Ipf- und Jagst-Zeitung

„Muss Streit sein? - Streit muss sein!“

Gewaltpräv­entionsber­aterin Cornelia Hummel und Betriebsse­elsorger Rolf Siedler sprechen über Konflikte

- Von Josef Schneider

- „Muss Streit sein? Streit muss sein!“Unter diesem Motto hat der Arbeitskre­is Friedensde­kade zu einem Gesprächsa­bend in das Ladencafé Präsent eingeladen. Vor rund zwei Dutzend Zuhörern nahmen die Gewaltpräv­entionsber­aterin Cornelia Hummel und der Mediator und Betriebsse­elsorger Dr. Rolf Siedler Stellung zu Konflikten zwischen Ehepaaren, unter nahen Verwandten, zwischen Nachbarn, zwischen Freunden, in der Schule und am Arbeitspla­tz.

Sowohl beim Streit im Privaten als auch beim Streit im geschäftli­chen Umfeld geht es manchmal darum, sich zu wehren und für sich zu kämpfen, um einen gangbaren Weg zu finden, sagte Cornelia Hummel. Sich die ganze Zeit wegzuducke­n, sei ungesund.

Jede Streitsitu­ation, die man überlebt habe, mache einen stark, so Cornelia Hummel: „Das ist wirklich Learning by doing. Man gewinnt Seelenstär­ke, mehr Sicherheit und Gottvertra­uen.“Im Alltag müsse man nicht alles beackern, sondern sich die Frage stellen, wie stark es belaste. Jeder habe seine Ecken und Kanten und sein Innenleben. „Auch ein Erwachsene­r braucht Mut, zu sagen: Das verletzt mich. Aber wir lassen nicht gern in unser Gefühlsleb­en hineinguck­en.“Was Kinder anbelangt, meinte Hummel, es sei besser, wenn das Kind mal ein Schimpfwor­t verwende: „Lieber soll es mal brüllen, um Flagge zu zeigen.“Und am Arbeitspla­tz sollte man auch Position beziehen. Es sei ganz wichtig, dass man auch nachfrage, warum sich eine Person so oder so verhalte.

„Im Prinzip kann sich jeder an mich wenden, es ist ein kostenlose­s Angebot“, sagte Rolf Siedler. Denn wer sich am Arbeitspla­tz nicht wehre, sei manchmal der Erste, der rausfliege, berichtete der Betriebsse­elsorger aus seiner Erfahrung. Hauptkonfl­iktursache sei unzureiche­nde Kommunikat­ion. „Die Kommunikat­ion ist der Anker“, so Siedler. Das Kämpfen habe in der Mehrheit zu einer Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen geführt. Man müsse aber bereit sein, Risiken einzugehen. „Geh vernünftig vor, hab ruhig Angst“, riet Siedler und appelliert­e an die Selbstacht­ung: Nicht jeder Konflikt ende mit einer Lösung, sagte er, aber Kompromiss­e seien auch nicht schlecht.

Peter Maile vom Friedensfo­rum fragte, warum das Thema Konfliktlö­sung nicht stärker in den Schulen thematisie­rt werde. In der Ausbildung von Erzieherin­nen sei dies Ausbildung­sinhalt, sagte Wolfgang Kuhn von der Katholisch­en Erwachsene­nbildung. Von Cornelia Hummel und Fotini Papadopulu gibt es ein

mit dem Titel „Erziehen: Handlungsr­ezepte für den Schulallta­g in der Sekundarst­ufe: Keine Toleranz bei Gewalt:“

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ARCHIVFOTO: JAN-PHILIPP STROBEL/DPA „Streit!“ist das Motto der diesjährig­en ökumenisch­en Friedensde­kade in Ellwangen gewesen. Menschen sollten nicht jedem Streit grundsätzl­ich aus dem Weg gehen, meinen die Beraterin Cornelia Hummel und Betriebsse­elsorger Rolf Siedler.

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