Explosionen aus dem Nichts
In der US-Metropole Austin geht die vierte Bombe hoch
(dpa) - Kein Täter, kein Motiv. Vier Bomben und große Angst: Die US-Metropole Austin wird von einer unheimlichen Serie von Bombenexplosionen erschüttert. Drei Paketbomben waren im März schon hochgegangen. Sie töteten zwei Menschen, zwei wurden schwer verletzt. In der Nacht zu Montag eskalierte die Situation. Eine vierte Bombe explodierte. Sie lag am Straßenrand, ausgelöst durch zwei Männer, die dort friedlich ihre Fahrräder entlangschoben und verletzt wurden.
„Zutiefst beunruhigend“, sagt der leitende FBI-Ermittler Christopher Combs am Montag vor Medien. Austins Polizeichef Brian Manley stellt nüchtern fest: „Wir haben nun einen höheren Bedrohungslevel.“Die Ermittler finden Ähnlichkeiten zu den ersten drei Bomben. Nach der Explosion wird die Gegend abgeriegelt, noch in der Nacht um 1.30 Uhr Ortszeit steht die Polizei im gleißenden Licht vor Kameras, eindringlich warnt sie die Bevölkerung.
Travis Country ist ein ruhiges Wohnviertel der texanischen Hauptstadt. Teure Häuser, viel Grün, ein Park. Niemand soll auf die Straße. Gelbe Flatterbänder, schwarze FBIJacken mit ihren leuchtend gelben Schriftzügen, Spezialfahrzeuge. Mehr als 500 Ermittler sind nun eingesetzt, um diese rätselhafte Serie zu lösen.
Ein Stolperdraht als Auslöser: So etwas könne nicht jeder, sagt Frederick Milanowski von der Bundespolizeibehörde ATF. Jede Berührung lasse einen gespannten Draht auslösen. Ein militärischer Hintergrund, womöglich Terrorismus? Polizeichef Manley antwortet ausweichend. „Nicht notwendigerweise. Wir ermitteln.“Die Bedrohung sei nun viel umfassender als zuvor – die ersten drei Bomben seien adressiert gewesen, die vierte nicht. „Ein Kind hätte darüberstolpern können, einfach so“, sagt Combs vom FBI.
Die Polizei appelliert direkt an den oder die Täter: Nehmt Kontakt zu uns auf. Sagt uns, was ihr wollt, redet mit uns. Aber hört auf damit, unschuldige Menschen zu attackieren. Mit anderen Worten: Wir haben keine Idee, wer das war, was er will, und ob das so weitergeht. Der übernächtigte Bürgermeister Steve Adler mahnt seine Einwohner: „Fassen Sie nichts an, wenn Sie etwas sehen. Pakete, Rücksäcke, gar nichts. Die Sorgen sind berechtigt und sehr real.“
75 Jahre alte Frau verletzt
In der ersten März-Hälfte explodierten in Austin drei Paketbomben. Abgelegt auf den Türschwellen, das ist so üblich in Amerika. Am 2. März starb Stephan House, 39 Jahre alt, 1100 Haverford Drive. Am 12. März tötet die zweite Bombe Draylen Mason, 4800 Oldfort Hill Drive, er wurde nur 17 Jahre alt. Seine Mutter (41) wird schwer verletzt. Am gleichen Tag verletzt das dritte Paket eine 75 Jahre alte Frau, wohnhaft 6700 Galindo Street. Sie wird womöglich nur zufällig getroffen, schreibt die „Washington Post“. Adressiert war das Paket an eine andere Adresse, vielleicht habe sie es dort hintragen wollen.
Die Namen der Verletzten wurden nicht veröffentlicht. Die 75-Jährige ist hispanischer Abstammung, die anderen Opfer Afroamerikaner. Das legte ein Hassverbrechen nahe, rassistische Hintergründe, aber die Polizei schloss auch andere Motive nicht aus.