Gemeinderat ebnet Weg für 1000 Jobs
Elf Stadträte stimmen in nichtöffentlicher Sitzung für die Ansiedlung – sieben dagegen
- Mit elf Ja-Stimmen hat der Oberkochener Gemeinderat am Mittwochabend in nichtöffentlicher Sitzung mehrheitlich der geplanten Ansiedlung des südkoreanischen Werkzeugherstellers YG-1 zugestimmt. Gegen das Vorhaben stimmten sieben Mitglieder des Stadtparlaments, eines enthielt sich der Stimme. Bürgermeister Peter Traub, der dies am Donnerstag bekannt gab, sprach von einer sehr langen, intensiven und tief gehenden Diskussion, die dieser Entscheidung vorausgegangen sei. Diese sei jedoch keinesfalls gegen die ortsansässigen Firmen gerichtet, die man wertschätze und denen man unter allen Umständen auch weiterhin ein guter Partner sein wolle.
Die vergangenen sechs Wochen habe er sich ausschließlich mit der möglichen Ansiedlung des südkoreanischen Unternehmens befasst, das am Standort Oberkochen in den nächsten Jahren 1000 Arbeitsplätze schaffen wolle, ließ sich Traub in die Karten blicken. Den Kaufvertrag habe er bereits unter Vorbehalt unterschrieben, nach der positiven Entscheidung des Gemeinderates trete er nun in Kraft. Das Unternehmen kaufe zunächst 1,5 Hektar im Gewerbegebiet „Oberkochen Süd II“und innerhalb der nächsten beiden Jahre weitere 1,7 Hektar für 75 Euro pro Quadratmeter.
Europa-Verwaltungszentrale von Paris nach Oberkochen
Vorgesehen ist nicht nur der Aufbau von Entwicklungs-, Fertigungs- und Servicekapazitäten, sondern auch ein Verwaltungs- und Schulungszentrum. Mittelfristig sollen laut Traub sowohl der Gesellschaftssitz der YG-1 Deutschland von Eschborn bei Frankfurt als auch der Sitz der Europa-Verwaltungszentrale von Paris nach Oberkochen verlagert werden.
Mit dem Grundstückskauf, sagte Traub weiter, hätten Gemeinderat und Bürgermeister die verbindliche Erklärung verlangt und erhalten, dass YG-1 den örtlichen Unternehmen nicht aktiv Fachkräfte abwirbt, und dass es Fachkräfte nicht nur selbst ausbildet, sondern auch entsprechende Ausbildungskapazitäten bereits in der ersten Ausbaustufe des geplanten Entwicklungs- und Produktionszentrums schafft. Traub räumte ein, dass es sich dabei nur um eine moralische Verpflichtung handeln könne.
Mit dieser Verpflichtung signalisiere die Stadt jedoch, sagte der Bürgermeister sinngemäß, dass sie die Befürchtungen der ortsansässigen Firmen wegen des Fachkräftemangels durchaus ernst nehme. Traub: „Wir wissen und wertschätzen, was diese Unternehmen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten vor Ort aufgebaut, und welchen Beitrag sie für die Stadt und die Menschen, die hier leben und arbeiten, geleistet haben.“Schon bisher habe Oberkochen eine sehr unternehmensnahe kommunale Wirtschaftspolitik betrieben. Traub: „Wir wissen, dass wir unseren Wohlstand den Unternehmen verdanken.“
Kein Nachteil für die bestehenden Unternehmen
Daher habe der Gemeinderat auch beschlossen, dass sich Oberkochen materiell an konkreten Projekten und Maßnahmen zur Anwerbung, Ausbildung und Qualifizierung von Menschen aus dem In- und Ausland beteiligt. Die Verwaltung hat laut Traub den Auftrag, gemeinsam mit dem Ostalbkreis, der Industrie- und Handelskammer und der regionalen Wirtschaft Maßnahmen und Projekte zu definieren. Damit solle den berechtigten Interessen der örtlichen Unternehmen und der regionalen Wirtschaft Rechnung getragen werden. Traub: „Die Ansiedlung des Entwicklungsund Produktionszentrums der Firma YG-1 darf nicht zu einem Nachteil für die bestehenden Unternehmen führen.“
Nicht nur nach seiner Überzeugung überwiegen die Vorteile der geplanten Ansiedlung, sagte Bürgermeister Traub und berief sich auf die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut. Die hatte von einer klugen Investitionsentscheidung und einem Bekenntnis zum Standort Baden-Württemberg gesprochen.