„Muss Streit sein? - Streit muss sein!“
Gewaltpräventionsberaterin Cornelia Hummel und Betriebsseelsorger Rolf Siedler sprechen über Konflikte
- „Muss Streit sein? Streit muss sein!“Unter diesem Motto hat der Arbeitskreis Friedensdekade zu einem Gesprächsabend in das Ladencafé Präsent eingeladen. Vor rund zwei Dutzend Zuhörern nahmen die Gewaltpräventionsberaterin Cornelia Hummel und der Mediator und Betriebsseelsorger Dr. Rolf Siedler Stellung zu Konflikten zwischen Ehepaaren, unter nahen Verwandten, zwischen Nachbarn, zwischen Freunden, in der Schule und am Arbeitsplatz.
Sowohl beim Streit im Privaten als auch beim Streit im geschäftlichen Umfeld geht es manchmal darum, sich zu wehren und für sich zu kämpfen, um einen gangbaren Weg zu finden, sagte Cornelia Hummel. Sich die ganze Zeit wegzuducken, sei ungesund.
Jede Streitsituation, die man überlebt habe, mache einen stark, so Cornelia Hummel: „Das ist wirklich Learning by doing. Man gewinnt Seelenstärke, mehr Sicherheit und Gottvertrauen.“Im Alltag müsse man nicht alles beackern, sondern sich die Frage stellen, wie stark es belaste. Jeder habe seine Ecken und Kanten und sein Innenleben. „Auch ein Erwachsener braucht Mut, zu sagen: Das verletzt mich. Aber wir lassen nicht gern in unser Gefühlsleben hineingucken.“Was Kinder anbelangt, meinte Hummel, es sei besser, wenn das Kind mal ein Schimpfwort verwende: „Lieber soll es mal brüllen, um Flagge zu zeigen.“Und am Arbeitsplatz sollte man auch Position beziehen. Es sei ganz wichtig, dass man auch nachfrage, warum sich eine Person so oder so verhalte.
„Im Prinzip kann sich jeder an mich wenden, es ist ein kostenloses Angebot“, sagte Rolf Siedler. Denn wer sich am Arbeitsplatz nicht wehre, sei manchmal der Erste, der rausfliege, berichtete der Betriebsseelsorger aus seiner Erfahrung. Hauptkonfliktursache sei unzureichende Kommunikation. „Die Kommunikation ist der Anker“, so Siedler. Das Kämpfen habe in der Mehrheit zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen geführt. Man müsse aber bereit sein, Risiken einzugehen. „Geh vernünftig vor, hab ruhig Angst“, riet Siedler und appellierte an die Selbstachtung: Nicht jeder Konflikt ende mit einer Lösung, sagte er, aber Kompromisse seien auch nicht schlecht.
Peter Maile vom Friedensforum fragte, warum das Thema Konfliktlösung nicht stärker in den Schulen thematisiert werde. In der Ausbildung von Erzieherinnen sei dies Ausbildungsinhalt, sagte Wolfgang Kuhn von der Katholischen Erwachsenenbildung. Von Cornelia Hummel und Fotini Papadopulu gibt es ein
mit dem Titel „Erziehen: Handlungsrezepte für den Schulalltag in der Sekundarstufe: Keine Toleranz bei Gewalt:“