Überzeugter
Er ist der bekannteste unter all jenen Katalanen, die sich selbst als Separatisten bezeichnen würden: Pep Guardiola, einer der weltweit populärsten Fußballtrainer, ist ein Befürworter der Unabhängigkeit seiner Heimatregion. Der 1971 im Örtchen Santpedor nahe Barcelona geborene Mann mag mittlerweile ein Multimillionär sein, aufgewachsen ist der Sohn eines Maurers in bescheidenen Verhältnissen und mit eher linkem Gedankengut. Zuletzt hat der Starcoach das 2:1 seines Teams Manchester City im ChampionsLeague-Duell gegen Neapel zwei inhaftierten Aktivisten der Unabhängigkeitsbewegung gewidmet: Jordi Sànchez und Jordi Ciuxart. Der ehemalige Trainer des FC Bayern München und des FC Barcelona sagte: „Hoffentlich können beide bald wieder rauskommen. Denn jetzt ist es ein bisschen so, als wären wir alle dort.“Mit „dort“meinte er das Gefängnis. Der Konter der spanischen Regionalregierung folgte prompt. Regierungssprecher Íñigo Méndez de Vigo sagte, Guardiola kenne sich in der Politik nicht aus: „Das ist so, als würde ich über Nuklearphysik reden, wovon ich keine Ahnung habe.“Doch Guardiolas Äußerung entsprang keineswegs einer Laune. Der 48-Jährige kann nicht nur ein Spiel lesen, sondern auch Bücher. Vor zwei Jahren, damals noch in Diensten der Bayern, trat er im Münchner Literaturhaus auf. Guardiola rezitierte Gedichte seines katalanischen Landsmannes Miquel Martí i Pol, viele davon richteten sich gegen die Ausbeutung der Arbeiter. Politisches ist Guardiola nicht fremd. Im November 2014 war er eigens aus München in seine Heimat gereist, um an einer so genannten Konsultation teilzunehmen: Die Katalanen wurden über ihre Ansicht zu einem eigenen Staat befragt. Im September 2015 kandidierte er bei den Regionalwahlen symbolisch für die Unabhängigkeitsliste „Junts pel Sí“– auf dem letzten Platz. Zuletzt im Juni sprach er vor Demonstranten in Barcelona: „Wir werden am 1. Oktober über unsere Zukunft abstimmen, auch wenn der spanische Staat das nicht möchte.“Zumindest interessiert er sich mehr für Politik als Méndez de Vigo für Nuklearphysik. Jochen Schlosser