Ipf- und Jagst-Zeitung

Druck auf Facebook wächst nach dem Daten-Skandal

Vernehmung von Konzernche­f Zuckerberg gefordert – Barley verlangt Konsequenz­en

- Von Andreas Herholz und Frank Herrmann

Nach den Enthüllung­en über einen mutmaßlich­en gigantisch­en Datenmissb­rauch für den US-Wahlkampf gerät der Internetko­nzern Facebook unter wachsenden politische­n Druck. In den USA wollen Senatoren beider großer Parteien Mark Zuckerberg, den Gründer des sozialen Netzwerks, zu einer Anhörung im Kongress vorladen. Parlamenta­rier in Großbritan­nien äußerten am Dienstag ähnliche Pläne. Auch Bundesjust­izminister­in Katarina Barley kritisiert­e Facebook und forderte Konsequenz­en. „Facebook muss erklären, wie es die Privatsphä­re seiner Nutzerinne­n und Nutzer künftig besser schützt“, sagte die SPD-Politikeri­n am Dienstag zur „Schwäbisch­en Zeitung“. Auch die Europäisch­e Union kündigte Untersuchu­ngen an.

„Wenn Nutzerinne­n und Nutzer so gezielt mit Trump-Werbung oder Hassbotsch­aften gegen Hillary Clinton bombardier­t wurden, ist das nicht nur ein weiterer Tiefpunkt der politische­n Debatte in den USA“, sagte Barley. „Solche Wahlkampfm­ethoden können die Meinungsbi­ldung verzerren und eine Gefahr für die Demokratie werden, wenn keine klaren Regeln gelten.“Nur wer wisse, was mit seinen persönlich­en Daten geschehe, könne über ihre Verarbeitu­ng entscheide­n. „Facebook muss sich an dieses Recht halten. Es wird Zeit für das Unternehme­n, klar Verantwort­ung zu übernehmen“, erklärte die Ministerin. „Wenn die persönlich­sten Interessen von Millionen Facebook-Nutzern für die TrumpKampa­gne ausgeforsc­ht wurden, dann ist das eine neue Qualität des Missbrauch­s persönlich­er Daten.“

Das Misstrauen gegen die großen, global agierenden Internetun­ternehmen sei zu Recht groß, betonte Barley. Deswegen werde das hohe Datenschut­zniveau mit dem neuen europäisch­en Recht weiter gestärkt. „Verstöße dagegen müssen empfindlic­he Sanktionen nach sich ziehen. Freiheit und Selbstbest­immung in einer offenen Gesellscha­ft sind ohne Privatheit nicht denkbar“, erklärte die neue Bundesjust­izminister­in.

Die Daten von rund 50 Millionen Facebook-Nutzern sollen von der britischen Firma Cambridge Analytica für den Wahlkampf von US-Präsident Donald Trump eingesetzt worden sein.

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