aus wie Kaffeesatz. Dann kann man den Schaden mit Einschlag noch eindämmen. Wenn die Rinde bereits abgefallen ist, ist es eigentlich schon zu spät.
Das heißt?
Dann hilft nur noch Abfuhr und wir arbeiten hinterher, was wir natürlich vermeiden möchten. Deshalb sind alle Waldbesitzer dazu aufgerufen, ihre Fichten regelmäßig zu kontrollieren.
Sind in Ellwangen denn schon Fälle bekannt?
Wir haben vereinzelt schon Borkenkäferbefall festgestellt. Allerdings konnte durch das rechtzeitige Einleiten der Maßnahmen die Ausbreitung verhindert werden.
Was ist, wenn man nichts tut?
Das wäre sehr fatal. In Ellwangen haben wir sehr hohe Fichtenanteile. Etwa 50 Prozent der Wälder bestehen aus Fichten.