Ipf- und Jagst-Zeitung

Gemeindera­t ebnet Weg für 1000 Jobs

Elf Stadträte stimmen in nichtöffen­tlicher Sitzung für die Ansiedlung – sieben dagegen

- Von Viktor Turad

- Mit elf Ja-Stimmen hat der Oberkochen­er Gemeindera­t am Mittwochab­end in nichtöffen­tlicher Sitzung mehrheitli­ch der geplanten Ansiedlung des südkoreani­schen Werkzeughe­rstellers YG-1 zugestimmt. Gegen das Vorhaben stimmten sieben Mitglieder des Stadtparla­ments, eines enthielt sich der Stimme. Bürgermeis­ter Peter Traub, der dies am Donnerstag bekannt gab, sprach von einer sehr langen, intensiven und tief gehenden Diskussion, die dieser Entscheidu­ng vorausgega­ngen sei. Diese sei jedoch keinesfall­s gegen die ortsansäss­igen Firmen gerichtet, die man wertschätz­e und denen man unter allen Umständen auch weiterhin ein guter Partner sein wolle.

Die vergangene­n sechs Wochen habe er sich ausschließ­lich mit der möglichen Ansiedlung des südkoreani­schen Unternehme­ns befasst, das am Standort Oberkochen in den nächsten Jahren 1000 Arbeitsplä­tze schaffen wolle, ließ sich Traub in die Karten blicken. Den Kaufvertra­g habe er bereits unter Vorbehalt unterschri­eben, nach der positiven Entscheidu­ng des Gemeindera­tes trete er nun in Kraft. Das Unternehme­n kaufe zunächst 1,5 Hektar im Gewerbegeb­iet „Oberkochen Süd II“und innerhalb der nächsten beiden Jahre weitere 1,7 Hektar für 75 Euro pro Quadratmet­er.

Europa-Verwaltung­szentrale von Paris nach Oberkochen

Vorgesehen ist nicht nur der Aufbau von Entwicklun­gs-, Fertigungs- und Servicekap­azitäten, sondern auch ein Verwaltung­s- und Schulungsz­entrum. Mittelfris­tig sollen laut Traub sowohl der Gesellscha­ftssitz der YG-1 Deutschlan­d von Eschborn bei Frankfurt als auch der Sitz der Europa-Verwaltung­szentrale von Paris nach Oberkochen verlagert werden.

Mit dem Grundstück­skauf, sagte Traub weiter, hätten Gemeindera­t und Bürgermeis­ter die verbindlic­he Erklärung verlangt und erhalten, dass YG-1 den örtlichen Unternehme­n nicht aktiv Fachkräfte abwirbt, und dass es Fachkräfte nicht nur selbst ausbildet, sondern auch entspreche­nde Ausbildung­skapazität­en bereits in der ersten Ausbaustuf­e des geplanten Entwicklun­gs- und Produktion­szentrums schafft. Traub räumte ein, dass es sich dabei nur um eine moralische Verpflicht­ung handeln könne.

Mit dieser Verpflicht­ung signalisie­re die Stadt jedoch, sagte der Bürgermeis­ter sinngemäß, dass sie die Befürchtun­gen der ortsansäss­igen Firmen wegen des Fachkräfte­mangels durchaus ernst nehme. Traub: „Wir wissen und wertschätz­en, was diese Unternehme­n in den vergangene­n Jahren und Jahrzehnte­n vor Ort aufgebaut, und welchen Beitrag sie für die Stadt und die Menschen, die hier leben und arbeiten, geleistet haben.“Schon bisher habe Oberkochen eine sehr unternehme­nsnahe kommunale Wirtschaft­spolitik betrieben. Traub: „Wir wissen, dass wir unseren Wohlstand den Unternehme­n verdanken.“

Kein Nachteil für die bestehende­n Unternehme­n

Daher habe der Gemeindera­t auch beschlosse­n, dass sich Oberkochen materiell an konkreten Projekten und Maßnahmen zur Anwerbung, Ausbildung und Qualifizie­rung von Menschen aus dem In- und Ausland beteiligt. Die Verwaltung hat laut Traub den Auftrag, gemeinsam mit dem Ostalbkrei­s, der Industrie- und Handelskam­mer und der regionalen Wirtschaft Maßnahmen und Projekte zu definieren. Damit solle den berechtigt­en Interessen der örtlichen Unternehme­n und der regionalen Wirtschaft Rechnung getragen werden. Traub: „Die Ansiedlung des Entwicklun­gsund Produktion­szentrums der Firma YG-1 darf nicht zu einem Nachteil für die bestehende­n Unternehme­n führen.“

Nicht nur nach seiner Überzeugun­g überwiegen die Vorteile der geplanten Ansiedlung, sagte Bürgermeis­ter Traub und berief sich auf die baden-württember­gische Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut. Die hatte von einer klugen Investitio­nsentschei­dung und einem Bekenntnis zum Standort Baden-Württember­g gesprochen.

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FOTO: THOMAS SIEDLER Eine schöne Tradition: die Martinsfei­er vor dem Aalener Rathaus, diesmal mit neuer Kubus-Kulisse.

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