Chor und Solist in Emotion vereint
Zwei virtuose Konzerte des Aalener Kammerchors mit anspruchsvoller Auswahl romantischer Nachtgesänge
Nahezu 300 Zuhörer haben die beiden Konzerte des Aalener Kammerchors in der Quirinus-Kirche und auf Schloss Fachsenfeld besucht. Thomas Baur hatte nicht nur mit der Auswahl des Programms eine glückliche Hand, sondern auch mit der Einladung des erst 15-jährigen Aalener Klaviersolisten Leander Brune.
In seiner 47-jährigen Geschichte hat der Kammerchor noch nie ein gemeinsames Konzert mit einem Klaviersolisten gegeben. Der mit dem zweiten Bundespreis von „Jugend musiziert“ausgezeichnete Brune begleitete die fast 50 Sänger nicht nur feinfühlig und in kongenialer Anpassung, sondern glänzte mit fünf solistisch vorgetragenen Werken.
Der Leitgedanke der romantischen Nachtgesänge und die aus der gleichen Zeitperiode und danach stammenden Klavierwerke hielten das Konzert zusammen. Die Qualität des Chors zeigte sich beim Auftakt mit Mendelssohns „O Täler weit, o Höhen“. Durch die Idee des Dirigenten, die wenigen Männer in diesem Stück unter die vielen Frauen zu stellen, entstand dichter Gesamtklang.
Auch heikle Details im Wechsel vom feinen Pianissimo zum stürmischen Fortissimo in Brahms „Nachtwache“ gelangen überzeugend. Flot angelegte Steigerungen kontrastierten mit leicht verzögerten Abphrasierungen. Mit viel Transparenz ließen die Frauen Mendelssohns „Nachtigall“den Frühling ankündigen. Die Männer imponierten mit schwebenden Klangwolken in der „Water Night“des amerikanischen Komponisten Eric Whitacre (geb. 1970). Empfindsam begleitete Brune das traumhaft schöne „Schlaflied für eine Robbe“, ebenfalls von Whitacre.
Stimmungsvoll funkelte die Sommernacht aus dem Nocturnes-Zyklen von Morten Lauridsen (geb. 1943). Aus diesem Zyklus des USKomponisten sang der Chor gleich drei Juwelen gleich glitzernde Lieder nach Texten von Rainer Maria Rilke, Pablo Neruda und James Agee – Glanzleistungen des Chors in Stimmreinheit und Ausdruck.
Woher nimmt Brune seine Emotionen? Das fragte sich das Publikum erstaunt bei seiner Interpretation anspruchsvoller Klaviermusik. Wie hingehaucht perlten die Läufe in Edvard Griegs „Nocturno Nr. 4“oder in Debussys „Prelude Nr. 7“. Vollendet schön ließ der junge Pianist Franz Liszts „Liebestraum“aufleuchten. Mit Rheinbergers Abendsegen „Bleibe bei uns“entließen Chor und Solist ihre begeisterten Zuhörer. Dirigent Thomas Baur vergaß nicht anzukündigen, dass ein monumentales Großprojekt bevorsteht: Mit 120 Sängerinnen und Sängern führen der Aalener Kammerchor, das Gmünder Collegium vocale und 60 Musiker am 20. und 21.
Oktober das Requiem von Giuseppe Verdi im Schwäbisch Gmünder Münster und in Sankt Stephanus in Wasseralfingen auf.