Für den Erhalt der Augustinuskirche
Pfarrer Sedlmeiers Rettungsaktion findet im voll besetzten Gotteshaus große Zustimmung
- Die Argumente der beiden Vorkämpfer zur Rettung der Augustinuskirche haben im voll besetzten Gotteshaus große Zustimmung und starken Beifall gefunden.
Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hob die sakrale Bedeutung der geheiligten Stätte hervor und Bernd Kinzl vom Kirchengemeinderat Sankt Maria sah in ihr den Ort der Heimat, des christlichen Glaubens und des Zusammenseins. Der Einladung des Pfarrers und des Mitglieds des Kirchengemeinderats waren die interessierten Besucher in Scharen gefolgt.
Bernd Kinzl wertete den Zulauf als schönes Zeichen, „dass den Leuten das Schicksal der Augustinuskirche nicht egal ist“. Aus persönlicher Erinnerung wertete er sie als Ort der Sozialisation, von der Erstkommunion bis zu den Heimabenden im Jugendraum und den sonntäglichen Gottesdiensten. In einer Zeit der Konfrontation mit anderen Religionen sei der Verkauf einer Kirche nicht das richtige Signal. „Helfen Sie mit, dass diese Kirche wieder zu einer lebendigen Mitmach-Kirche wird“, schloss er seinen Appell.
Den Stand der Beratungen seit dem Jahr 2008, wie es mit der Augustinuskirche weitergehen soll, stellte Pfarer Sedlmeier ausführlich dar. Weil 40 kirchliche Gebäude, darunter neun Kirchen, in der Seelsorgeeinheit Aalen als zu viel angesehen worden seien, habe man sich für zwei Zentren, Salvator und Marienkirche, und für die Renovierung der letzteren entschieden. Zu deren Finanzierung habe man sich zum Verkauf des Grundstücks der Augustinuskirche und ihren Abbruch durchgerungen.
Von den 1,2 Millionen Sanierungskosten für Sankt Maria sollten 200 000 Euro durch Spenden und die verbleibende Million über den Grundstücksverkauf aufgebracht werden, rechnete Sedlmeier vor. Der Antrag auf Abbruch von Sankt Augustinus sei ihm, als dem neuen Pfarrer in Aalen, aber zu schnell gegangen. Auch die Ankündigung seines Vorgängers Pius Angstenberger, der mit ihm durch Aalen gefahren sei – „nächstes Jahr wirst du hier vier Kirchen abreißen“–, habe er nicht geglaubt. Zuversicht habe er aus der zurückhaltenden Einstellung des Bischofs geschöpft, obwohl das Domkapitel und der Priesterrat zugestimmt hätten.
Kindergarten, Schule und Wohngemeinschaft unterstützen
Man möge es für unfair halten, dass er nun das Verfahren stoppen wolle, räumte Sedlmeier ein, aber nun gelte es auszuloten, ob Sankt Augustinus nicht doch ein Ort bleiben könne, „wo die Gläubigen ihr Leben mit ihrem Gott teilen können“. Als Kooperationspartner für eine Vision der Mitmach-Kirche nannte er den Kindergarten, die Langertschule und die Wohngemeinschaft Triumphstadt-Zochental. Von deren Vorsitzendem Sigmar Tomaschko erhielt er volle Unterstützung. „Wir halten Sankt Ausgustinus als Kirche und als Begegnungsstätte für die rund 4000 Einwohner dieses Wohngebiets für sehr wichtig“, versicherte Tomaschko. „Wir werden uns einbringen, schon nächste Woche tagt der Dringlichkeitsausschuss.“
Mit der Frage nach der Finanzierung, wenn Sankt Augustinus bleibe, eröffnete Jutta Volk-Uhlmann die Diskussion. Das sei kein Problem, meinte Hans Kinzl, der Vater von Bernd Kinzl und langjährige Mesner der Kirche. Nachdem die Stadt Aalen den Richtpreis von 315 Euro pro Quadratmeter genannt habe, würde man für das 5000 Quadratmeter große Grundstück die Million für Sankt Maria leicht zusammenbekommen. Außerdem habe ein Fabrikant aus der RUDGruppe in Aussicht gestellt, sich für Sankt Augustinus zu engagieren. Im Übrigen gehe es nicht an, dass man vom Kirchengemeinderat Sankt Maria aus auf den neuen Pfarrer schieße, kritisierte Kinzl.
Den Entschluss nicht leicht gemacht
„Wir haben uns in all den Jahren den Entschluss für den Abbruch nicht leicht gemacht“, versicherte Maria Eßelin, Mitglied dieses Gremiums, die zwar einräumte, sich in Augustinus nicht gut auszukennen. „Aber wir tragen die Entscheidung mit, eine neue Lösung zu finden“, erklärte sie und erntete von Pfarrer Sedlmeier dafür „ausdrückliche Anerkennung“. An den genannten Grundstückspreisen habe sie im Fall von Augustinus jedoch ihre Zweifel, es handle sich ja nur um ein „kleines Baufenster“. Für die kroatische und slowenische Gemeinde gab Pfarrer Vilim Koretic ein überzeugtes Plädoyer für den Erhalt der Kirche ab. „Nicht einmal in der Zeit des Kommunismus’ wurde in Jugoslawien eine Kirche verkauft“, argumentierte er.
Erwin Hafner machte darauf aufmerksam, dass man als christliche Gemeinde Grundstücke nicht „meistbietend“verkaufen dürfe, sondern an den sozialen Wohnungsbau zu denken habe. Christel Stockhammer gab zwar zu, dass Pfarrer Sedlmeier gute Argumente für Augustinus ins Feld geführt habe, „aber Sankt Maria kommt zuerst“, betonte sie die Dringlichkeit der Sanierung. Eine Erzieherin des Kindergartens Sankt Augustinus berichtete von regem Interesse der Kleinen an dieser Kirche.
Man darf gespannt sein, was die Auswertung der am Schluss von Pfarrer Sedlmeier verteilten Mitmach-Karten ergeben wird.