Es war einmal die Stöger-Rolle
Eine Geschichte, eine Geschichte – das scheinen die wohlig vor dem Fernseher lümmelnden oder etwas weniger behaglich in den Stadien frierenden Fans vor diesem Spieltag gerufen zu haben. Denn der Märchenonkel Bundesliga hat sich am Wochenende nicht lange bitten lassen, großväterlich auf seine gespannten FußballEnthusiasten geblickt und sein riesiges Anekdoten-Buch aufgeklappt.
Da hätten wir zum einen die emsigen Kuriosumslieferanten aus Dortmund. Da feiert nach seinem Kreuzbandanriss und 259 Tagen des Wartens beim 2:0 seiner Borussia gegen den Hamburger SV ein erfolgreiches Comeback und wird frenetisch gefeiert. Doch damit nicht genug: Als der eine Comebacker das Feld verließ, feierte ein Duo seine Auferstehung. Der für Reus eingewechselte war es, der in der Nachspielzeit einen Traumpass von veredelte und so erstmals seit dem WM-Finale 2014 diese Zusammenarbeit wieder krönte. Doch reichte das Doppelcomeback dem BVB nicht aus, die Borussia wollte den Hattrick und so feierte auch der Tor-Salto seine Wiederauferstehung auf großer Bühne.
hatte es versprochen
Marco Reus Mario Götze André Schürrle Michy Batshuayi
und ließ Taten folgen. Nach seinem Tor zum 1:0 legte die ChelseaLeihgabe einen zirkusreifen Jubel hin: Ein Radschlag, gefolgt von einem Rückwärtssalto, ganz in der Tradition seines Vorgängers
Trainer blieb da nur die Rolle des Bewunderers: „Nachdem ich nie weiter als bis zur Rolle gekommen bin, kann ich jetzt hier leider nicht beurteilen, wer das besser gemacht hat. Für mich ist beides ein Wahnsinn. Es ist nicht zu erklären, dass das bei einem Kicker überhaupt funktioniert.“
Aubameyang. Stöger Jupp Heynckes PierreEmerick Peter
Auf solch Jubel-Schickimicki kann Bayerns getrost verzichten. Da sein Trainer
krankheitsbedingt pausieren musste, sah er sich angstfrei in der Lage, einen Uralt-Rekord seines Trainers einzustellen. Der 29Jährige erzielte im elften Heimspiel in Folge einen Treffer. Der 72-Jährige Heynckes hatte die Bestmarke 1972/ 73 im Trikot von Borussia Mönchengladbach aufgestellt. „Es freut mich, dass mir das gelungen ist. Es ist aber schade, dass der Trainer nicht dabei war“, so Lewandowski.
Robert Lewandowski
Lange nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen ward Fußball-Kaiser
Doch als ExKanzler derzeit mit neuer Freundin bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang zugegen, sich via „Bild“besorgt äußerte (“Leider geht es ihm nicht ganz so gut. Die Sache mit der FIFA hat ihm
Franz Beckenbauer. Gerhard Schröder,
wohl doch stark zugesetzt“), sah sich Beckenbauer doch bemüßigt, sein öffentliches Schweigen zu brechen – ebenfalls via „Bild“: „Mir geht es gut. Meine Herzprobleme sind nach der Operation unter Kontrolle“, so der 72-Jährige. Er beklage nur die „Wehwehchen des Alters“.
Gauß Florian
Von denen ist Stürmer
von der SG Mettenberg noch etwas entfernt. Warum der Oberschwabe aus dem Landkreis Biberach hier auftaucht? Weil auch er eine der Geschichten des Wochenendes ist. Der 21-Jährige hatte sich per Fallrückzieher für das Torwandschießen im „aktuellen Sportstudio“im ZDF qualifiziert. Dass er hier gegen
immerhin Weltmeister von 1990, verlor – geschenkt. Ein kleines Märchen bleibt es doch.
Völler, Rudi
Doch wo Helden, da auch Gefallene. Namentlich die Kicker des FSV Mainz 05, die sich nach der 2:4-Niederlage gegen die TSG Hoffenheim nicht nur geknickt, sondern auch mit Spottgesängen der eigenen Fans bedacht, in die Kabine verabschiedeten. Doch einfach so die Schmähung hinnehmen? Nein! Und so verfassten Spieler, Trainer und Betreuer einen offenen Brief. „Wir werden alles in die Mission Klassenerhalt reinhauen, was wir haben – für euch, für den Verein, für diese Stadt. Dazu benötigen wir aber jeden einzelnen Fan auf unserer Seite, [...] gerade auch bei Rückschlägen“, schrieben sie.
Sandro Schwarz
Und was wäre so eine AnekdotenSammlung ohne einen kräftigen Lacher? Den lieferte – ungewollt. Herthas Torwart, immerhin 361 Pflichtspiele auf dem Buckel, stoppte beim 2:0-Erfolg bei Bayer Leverkusen den Ball mit den Händen, spielte ihn mit dem Fuß und nahm ihn dann wieder auf – die kuriose Folge: indirekter Freistoß. Und das knapp vor dem Tor. „Ich wusste nicht, dass ich das so nicht machen kann“, offenbarte der Norweger. Immerhin konnte er lachen, sein Fauxpas blieb folgenlos und bescherte ihm so ein persönliches Happy End.
Rune Jarstein