Im Mekka der Breitflügelfledermaus
Sehenswerte Ausstellung im Kloster Kirchheim eröffnet – Rieser Kolonie ein Schwerpunkt im ganzen Land
(ij) - Eine Fledermausausstellung ist im Kloster Kirchheim am Ries eröffnet worden. Edwin Michler, Vorsitzender des Freundeskreises Kloster Kirchheim, zeigte sich erfreut über das Besucherinteresse. Die Ausstellung ist in das Jubiläumsprogramm 750 Jahre Kloster Kirchheim eingebunden.
Michler dankte den Vereins- und Familienmitgliedern vom Freundeskreis und der Umweltgruppe Kirchheim, die den seit 2011 ungenutzten Teil der Klosteranlage im ersten Stock zunächst gesäubert und dann die Präsentation aufgebaut hatten. Rund 20 Infotafeln und weitere Demonstrationsobjekte zur Wochenstube der Fledermäuse wie Dachstuhlmodell und Baumhöhle geben umfassende Informationen zur Fledermaussituation in Baden-Württemberg.
Karin und Martin Weiss hatten die Ausstellung der Fledermausschutzgemeinschaft Baden-Württemberg nach Kirchheim geholt. Einige ortsbezogene Infotafeln hat Gerd Höhenberger aus Nördlingen beigesteuert. Ihm galt Michlers besonderer Gruß und Dank, hatte er sich doch spontan bereit erklärt, mit seinen Erläuterungen die Ausstellung auszugestalten. Ihm sei es auch zu danken, dass die Kirchheimer Fledermauskolonie gerettet werden konnte und heute noch aktives Leben zeigt.
Mit Herzblut engagiert
Gerd Höhenberger ließ in seinen anschließenden Schilderungen die Besucher spüren, dass sein Herzblut für die Fledermäuse im Ries und insbesondere für die Kolonie in Kirchheim schlägt. Bei der Renovierung des frühgotischen Kirchendachs Ende der 90er-Jahre hätte beinahe das letzte Stündlein der Population geschlagen. Gerd Höhenberger, der seit Jahren mit seiner Frau Johanna und weiteren Mitgliedern der Umweltgruppe die Kirchheimer Fledermäuse beobachtet, ja geradezu studiert, hatte Alarm geschlagen. Die Baumaßnahmen am Kirchendach hatten die Existenz des ganzen Quartiers (fast zehn Prozent des Bestandes der Breitflügelfledermaus von BadensWürttemberg) bedroht. Durch das Entgegenkommen von Pfarramt und Kirchengemeinderat und einem halbjährigen Baustopp konnte die Wochenstube erhalten und die Existenz für die Zukunft gesichert werden.
Seit 1994 wird beobachtet und registriert. Die Anzahl pendelt um 70 Individuen, lag schon bei 45 und konnte bis 119 ansteigen, wenn im August auch der Nachwuchs ausfliegt. Zwergfledermaus, Wasserfledermaus und Rauhautfledermaus konnten schon beobachtet werden. Das Hauptkontingent entfällt aber auf die Breitflügelfledermaus, die hier für Baden-Württemberg einen bemerkenswerten Schwerpunkt hat.
Rettung mit Mehlwürmern
Die lautlosen Nachtsegler können mit speziellen Beobachtungsgeräten, die den Ultraschall hörbar machen, an artspezifischen Frequenzen unterschieden werden. Die Hingabe an seine Schützlinge wurde in den Berichten deutlich, in denen Höhenberger Rettungsmaßnahmen für einzelne Problemfälle schilderte. Die Fütterung mit Mehlwurmstückchen in angemessener Größe nach Einbruch der Dunkelheit bis in die Nachtstunden mussten dem Lebensrhythmus der nur wenige Gramm wiegenden Tiere angepasst werden.
Bei bodenständigem Most und herzhaftem Schmalzbrot, von Vereinsmitgliedern gestiftet, konnte in regen Gesprächen die Zeit bis zum Anbruch der Dunkelheit überbrückt werden. Dann aber hieß es: Jetzt fliegen sie. Jede neu startende Fledermaus löste Begeisterung aus, zumal wenn die eine oder andere dicht über den Köpfen der Beobachter hinweg in die nächtlichen Jagdgründe davon segelte.