Zwei Rennen, drei Kugeln
In Ofterschwang könnte sich Mikaela Shiffrin Gesamt- und Slalom-Weltcup sichern – Viktoria Rebensburg will sich in der Riesenslalom-Wertung (vor-)entscheidend absetzen
- Viktoria Rebensburg ist: Fan. Großer Fan. 218 Weltcup-Rennen hat Deutschlands beste Skifahrerin in nunmehr zwölf Karriere-Wintern bestritten, fünf davon in Ofterschwang. Der Riesenslalom heute ist Viktoria Rebensburgs sechster in der Oberallgäuer 2000-SeelenGemeinde, und dass es da eine Sympathie geben muss, lassen allein die Resultate vermuten, die die Olympiasiegerin von 2010 dort eingefahren hat: 19. (2008), Sechste (2009), zweimal Erste (2012, binnen 24 Stunden!), Dritte (2013). „Extrem schöne Erinnerungen“verbindet die 28-Jährige aus Kreuth mit der Dienstreise ans Ofterschwanger Horn; auch mag sie „die Landschaft und den Hang sehr gerne“. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für einen neuerlichen Coup: Im Disziplin-Weltcup der Sparte Riesenslalom bringt Viktoria Rebensburg 32 Punkte Vorsprung auf Tessa Worley, 81 auf Mikaela Shiffrin mit. (Vor-)Entscheidung in Ofterschwang?
Das hätte was. Freuen würde es auch die rührigen Macher um Michael Fäßler, den Präsidenten des Organisationskomitees. Zum zehnten Mal schon hat der Internationale Skiverband FIS ihre Arbeit, die Arbeit von mehr als 500 ehrenamtlichen Helfern, mit einem Zuschlag für Ofterschwang belohnt – was 1999 mit einem Riesenslalom-Sieg des Österreichers Stephan Eberharter begonnen hat, ist längst Schmankerl im Kalender der Frauen geworden. Kulisse und Atmosphäre werden durchweg gelobt, die Strecken für Riesenslalom (1245 Meter Länge, 380 Meter Höhenunterschied) und Slalom (am Samstag; 460 Meter Länge, 190 Meter Höhenunterschied) nennt nicht nur FISRenndirektor Atle Skaardal „sehr selektiv“. Und: Im Kampf mit allzu frühlingshaften Temperaturen ist man in Ofterschwang aus Erfahrung findig. Mittels Sprühbalken wird bei nächtlichen Minusgraden mit extrem hohem Druck Wasser 30 Zentimeter tief in den Schnee gespritzt; Folge sind ein gefrorener Untergrund – und eine harte, widerstandsfähige Piste.
Auf der könnte Viktoria Rebensburg heute einen großen Schritt machen hin zum dritten Gewinn einer kleinen Kristallkugel nach 2010/11 und 2011/12. Drei Saisonsiege sowie zwei zweite Ränge belegen konstant hohe Qualität in ihrem Kerngeschäft Riesenslalom, auch Rang vier bei den Spielen von Pyeongchang zeugt von Klasse. Nur: Die haben auch Weltmeisterin Worley und Südkorea-Siegerin Shiffrin. Vielleicht bleibt Ofterschwang also Etappe, bringt erst Åre am 18. März Klarheit (und Jubel?).
Im Slalom sind die Verhältnisse eindeutiger. Bei Olympia hatte sich Mikaela Shiffrin zwar einem noch schnelleren Trio beugen müssen, ihre 175 Punkte Vorsprung auf die Slowakin Petra Vlhova aber sollten – bei 200 noch zu vergebenden Zählern – zum Disziplin-Triumph schon im Allgäu reichen. Ein noch größeres Vorab-Geburtstagsgeschenk zum 23. am kommenden Dienstag könnte sich die Amerikanerin schon heute machen: Ein sechster Rang im Riesenslalom würde auch die große Kristallkugel, den zweiten Gesamtweltcup-Sieg nach 2016/17, frühzeitig absichern.
Åre würde zum Schaulaufen werden für die Frau aus Vail. Und Ofterschwang zur ganz großen Bühne.
Der Weltcup-Zeitplan: Fr., 9.00 Uhr: Stadioneinlass; 11.00 Uhr: Riesenslalom, 1. Lauf; 14.00 Uhr: Riesenslalom, 2. Lauf; 18.30 Uhr: Siegerehrung Riesenslalom, anschließend Startnummern-Auslosung Slalom, jeweils Rathausplatz Sonthofen. – Sa., 7.30 Uhr: Stadioneinlass; 9.30 Uhr: Slalom, 1. Lauf; 12.30 Uhr: Slalom, 2. Lauf, anschließend Siegerehrung im Skistadion. – Die deutschen Starterinnen: Riesenslalom: Viktoria Rebensburg (Kreuth), Lena Dürr (Germering), Maren Wiesler (Münstertal), AnnKatrin Magg (Überlingen), Veronique Hronek (Unterwössen); Slalom: Dürr, Marina Wallner (Inzell), Wiesler.