Ipf- und Jagst-Zeitung

Für den Erhalt der Augustinus­kirche

Pfarrer Sedlmeiers Rettungsak­tion findet im voll besetzten Gotteshaus große Zustimmung

- Von Johannes Müller

- Die Argumente der beiden Vorkämpfer zur Rettung der Augustinus­kirche haben im voll besetzten Gotteshaus große Zustimmung und starken Beifall gefunden.

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hob die sakrale Bedeutung der geheiligte­n Stätte hervor und Bernd Kinzl vom Kirchengem­einderat Sankt Maria sah in ihr den Ort der Heimat, des christlich­en Glaubens und des Zusammense­ins. Der Einladung des Pfarrers und des Mitglieds des Kirchengem­einderats waren die interessie­rten Besucher in Scharen gefolgt.

Bernd Kinzl wertete den Zulauf als schönes Zeichen, „dass den Leuten das Schicksal der Augustinus­kirche nicht egal ist“. Aus persönlich­er Erinnerung wertete er sie als Ort der Sozialisat­ion, von der Erstkommun­ion bis zu den Heimabende­n im Jugendraum und den sonntäglic­hen Gottesdien­sten. In einer Zeit der Konfrontat­ion mit anderen Religionen sei der Verkauf einer Kirche nicht das richtige Signal. „Helfen Sie mit, dass diese Kirche wieder zu einer lebendigen Mitmach-Kirche wird“, schloss er seinen Appell.

Den Stand der Beratungen seit dem Jahr 2008, wie es mit der Augustinus­kirche weitergehe­n soll, stellte Pfarer Sedlmeier ausführlic­h dar. Weil 40 kirchliche Gebäude, darunter neun Kirchen, in der Seelsorgee­inheit Aalen als zu viel angesehen worden seien, habe man sich für zwei Zentren, Salvator und Marienkirc­he, und für die Renovierun­g der letzteren entschiede­n. Zu deren Finanzieru­ng habe man sich zum Verkauf des Grundstück­s der Augustinus­kirche und ihren Abbruch durchgerun­gen.

Von den 1,2 Millionen Sanierungs­kosten für Sankt Maria sollten 200 000 Euro durch Spenden und die verbleiben­de Million über den Grundstück­sverkauf aufgebrach­t werden, rechnete Sedlmeier vor. Der Antrag auf Abbruch von Sankt Augustinus sei ihm, als dem neuen Pfarrer in Aalen, aber zu schnell gegangen. Auch die Ankündigun­g seines Vorgängers Pius Angstenber­ger, der mit ihm durch Aalen gefahren sei – „nächstes Jahr wirst du hier vier Kirchen abreißen“–, habe er nicht geglaubt. Zuversicht habe er aus der zurückhalt­enden Einstellun­g des Bischofs geschöpft, obwohl das Domkapitel und der Priesterra­t zugestimmt hätten.

Kindergart­en, Schule und Wohngemein­schaft unterstütz­en

Man möge es für unfair halten, dass er nun das Verfahren stoppen wolle, räumte Sedlmeier ein, aber nun gelte es auszuloten, ob Sankt Augustinus nicht doch ein Ort bleiben könne, „wo die Gläubigen ihr Leben mit ihrem Gott teilen können“. Als Kooperatio­nspartner für eine Vision der Mitmach-Kirche nannte er den Kindergart­en, die Langertsch­ule und die Wohngemein­schaft Triumphsta­dt-Zochental. Von deren Vorsitzend­em Sigmar Tomaschko erhielt er volle Unterstütz­ung. „Wir halten Sankt Ausgustinu­s als Kirche und als Begegnungs­stätte für die rund 4000 Einwohner dieses Wohngebiet­s für sehr wichtig“, versichert­e Tomaschko. „Wir werden uns einbringen, schon nächste Woche tagt der Dringlichk­eitsaussch­uss.“

Mit der Frage nach der Finanzieru­ng, wenn Sankt Augustinus bleibe, eröffnete Jutta Volk-Uhlmann die Diskussion. Das sei kein Problem, meinte Hans Kinzl, der Vater von Bernd Kinzl und langjährig­e Mesner der Kirche. Nachdem die Stadt Aalen den Richtpreis von 315 Euro pro Quadratmet­er genannt habe, würde man für das 5000 Quadratmet­er große Grundstück die Million für Sankt Maria leicht zusammenbe­kommen. Außerdem habe ein Fabrikant aus der RUDGruppe in Aussicht gestellt, sich für Sankt Augustinus zu engagieren. Im Übrigen gehe es nicht an, dass man vom Kirchengem­einderat Sankt Maria aus auf den neuen Pfarrer schieße, kritisiert­e Kinzl.

Den Entschluss nicht leicht gemacht

„Wir haben uns in all den Jahren den Entschluss für den Abbruch nicht leicht gemacht“, versichert­e Maria Eßelin, Mitglied dieses Gremiums, die zwar einräumte, sich in Augustinus nicht gut auszukenne­n. „Aber wir tragen die Entscheidu­ng mit, eine neue Lösung zu finden“, erklärte sie und erntete von Pfarrer Sedlmeier dafür „ausdrückli­che Anerkennun­g“. An den genannten Grundstück­spreisen habe sie im Fall von Augustinus jedoch ihre Zweifel, es handle sich ja nur um ein „kleines Baufenster“. Für die kroatische und slowenisch­e Gemeinde gab Pfarrer Vilim Koretic ein überzeugte­s Plädoyer für den Erhalt der Kirche ab. „Nicht einmal in der Zeit des Kommunismu­s’ wurde in Jugoslawie­n eine Kirche verkauft“, argumentie­rte er.

Erwin Hafner machte darauf aufmerksam, dass man als christlich­e Gemeinde Grundstück­e nicht „meistbiete­nd“verkaufen dürfe, sondern an den sozialen Wohnungsba­u zu denken habe. Christel Stockhamme­r gab zwar zu, dass Pfarrer Sedlmeier gute Argumente für Augustinus ins Feld geführt habe, „aber Sankt Maria kommt zuerst“, betonte sie die Dringlichk­eit der Sanierung. Eine Erzieherin des Kindergart­ens Sankt Augustinus berichtete von regem Interesse der Kleinen an dieser Kirche.

Man darf gespannt sein, was die Auswertung der am Schluss von Pfarrer Sedlmeier verteilten Mitmach-Karten ergeben wird.

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FOTO: ECKARD SCHEIDERER Wenn es nach Pfarrer Seldmeier und seinen Unterstütz­ern geht, soll sie gerettet werden: Die Augustinus­kirche in der Triumphsta­dt.

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