Schriftsteller im Untergrund
Der mit einer Fatwa belegte Salman Rushdie wird 70
(dpa) - Nachdem sein Buch „Die satanischen Verse“erschienen war, verhängte der iranische Revolutionsführer Ajatollah Khomeini 1989 ein Todesurteil gegen ihn. Er habe sich in dem ein Jahr zuvor erschienen Buch über ihn lustig gemacht. Jahrzehntelang lebte Salman Rushdie in Verstecken auf der ganzen Welt. Heute wird der Schriftsteller 70 Jahre alt.
Khomeinis „Fatwas“waren damals keine leeren Drohungen. Rushdie tauchte mit seiner Familie ab. Sobald wieder ein versuchter Anschlag gegen ihn aufgedeckt wurde, wechselte er sein Versteck. Auf mehrere Buchläden werden Brandbomben geworfen, ein Attentäter kommt um, als er seine Bombe im Hotelzimmer scharf macht. Zermürbt bekräftigte Rushdie an Weihnachten 1990 seinen muslimischen Glauben und distanzierte sich von seinem eigenen Buch. Doch das half nichts: In den darauffolgenden Jahren wurden mehrere Übersetzer und Verleger seines Buchs verletzt oder umgebracht. Heute kommt Rushdie ohne Leibwächter aus, obwohl 2016 das Kopfgeld umgerechnet auf dreieinhalb Millionen Euro aufgestockt wurde.
Geboren im indischen Mumbai, schickte ihn sein Vater auf ein englisches Eliteinternat. Rushdie studierte in Cambridge, arbeitete als Werbetexter. Der Durchbruch kam 1981 mit seinem Roman „Mitternachtskinder“, für den er den Booker-Preis erhielt. 1988 dann die „Satanischen Verse“. Seine zweite Frau, die Schriftstellerin Marianne Wiggins, tauchte mit ihm unter. In seiner Autobiografie „Joseph Anton“, seinem Tarnnamen, setzte er sich mit seinem Leben als globaler Flüchtling auseinander. Als das Buch 2012 erschien, lebte er in Manhattan, hatte bereits die vierte Ehe hinter sich. Im September kommt sein neuer Roman „Das goldene Haus“heraus. Zwar hat die Queen Rushdie zum Ritter geschlagen, er hat unzählige Preise eingeheimst, doch einer fehlt: der Nobelpreis. Auch in diesem Jahr wird Rushdie wieder darauf hoffen.
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