Der Kumpel geht
Benedikt Höwedes wechselt von Schalke zu Juventus
(SID/dpa) - Weiß und Schwarz statt Königsblau: Als Benedikt Höwedes im eleganten weißen Hemd in Turin aus der Limousine stieg, ertönte lauter Jubel. Die Juventus-Fans riefen seinen Namen, Höwedes schrieb fleißig Autogramme, er posierte geduldig für Selfies – der Ärger auf Schalke schien in diesem Moment ganz weit weg.
Der Kumpel verlässt seinen Herzensclub. Nach 16 Jahren beim FC Schalke 04 ergreift der Fanliebling wohl auch aus gekränktem Stolz die Flucht. Die Absetzung als Mannschaftskapitän, der Verlust seines Stammplatzes und das dadurch bedingte schlechte Verhältnis zum neuen Trainer Domenico Tedesco veranlassten den Weltmeister zum Wechsel Richtung Norditalien. Beim Club von Sami Khedira will er einen neuen Anlauf wagen.
Der italienische Rekordmeister twitterte am Mittwoch ein Bild des 29-jährigen Höwedes vor dem obligatorischen Medizincheck. Ebenfalls via Twitter folgte Stunden später die Bestätigung des Transfers. Juve leiht Höwedes zunächst aus – dem Vernehmen nach für vier Millionen Euro – bei einer entsprechenden Anzahl an Einsätzen würde er zum festen Neuzugang. Mit möglichen Bonuszahlungen soll sich das Transfervolumen auf insgesamt rund 20 Millionen Euro belaufen. In Turin könnte Höwedes den zum AC Milan gewechselten Verteidiger Leonardo Bonucci ersetzen.
Dass man ihm eine solche Aufgabe zutraut, wird Höwedes stolz machen. Viele Schalker Anhänger tun sich mit dem Abgang des Nationalspielers jedoch schwer. In insgesamt 240 Bundesligaspielen im königsblauen Trikot erwarb sich Höwedes beim heimischen Publikum einen Ruf als zuverlässiger und bodenständiger Kämpfer. Eigenschaften, die im Revier seit jeher einen hohen Stellenwert genießen. Als Höwedes im Februar 2016 seinen Vertrag bis 2020 verlängerte, sammelte er bei den Fans mit einem emotionalen Treueschwur zusätzliche Sympathien: „Die Kohle geht, die Kumpel bleiben. Ich habe den Vertrag mit pochendem Herzen unterschrieben.“
Angesichts dieser großen Verbundenheit zwischen dem Anhang und dem altgedienten Profi wird der Wechsel zur heiklen Personalie – vor allem für Trainer Tedesco, der, nachdem er Höwedes degradiert hatte, auf erste Wechselgerüchte emotionslos reagierte. „Reisende soll man nicht aufhalten“, hatte er gesagt. Auf Schalke macht man sich so nicht wirklich Freunde.