Derb, trocken, aber lustig
Der schwäbische Kabarettist Uli Keuler begeistert das Publikum im Farrenstall in Neuler
- Der Farrenstall in Neuler ist aus dem Winterschlaf erwacht. Das Veranstaltungsjahr hat der Verein am Freitag mit einem wunderbaren Abend begonnen: Zu Gast war der schwäbische Kabarettist Uli Keuler.
Ziemlich ruhig und gelassen brachte Keuler sein derb-komisches Programm zum Besten. Mit trockenem Humor servierte er sowohl alltägliche, als auch sozialkritische Themen. Mit imaginären Dialogen stellte er verschiedene Szenen dar. Das eine Mal brachte er am Fahrkartenschalter den Mitarbeiter und die anderen Wartenden an ihre nervliche Belastbarkeit. Dabei wollte Keuler mit seiner langen Tirade doch nur einen Sparpreis herausschlagen. Eine imaginäre Beschwerde von hinten konterte er mit: „Ich weiß, dass der Zug bald abfährt, aber keine Sorge, der fährt auch ohne Sie.“
Motorraumpflege nach Hildegard von Bingen
Im nächsten Moment war Keuler mit seiner Familie zu Hause und versuchte, der neuen Küche Herr zu werden. Doch die moderne Technik kann einen schon zur Verzweiflung treiben. Er hat zwar ein Waffeleisen, mit dem man Halma spielen kann, und der Herd beherrscht OnlineBanking, aber einen Topf mit Wasser zum Kochen zu bringen, ist schier unmöglich. Trotz allem Missgeschicks, lobt er ganz gelassen die moderne Technik. Schließlich habe er so gelernt, im Sitzen zu pinkeln. Denn im Stehen fiel immer wieder der Toilettendeckel herunter, wie der Kirchheimer erzählt. Keuler hat aber noch mehr: Da ist zum Beispiel der Helikoptervater, der nicht einmal ein paar Stunden ohne Telefonat mit seinem Sohn auskommt oder der verständnisvolle, stolze Besitzer eines vegetarischen Hundes. Auch seine Darbietung eines Kfz-Mechanikers, der eine Motorraumpflege nach Hildegard von Bingen anbietet, begeisterte das Publikum. So verging im vollen Farrenstall keine Minute, in der nicht gelacht wurde. Selbst bei etwas derberen Sprüchen kam sein Humor an.
So erzählte der Satiriker beispielsweise dem Flüchtling, der auf dem Bau seines Sohnes hilft, er könne die Strapazen mit der Flucht wunderbar nachvollziehen. Schließlich musste er von der ersten Klasse an jeden Tag 1,5 Kilometer zu Fuß zur Schule laufen. „Hätte mir meine Oma mit 18 Jahren kein Auto geschenkt, wer weiß, ob ich das bis zur mittleren Reife geschafft hätte“, so Uli Keuler.
Gegen Ende kürzte er Ernest Hemingways „Der alte Mann und das Meer“auf zwei Seiten herunter. Aus dem Fischer wurde ein Säufer, der erst versuchte seine Wäsche zu waschen und dann zu bügeln. Doch der Schnaps sowie Eierlikör waren verlockender und am Ende wurde der Mann vom Bügelbrett k.o. geschlagen. Tosender Applaus füllten den Farrenstall. Das Publikum will mehr und bekommt mehr – als zweite Zugabe einen Witz in Dauerschleife, weil die Leute zwar lachten, aber nicht an der von Uli Keuler gewollten Stelle. Den Zuschauern wurde es aber nicht zu langweilig und sie hätten sicherlich noch länger lachen können.