Tageslichtprojektor und Kreide ade
Mit dem neuen IHK-Bildungszentrum entsteht eine hochmoderne Ausbildungsstätte der Zukunft
- Der Stolz ist allen Beteiligten schon jetzt anzumerken: Mit dem Neubau des Bildungszentrums der Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg (IHK) oberhalb der Stiewingstraße zwischen Aalen und Wasseralfingen entsteht eine Ausbildungsstätte der Zukunft und, zumindest was die Modernität anbelangt, ein klein wenig auch der Superlative. Kein Wunder, dass die IHK-Verantwortlichen die 50 Tage bis zur Eröffnung am 9. Dezember schier nicht mehr ausgehalten haben und am Donnerstag bei einem Rundgang mit der regionalen Presse schon mal einen Blick hinter die Kulissen des unübersehbaren, markanten Bauwerks gewährt haben.
13 000 Quadratmeter Grundstück zwischen Stiewing- und Blezingerstraße, direkt neben dem Berufsschulzentrum, davon auf einer Gebäudefläche von 100 auf 33 Meter mit 4000 Quadratmetern Grundfläche zweigeschossig überbaut und das alles in eine helle, lichtdurchflutete und transparent wirkende Architektur nach den Plänen des Stuttgarter Büros Tusker Ströhle gepackt – man darf schon ein wenig staunen, wenn man zum ersten Mal durch die Eingangszone aus angerostetem Cortenstahl auf der oberen Ebene geht und sich schon hier der Blick über die volle Länge des Gebäudes weitet, auch nach unten. „Man soll sehen, wo wir herkommen, nämlich vom Metall“, erklärt IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle die Wahl des rotbraunen Stahls für das Entree.
Altbau ist 38 Jahre alt
Beim bloßen Metall indes ist es bei den Ausbildungsgängen schon längst nicht mehr geblieben: Industrie-, Zerspanungs-, Konstruktions-, Verfahrens-, Werkzeug-, Gießereiund Anlagenmechaniker erfahren bei der IHK eine überbetriebliche Grund- und Fachausbildung, dazu Papiertechnologen, Produktdesigner, Metalltechnik-Fachkräfte, Mechatroniker und Elektroniker. Für all das ist das bisherige, 38 Jahre alte IHK-Bildungszentrum oberhalb des Berufsschulzentrums Richtung Weidenfeld längst zu klein geworden.
18,6 Millionen Euro kostet der Neubau, 75 Prozent davon kommen von Bund und Land. Doch mit den üppigen Förderungen sind auch Forderungen verbunden, wie Eberle und der Leiter des Bildungszentrums, Bernd Schrimpf, sagen. Die Forderungen nämlich, mit einem solchen Neubau in die Zukunft zu investieren, eine hoch moderne Infrastruktur in Angebot und Ausstattung zu schaffen. Was das heißt, zeigt schon der Blick in die Unterrichts- und Schulungsräume auf der Eingangsebene. Ein Highlight hier: der neue Fachraum für Elektro- und Automatisierungstechnik, mit dessen Hilfe jeder, der einmal hier drin ist, fit gemacht werden soll für die Industrie 4.0.
Theorie und Praxis beieinander
„Tageslichtprojektor und Kreide ade“, sagt Schrimpf, und das gilt auch eine Etage tiefer, im Bereich der Ausbildungswerkstätten. Hier gilt ein organisatorisch-architektonisches Prinzip: die Unterrichtsräume befinden sich stets direkt neben den Werkstatträumen, ein permanenter Wechsel von der Theorie in die Praxis ist möglich. Auch hier ist die Fläche optimal ausgenutzt, ohne Enge spüren zu lassen. Konkret heißt das unter anderem: 20 Schweißkabinen, CNC-Fachräume unter anderem mit einem Fünf-Achs-Bearbeitungszentrum und ein „digitales Klassenzimmer“, in dem sich die IHK künftig auch dem Thema 3-D-Druck und Leichtbau widmen will.
Nur zwei Wochen lang, ab dem 20. November, soll der Umzug vom Altin den Neubau über die Bühne gehen. Bis dahin werden in dem neuen Schmuckstück auch die letzten der insgesamt 60 Kilometer an Kabeln gezogen sein, auf die Bauleiter Christoph Baur von der Heidemnheimer Architektengruppe Wittmann verweist.