Vergewaltiger muss mehr als elf Jahre in Haft
Horrornacht für Camperpärchen in Bonn
(dpa) - Die „goldene Brücke“, sagt der Richter im Prozess um die Vergewaltigung einer jungen Camperin aus dem Raum Freiburg, habe der Angeklagte ignoriert – nämlich ein Geständnis. Dann hätte der ohnehin schon traumatisierten Studentin und ihrem Freund eine Aussage in der Verhandlung erspart werden können, dann hätte die Kammer in Bonn zumindest einen Punkt gefunden, der sich für den Angeklagten strafmildernd hätte auswirken können. So verurteilte das Landgericht den abgelehnten Asylbewerber aus Ghana zu elfeinhalb Jahren Haft wegen besonders schwerer Vergewaltigung und räuberischer Erpressung.
Abgesehen von fehlenden Vorstrafen spreche kaum etwas für den 31-Jährigen – aber eine ganze Menge gegen ihn, sagt Richter Marc Eumann. Mehrfach betont das Gericht, dass die Opfer bei dem Überfall in Todesangst waren. Immer wieder habe die 23-Jährige den Täter angefleht, sie am Leben zu lassen. Das aus Baden-Württemberg stammende Paar habe eine Horrornacht erlebt.
Der 31-Jährige, der Hand- und Fußfesseln tragen muss, hört sich das Urteil ohne sichtbare Regung an. Zu Beginn des Prozesses war er mehrfach ausfallend geworden, hatte von Lügen und „Märchengeschichten“gesprochen und die 23-Jährige sogar als Prostituierte verhöhnt.
Eumann rekapituliert den Tathergang: In jener Aprilnacht zelten die Studentin und ihr 26 Jahre alter Freund in der romantischen Siegaue in Troisdorf bei Bonn. Als die beiden gegen Mitternacht in ihren Schlafsäcken liegen, hören sie draußen eine aggressive Stimme. Plötzlich schlitzt jemand mit einer langen Astsäge das Zelt auf, steckt seinen Kopf hinein und schreit auf Englisch: „Ich will hier schlafen!“Der Täter verlangt Geld, fuchtelt mit der machetenähnlichen Waffe vor den Gesichtern seiner Opfer herum. „Sie hatten pure Angst um ihr Leben“, sagt der Richter. „In dem engen Zelt fühlten sie sich in dem Moment wie Tiere im Käfig.“Die beiden überlassen dem Angreifer etwas Kleingeld und eine Lautsprecherbox. Dann fordert der Mann die 23-Jährige auf, das Zelt zu verlassen, um Sex mit ihr zu haben.
Gehorchen um zu überleben
Das Paar habe keinen Ausweg gesehen, als zu gehorchen – in der Hoffnung, so zu überleben, sagt Eumann. Nach der Tat kehrt der Täter zurück in die Flüchtlingsunterkunft in Sankt Augustin, wo er seit einigen Wochen untergebracht ist. Wenige Tage später wird er mithilfe eines Phantombilds festgenommen. DNA-Spuren überführen ihn eindeutig.
Im Prozess schildert er seine Kindheit in Ghana als Sohn eines reichen Plantagenbesitzers. Nach dem Tod seines Vaters geriet er demnach mit seinem Schwager in einen handgreiflichen Streit um das Erbe, der den Schwager das Leben kostete. Daraufhin habe er sein Dorf verlassen müssen, sei über Libyen und Italien Anfang Februar nach Deutschland gekommen. Wenige Tage vor der Tat war der Asylantrag des Mannes abgelehnt worden. Da er dagegen klagte, war das Verfahren noch anhängig.