Nähe zum Kloster verspricht Seelenheil
Fürstpröpste prägten das Stadtbild – Von Rechberg baute den Kreuzgang der Basilika
- Die Fürstpropstei soll bei der touristischen Vermarktung von Ellwangen eine größere Rolle spielen. Nahezu 350 (1460-1802/03) Jahre lang hatten Fürstpröpste in Ellwangen als geistliche und weltliche Herren das Sagen. Und sie haben in der Stadt viele Spuren hinterlassen. Die Wallfahrtskirche Schönenberg und das barockisierte Schloss sind nicht die einzigen. In einer kleinen Reihe gehen wir auf Spurensuche in der Architektur.
Die Fürstpröpste waren nicht irgendwer. Da Ellwangen eine Stimme im Reichstag hatte und die Fürstpropstei mit den Hüttenwerken in Wasseralfingen auch noch hohe Einnahmen versprach, bewarben sich Männer aus berühmten Familien auf den Posten. Waren sie auch noch reich, umso besser für ihr Herrschaftsgebiet und die Stadt Ellwangen.
Geistliche Herrschaften sind an den großen Kirchen zu erkennen
Geistliche Herrschaften wie Ellwangen sind an den großen Kirchen zu erkennen. Auf sie läuft alles zu, um sie dreht sich alles. Von dort gehen die Straßen in die bürgerliche Stadt. Kern der Entwicklung in Ellwangen war das Kloster mit der Klosterkirche, der heutigen Basilika.
Noch heute ist auf Luftbildern gut zu sehen, wie der Grundriss der Stadt einmal ausgesehen hat. Die Stiftsherren- und Bürgerhäuser, die im Halbrund um die Basilika stehen, markierten einst die Grenze des Klosterbereichs. Doch dieser wurde schon um das 12. und 13. Jahrhundert aufgeweicht, als es den ersten Bürgern erlaubt wurde, sich innerhalb der Klostermauern niederzulassen. Die versprachen sich von der Nähe zu den Mönchen vielleicht ihr Seelenheil. Vielleicht waren sie auch mit der Herrschaft eng verbunden. So genau lässt sich das nicht sagen. Jedenfalls wird um diese Zeit das Klausurgebäude hinter die Basilika verlegt, um Platz zu schaffen für die neuen Mitbewohner, sagt Matthias Steuer, der Leiter des Ellwanger Schlossmuseums.
Den Kreuzgang der Basilika hat Ellwangens zweiter Fürstpropst gebaut, Albrecht von Rechberg (1461 bis 1502). Unter seiner Herrschaft gab es einen Aufschwung. 40 Jahre lang hat er geherrscht, damit ist er in der Reihe der Fürstpröpste einer derer mit der längsten Regentschaft.
Von Rechberg hat außer dem Kreuzgang auch die Eichkapelle gebaut. Dort entspringt eine Quelle. Ein Hirte, der sich mit dem Wasser die Augen wusch, konnte auf einmal wieder klar sehen, der Samen einer Wallfahrt war gelegt. Und wo eine Wallfahrt ist, dahin muss schließlich auch eine Kirche.
Von Rechberg war auch der Gründer der Sebastiansbruderschaft. Sie ist der Vorläufer der Ellwanger Schützengilde.