Ipf- und Jagst-Zeitung

„Eine Nachfolger­in ist gefunden“

Sebastian (Sebbo) Kampmann im Gespräch über die Schließung seiner Kneipe Tschillers

-

- „Nach 14 Jahren verabschie­det sich das TSchillers.“Diese Facebook Nachricht hat bei den zahlreiche­n Stammgäste­n und Freunden der beliebten Aalener Szenebar eingeschla­gen wie eine Bombe. Über ein Jahrzehnt hat das Tschillers im Hirschbach mit Partyvielf­alt und Fußballübe­rtragungen die „Gastroland­schaft“mitgeprägt. Jetzt hat das Tschillers die Türen für immer geschlosse­n. Über die Hintergrün­de und neuen Perspektiv­en hat sich unser Mitarbeite­r und bekennende­r Tschillers Stammgast Lars Eigenbrodt mit Inhaber Sebastian (Sebbo) Kampmann unterhalte­n.

In den letzten Tagen ist über das plötzliche Ende des Tschillers in Aalen viel spekuliert worden. Was sind die Gründe für deine Entscheidu­ng das Tschillers nach dieser langen Zeit aufzugeben?

Kampmann: Die Entscheidu­ng das Tschillers aufzugeben ist sicherlich nicht über Nacht getroffen worden, sondern war an einen längeren Entscheidu­ngsprozess gekoppelt. Im Frühjahr dieses Jahres habe ich schließlic­h eine Maklerin damit beauftragt, sich nach einer geeigneten Nachfolge umzusehen. Meine Entscheidu­ng für die Aufgabe des Tschillers wurde letztendli­ch von drei wichtigen Faktoren beeinfluss­t.

Welche Faktoren sind das?

Kampmann: Der wichtigste Beweggrund war sicherlich meine veränderte private Situation. Meine Freundin und ich erwarten in Kürze zum zweiten Mal Nachwuchs und dieser Aufgabe möchte ich mich in aller Ruhe widmen. Zudem habe ich vor längerer Zeit eine neue Firma gegründet, die sich auf Textildruc­k spezialisi­ert und dort bereits ein sehr gutes Netzwerk mit renommiert­en kooperativ­en Partnern aufgebaut. In dem geht es darum beispielsw­eise T-Shirts für Events, Firmen, Abschlussk­lassen und so weiter zu bedrucken. In diese berufliche Aufgabe und Perspektiv­e möchte ich zukünftig mehr Zeit und Energie investiere­n. Der dritte Grund ist sicherlich auch nicht unwesentli­ch. Die Bedingunge­n für die Fußballübe­rtragung haben sich absolut nicht verbessert.

„Die Bedingunge­n für Fußballübe­rtragungen haben sich absolut nicht verbessert.“ Sebbo begründet seine Entscheidu­ng das Tschillers zu schließen

Was meinst du mit den verschlech­terten Rahmenbedi­ngungen?

Kampmann: Es ist ja kein Geheimnis, dass durch die Neuvermark­tung der TV-Verträge viele Gastronome­n an ihre Belastungs­grenzen kommen. Vielleicht ein Beispiel dazu: Als wir im Jahr 2003 mit dem Tschillers angefangen haben, mussten wir pro Monat 89 Euro für die Fußballübe­rtragungen bezahlen. In der letzten Saison wurde mittlerwei­le das siebenfach­e im Monat aufgerufen. Deswegen waren wir gezwungen die Getränkepr­eise den gestiegene­n TV-Kosten anzupassen. In diesem Jahr werden einige Spiele über Eurosport 2 und nur über Livestream zu empfangen sein. Das bedeutet wiederum, dass man gezwungen wird, immer auf dem neuesten technische­n Stand zu bleiben. Das ist eine Kostenspir­ale, die am Ende einfach keinen Spaß mehr gemacht hat.

Kommen wir zu positivere­n Themen. Das Abschiedne­hmen heißt zwangsläuf­ig auch, sich an die Anfänge zu erinnern. Wie ging es damals 2003 mit dem Tschillers los?

Kampmann: Meine damalige Geschäftsp­artnerin Teresa und ich saßen in Ulm im Biergarten und überlegten beide, uns beruflich zu verändern. Dabei entstand die Idee eine chillige Musikkneip­e mit Events und Konzerten in Aalen zu entwickeln. Aus Teresa, Sebastian und chillen ist schließlic­h der Name „Tschillers“entstanden und wir haben unsere Idee in die Tat umgesetzt.

Was bleibt dir nach vierzehn Jahren Tschillers am meisten in Erinnerung?

Kampmann: In erster Linie bin ich sehr dankbar dafür in den 14 Jahren Tschillers viele tolle Menschen kennengele­rnt zu haben. Daraus sind wertvolle Freundscha­ften entstanden. Außerdem hatte ich das Glück sehr zuverlässi­ge und loyale Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen zu haben, die unsere Philosophi­e, dass der Gast schnell und freundlich bedient werden sollte, perfekt umgesetzt haben. Inhaltlich bleibt bei mir beispielsw­eise hängen, dass wir ab 2004 die wahrschein­lich erste Bar im Ostalbkrei­s waren, die Shishas für ihre Gäste im Angebot hatte. Das Herzstück des Tschillers waren natürlich immer unsere Partys. Wir waren immer bemüht, neue Wege zu gehen und haben einige neue Partykonze­pte, wie beispielsw­eise die Kopfhörerp­arty nach Aalen transporti­ert. Zu guter Letzt waren wir immer auch eine Fußballkne­ipe, die viele heiße Fußballspi­ele und die dazugehöri­ge Stadionatm­osphäre im „Wohnzimmer“Tschillers ermöglicht hat.

Kommen wir zum Abschluss unseres Gespräches zu einer Frage, die sicherlich viele Stammgäste brennend interessie­rt. Das Tschillers verabschie­det sich und eine neue Bar tritt die Nachfolge an?

Kampmann: Das ist richtig. Ich darf so viel verraten: Eine Nachfolger­in ist gefunden, die dann im September hier unter neuem Namen eröffnen wird. Da ich bei der Suche nach einer Tschillers Nachfolge maßgeblich beteiligt war, war es mir persönlich ein Anliegen, dass die Bedürfniss­e unserer Stammgäste, wie beispielsw­eise die Fußballübe­rtragungen auch zukünftig realisiert werden.

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Die Idee für das Tschillers hatte der Inhaber Sebastian (Sebbo) Kampmann 2003 mit seiner damaligen Geschäftsp­artnerin in Ulm im Biergarten gehabt.
FOTO: PETER SCHLIPF Die Idee für das Tschillers hatte der Inhaber Sebastian (Sebbo) Kampmann 2003 mit seiner damaligen Geschäftsp­artnerin in Ulm im Biergarten gehabt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany