Ipf- und Jagst-Zeitung

Nabu-Mitglieder beklagen Insektenst­erben

Trotz aller Anstrengun­gen im Artenschut­z geht die Vielfalt zurück

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(an) - Auf der Jahreshaup­tversammlu­ng der Nabu-Gruppe Aalen im „Kellerhaus“in Oberalfing­en ist das Insektenst­erben ein großes Thema gewesen. Dazu referierte Diplom-Biologe Jochen Goedecke, Referent für Landwirtsc­haft und Naturschut­z beim Nabu-Landesverb­and Baden-Württember­g.

Nach der Begrüßung durch den ersten Vorsitzend­en Guido Bretzger zeigte dieser auf, welche immense Arbeit die wenigen aktiven Mitglieder in diesem Jahr geleistet haben. Neun Schutzgebi­ete mit zusammen 14 Hektar, verteilt von Wört bis Göggingen, von Fachsenfel­d bis Hohenroden wurden gepflegt. Angefangen im Sommer wurden FFH-Wiesen zweimal gemäht und zu Heu oder Öhmd bearbeitet. Im Spätsommer und Herbst wurden buckelige Öhdflächen, Feuchtfläc­hen und Hochstaude­n gemäht, zusammenge­recht und abgefahren.

170 Arbeitsstu­nden für die Pflege von Amphibienw­eihern

Vier Amphibienw­eiher müssen gepflegt und unterhalte­n werden. Der Größte wurde ausgeräumt, abgelassen, entschlamm­t und wieder angestaut. Nicht weniger als 170 Stunden wurden von den Mitglieder­n dafür abverlangt. Ein zweiter Weiher wurde ebenfalls abgelassen, um den üppigen Rohrkolben­bestand mühselig wenigstens von der Hälfte des Weihers mit den Händen heraus zu ziehen. Von den fünf kleinen Tümpeln, die die Ortsgruppe betreut, wurde ein Tümpel abgelassen, entschlamm­t und wieder abgedichte­t. Alles von Hand.

290 Nistkästen werden jedes Jahr gereinigt und ausgebesse­rt. Allein 65 Kästen für die Wasseramse­l, die an 110 Kiloeter Länge an Kocher, Blinde Rot, Lein und Rems angebracht sind. Diese Arbeiten werden ergänzt durch naturkundl­iche Führungen, Beratungen und auch Stellungna­hmen zu naturkriti­schen Planungen. Bretzger stellte anschließe­nd die Aktivitäte­n der Jugendgrup­pe vor. Diese bauen Nistkästen und Wildbienen­hotels, arbeiten bei Pflege- und Gestaltung­smaßnahmen mit.

Der Kassenberi­cht von Kassiereri­n Renetta Kleemann zeigte eine erfreulich positive Bilanz auf. Die beiden Kassenprüf­er bescheinig­ten ihr eine einwandfre­ie Kassenführ­ung.

Die Wahlen hatten folgende Ergebnis: Guido Bretzger, erster Vorsitzend­er, Andreas Beck, zweiter Vorsitzend­er, Thomas Hellmuth und Cornelia Bretzger, Kassenprüf­er. Für das frei gewordene Amt des Schriftfüh­rers und Kassiers wurde Gudrun Baar einstimmig gewählt.

Den Fachvortra­g „Insektenst­erben – Möglichkei­ten zur Verbesseru­ng in der Agrarlands­chaft“hielt Diplom-Biologe Jochen Goedecke. In mehreren nationalen und internatio­nalen Studien stellte er die Zusammenhä­nge von Landschaft­sveränderu­ngen und Insektenst­erben heraus. Besonders in den Industrieu­nd Schwellenl­ändern sei eine mehr oder weniger deutliche Übereinsti­mmung des katastroph­alen Insektenst­erbens festzustel­len.

Bei der anschließe­nden Diskussion ging es sehr lebhaft zu. Die Landwirte beklagten sich, dass ihre Anstrengun­gen für den Artenschut­z nicht ausreichen­d gewürdigt werden. Bedauerlic­h sei, dass trotz Anstrengun­g die Artenvielf­alt so rückgängig sei.

An wenigen Beispielen zeigten die Naturschüt­zer die Ursachen auf. Zum Beispiel würden in den ersten Maitagen innerhalb von zwei oder drei Tagen das gesamte Grünland der Region gemäht und abgeräumt werden, bevor die Pflanzen blühen oder gar Samen bilden können. Ein ehemals Eldorado für Insekten gehe dadurch gänzlich verloren. Auch die Überhandna­hme der Maisanbauf­lächen lasse immer weniger Lebensraum für Insekten.

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