Zwischen Tradition und Zukunft
Neues Landeszentrum „Musik-Design-Performance“an der Trossinger Musikhochschule
- Wenn Teilnehmer eines Workshops gemeinsam mit Smartphones, Tablets und Kopfhörern neue Musik-Apps ausprobieren, wird sich wohl manch ein Beobachter fragen: Soll das Musizieren sein? Kann man sich Software als Instrumentarium an Musikschulen vorstellen? Bei einem einwöchigen Festival zur Einweihung des neuen Landeszentrums „Musik-Design-Performance“an der Trossinger Musikhochschule wird es für interessierte Besucher Gelegenheit geben, allerlei Neuerungen im Bereich künstlerischer und pädagogischer Praxis kennenzulernen.
Nach einjähriger Vorarbeit nimmt das mit sechs neuen Professuren ausgestattete Landeszentrum nun seine Pionierarbeit im Lehrbetrieb der Hochschule auf. Es versteht sich „als Brückenbauer zwischen Musiktradition und einer zunehmend digitalisierten Welt“. Zum Auftakt bietet das Festival Einblicke in aktuelle Kompositionsund Produktionsweisen von Musik und ihrer Vermarktung. Wie sich diese Klangkunst anhört, welchen Platz sie im sozialen Kontext einnimmt, wie sie archiviert oder unterrichtet werden kann, sollen zahlreiche Veranstaltungen erfahrbar machen.
Happenings, Performances, Konzerte, eine Ausstellung, Workshops und ein wissenschaftliches Symposium demonstrieren, wie Musikhochschulen Anschluss an das digitale Zeitalter finden und sich den Möglichkeiten neuer Medien stellen können. Dabei soll auch „musikalisch begabter Nachwuchs, der nicht aus der traditionellen Hochkultur kommt“, in die akademische Ausbildung integriert werden. Im Eröffnungskonzert am kommenden Samstag wird unter anderem Henry Fourés Komposition „Six White Dots“für Jongleur, Sensorbälle und sechs E-Gitarren aus der Taufe gehoben.
Führungen für Familien
Am Sonntag gibt es ein Familienprogramm und Kinderführungen durch die interaktive Installation „musik AN / AUS stellung“, die in Kooperation mit der Hochschule Furtwangen, der Konstanzer Universität, dem Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien sowie dem Pariser Forschungsinstitut für Akustik und Musik IRCAM konzipiert wurde und während der ganzen Festivalwoche zugänglich ist.
Was hier unter einem modisch bemüht wirkendem Titel daherkommt, erweist sich als ambitionierter Versuch, akustische Kunst von heute und morgen als Ergebnis einer Wechselwirkung von menschlichen Aktionen und maschinellen Prozessen zu definieren. Neue ästhetische Ansätze berufen sich dabei eher auf vormoderne Musiktheorien. Traditionelle Werkbegriffe der jüngeren Musikgeschichte haben in dieser Debatte weitgehend ausgedient.
Die Workshops zum Erfinden von Musik und Gestalten von Klang-Collagen mit Apps richten sich an Einsteiger und Fortgeschrittene. Wegen begrenzter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung erforderlich. Zum Abschluss des Festivals ist Theresia Bauer, Baden-Württembergs Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, bei einem Gala-Abend zu Gast, den Lehrkräfte und Studierende der Hochschule als „Reise durch alle Fachbereiche“ausrichten.
Festivalprogramm (2. bis 8. Dezember) und weitere Informationen: www.landeszentrum.de