„Hassprediger“aus Pfahlheim abgeurteilt
Fünf Angeklagte müssen sich vor Röhlingens grobgünstigem Narrengericht verantworten
- Es war wieder ein Riesenspektakel: die Zusammenkunft des grobgünstigen Narrengerichts des Wilden Heers von Röhlingen im übervollen Narrenstall in der Mühlbachhalle. Fünf Delinquenten mussten sich hier am Dienstagvormittag verantworten. Darunter auch der Ortsvorsteher von Pfahlheim, Wolfgang „Ajatollah“Seckler. Ihm wurde seine „Hasspredigt“beim letztjährigen Pfahlheimer Bürgerball zum Verhängnis. Von wegen „Pfohla first“, Mauerbau und so ...
Unter dem neuen, eloquenten, aber auch ziemlich gnadenlosen Vorsitz von „Hinrichter“Magnus Müller, machte das Narrengericht am Dienstag mit den fünf Angeklagten mehr oder weniger kurzen Prozess. In diesem Zuge wurde dann auch endlich aufgelöst, wer sich hinter den Missetäter-Symboltäfelchen am Röhlinger Narrenbaum – sie zeigten das Facebook-Symbol, das Röhlinger Dorfhaus, eine Mauer und ein Monopoly-Spielbrett – verbirgt.
Der Partyverein
Das war zum einen Heiko Rup. Ihm wurden vom scharfzüngigen Ankläger, Peter aus dem Badischen (Peter Bauer), vorgehalten, dass er die intakte Röhlinger Vereinsstruktur regelrecht torpediert habe. Und zwar mit der Neugründung eines Freizeitvereins. Der würde nicht nur Partys mit komischen Mottos (Vegas Baby! Welcome To Fabulous Röhlingen!) organisieren, die dann auch nur auf Facebook und nicht, wie sich das gehört, mit gedruckten Handzetteln beworben werden. Nein, diese Freizeittruppe greife den Röhlinger Traditionsvereinen auch noch den Nachwuchs ab. Das geht gar nicht; Bauer forderte eine harte Bestrafung.
Verteidiger Ludwig von der Schmiede (Ludwig Kurz) gab danach wie immer vergeblich sein Bestes. Er erinnerte unter anderem daran, dass Rup sich doch auch im Sport engagiere und den Tennissport in Röhlingen wieder groß gemacht habe und plädierte auf Freispruch, wie übrigens auch die Mutter von Rup, die im Saal lautstark protestierte. Der Angeklagte selbst zeigte sich ebenfalls wehrhaft, gab eine ausgesprochen lange, gereimte Verteidigungsrede zum Besten und wurde am Ende trotzdem verurteilt. Er muss mit seinem neuen Verein ein Sommerfest zum Abschluss der Arbeiten am neuen Dorfzentrum ausrichten und die Erlöse für einen gemeinnützigen Zweck spenden.
Der „Baggerterrorist“
Danach durfte ein weiterer Rupp auf der Anklagebank Platz nehmen – Klaus Rupp – nicht verwandt und nicht verschwägert mit Heiko Rup. Ankläger Bauer erklärte ihn zu einem „Bagger-Terroristen“, der bereits im ganzen Ostalbkreis „Spuren der totalen Verwüstung“hinterlassen habe. Und er mahnte, dass sich Rupp jetzt anschicke, ähnlich wie in einem Monopoly-Spiel auch in Röhlingen, angetrieben durch einen skrupellosen Chef, zu wüten. Haus um Haus, Straße um Straße werden an die Reihe kommen, das „ganze Dorf“werde Rupps Zerstörungswut zum Opfer fallen, wenn ihm nicht Einhalt geboten werde, orakelte Bauer. Die Verteidigung sah das im Grunde nicht wirklich anders, verlangte aber trotzdem – vermutlich aus alter Gewohnheit – einen Freispruch. Außerdem baggere der „Klaus“jedes Jahr doch auch den Röhlinger Narrenbaum aus. Der Angeklagte selbst zeigte sich angesichts der Anwürfe empört. „So unschuldig wie ich, war hier oben noch keiner“, rief er dem johlenden Publikum im Saal zu. Am Ende fand auch er keine Gnade. Das Urteil: Rupp muss auf der kleinen Röhlinger Sechta-Insel ein Rübenbeet anlegen und bis zum Rübengeisterfest der RöSeNa pflegen – ausdrücklich ohne Bagger!
Ein Brandjoggala im neuen Häs
Flott wurde danach über Manuela „Manu“Huppenberger geurteilt, überzeugtes Mitglied der RöSeNaGruppe Brandjoggala. Sie hatte den Mund öffentlich zu voll genommen und muss nun „ein Probejahr“beim Wilden Heer“absolvieren. Die Angeklagte bekannte sich am Dienstag selbst voll umfänglich schuldig und vollstreckte das Urteil des Richters sofort – sie zog sich noch auf der Bühne – zur Gaudi des Publikums und zum Entsetzen aller Brandjoggala – ihr neues Häs an.
Die Chorleiter-Aktivistin
Nummer vier im Bunde war Chorleiterin Sabine Hipp, die eine gemeinsame Übung der Feuerwehren aus Pfahlheim und Röhlingen beim Röhlinger Dorfhaus boykottiert hatte – weil sie hier zeitgleich gerne eine Chorprobe abhalten wollte. Sie war am Ende die einzige, die mit einem Freispruch davon kommen sollte. Vermutlich lag es an ihren beiden Mitbringsel. Für das Gericht gab es einen Kälbertränkeeimer voller Schaumwein. Und für die nicht anwesende Rektorin der Grundschule, Daniela Gerstner-Gloning, kurz Doppel-G, einen „Werkraum to go“in Form eines Werkzeugkoffers. Mit diesem Koffer könne der Zwist um die Nutzung von Schulräumen durch Röhlinger Vereine endgültig befriedet werden, meinte Hipp. Das Publikum fand diese Idee klasse und forderte erfolgreich Freispruch.
Der „Ajatollah“aus Pfohla
Zum Finale kochte die Stimmung dann aber noch mal hoch. Vorgeführt wurde der Ortsvorsteher von Pfahlheim: Wolfgang Seckler. Sein Vergehen: Er soll beim Bürgerball vor einem Jahr eine schlimme Hasspredigt gehalten haben. Nicht nur, dass er Pfohla „zum besten Dorf im Land“erklärt habe, sogar den Bau einer vier Meter hohen Mauer, zu zahlen von Röhlingens Ortsvorsteher Müller, habe Seckler in dieser Rede angekündigt. Bauer redete sich hier regelrecht in Rage und verlangte, dass „Donald Ajatollah“Seckler mit einem Wicki-Freundebuch durch Röhlingen laufen solle - und zwar so lange, bis sich mindestens 50 Röhlinger darin eingetragen hätten.
Verteidiger Kurz attestierte seinem Mandanten indes eine „politische Schizophrenie“. Er habe eben einmal so wie Trump auftreten wollen - wenn auch nur für vier Minuten auf dem Pfahlheimer Bürgerball. Er befand, dass man Seckler noch eine Chance geben müsse. Und wurde dafür ausgebuht. Ebenso wie danach Wolfgang Seckler, der gut gelaunt, mit zwei hübschen Damen im Arm und täuschend echter Trump-Frisur, Teile seiner Bürgerballrede einfach nochmal wiederholte. Richter Müller beendete das Schauspiel und verdonnerte Seckler zur Ausrichtung eines Friedensfestes auf dem Ihnberg. Der nahm das alternativlose Urteil lachend an. Danach wurde in Röhlingen geschunkelt – die Bauernkapelle aus Halheim legte los.