Ipf- und Jagst-Zeitung

Trainieren mit dem Rollator

Senioren können im Aalener Rathaus verschiede­ne Alltagssit­uationen üben und erhalten wertvolle Tipps

- Von Anja Lutz

- Eva-Theodora Schmidt kommt heute noch ohne Gehhilfe ins Rathaus. „Ich habe Diabetes und Probleme beim Gehen. Nachdem ich schon einmal beim Aussteigen aus einem Bus gestürzt bin, brauche ich vielleicht bald einen Rollator“. Die 74-Jährige nimmt am vierten Aalener Rollator-Training teil. Die AgendaGrup­pe „Aalen barrierefr­ei“hat in Kooperatio­n mit dem Stadt-Seniorenbe­irat und Unterstütz­ung der Verkehrswa­cht der Polizei Aalen ins Rathaus geladen. Ziel ist es, den Umgang mit dem Rollator in verschiede­nen Alltags-Situatione­n zu lernen. Thilo Rentschler, Oberbürger­meister der Stadt Aalen, begrüßte die Teilnehmer im Foyer.

Bevor das Training beginnen konnte, prüften Werner Wenhuda und Artugo Sanchez vom Sanitätsha­us Schad die Rollatoren der Teilnehmer, stellten die Bremsen ein und ermittelte­n die jeweils passende Höhe. Die beiden Experten stellten fest, dass jeder der mitgebrach­ten Rollatoren zu hoch eingestell­t war. „Beim Zusammenkl­appen oder Einladen ins Auto kommt es oft vor, dass man die Höhe verstellt und danach nicht mehr richtig einstellt. Eine grobe Richtlinie ist, dass die Griffe bei nach unten gestreckte­n Armen etwa auf Höhe der Handgelenk­e sind“, rät Werner Wenhuda.

Manfred Meyer von der Verkehrswa­cht der Polizei Aalen betonte in seinem Vortrag, dass ein Rollator den Senioren Sicherheit und die Freiheit gebe, wieder am gesellscha­ftlichen Leben teilzunehm­en. Er wies darauf hin, wie wichtig es sei, mit dem Rollator den Gehweg zu benutzen und für Autofahrer sichtbar zu sein. „Tragen Sie helle Kleidung und bringen Sie Reflektore­n an. So sind Sie schon aus großer Entfernung sichtbar, und Autofahrer können rechtzeiti­g bremsen“, erklärte der Polizist. Zudem solle man an engen Stellen Fahrradfah­rer vorbei lassen und Schnee und Kieswege nach Möglichkei­t meiden. Für einen guten Halt sei es zudem wichtig, festes Schuhwerk zu tragen und auf Schlappen zu verzichten. Auch ein Überladen des Rollators sollte man vermeiden. „Die meisten Modelle kann man bis fünf Kilo beladen; ausreizen sollte man diese Grenze aber nicht“, rät Meyer. Sonst könne das Gefährt leicht kippen. Nach dem Vortrag ging es in die Praxis. Manfred Meyer und Physiother­apeut Diethard Krings zeigten , wie man den Rollator drehen und sich darauf setzen kann. Anschließe­nd konnten die Teilnehmer einen Hütchen-Parcours durchfahre­n und üben, wie man Stufen und Hinderniss­e überwindet. „Gullydecke­l oder Fußmatten immer schräg anfahren. So vermeidet man ein Hängenoder Steckenble­iben“, erläutert Meyer.

Eine große Herausford­erung für Menschen mit Gehhilfe können öffentlich­e Verkehrsmi­ttel sein. Um den Senioren die Angst davor zu nehmen, war Julian Faber, Busfahrer der OVA (Omnibus-Verkehr Aalen) mit einem Linienbus vor Ort. Er zeigte, wie man am besten in einen Bus einsteigt und was man beachten sollte. So dürfe man den Rollator auf keinen Fall in den Mittelgang des Busses stellen und sich während der Fahrt nicht darauf setzen. Faber konnte zudem viele Tipps aus der Praxis geben. „Wenn man nicht auf bestimmte Uhrzeiten angewiesen ist, sollte man mit dem Rollator Stoßzeiten wie den Berufsverk­ehr meiden“, rät der Busfahrer.

Rollator bietet Sicherheit

Im Anschluss an die praktische­n Übungen informiert­e Andreas Knabe von der AOK über die Kostenüber­nahme der Krankenkas­sen und stand für Fragen zur Verfügung. Das Resümee der Teilnehmer war durchweg positiv. Renate Weber hat seit drei Monaten einen Rollator und ist wegen des Bustrainin­gs gekommen: „Jetzt weiß ich, wie man am besten ein- und aussteigt“. Die 80-Jährige ist froh, dass sie ihren Rollator hat, der ihr im Alltag viel Sicherheit und Selbständi­gkeit biete.

Bei Kaffee und Kuchen ließ man die Veranstalt­ung schließlic­h gemütlich ausklingen.

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FOTO: ANJA LUTZ Manfred Meyer, Verkehrswa­cht, erklärt wie man mit Rollator einen Bus besteigt.

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