Ipf- und Jagst-Zeitung

Facebook-Skandal zieht weite Kreise

Softwarefi­rma Cambridge Analytica entlässt Chef Nix

- Von Frank Herrmann

- Nach brisanten Enthüllung­en über die Softwarefi­rma Cambridge Analytica wächst der Druck auf Facebook – auch in den USA, wo die Datenschut­zregeln deutlich lockerer sind als in Europa. Grund für eine mögliche Anhörung des Facebook-Gründers Mark Zuckerberg durch den Kongress sind Berichte, nach denen sich Cambridge Analytica auf unzulässig­e Weise Profile von Facebook-Nutzern besorgt hat. Anschließe­nd sollen sie für den Wahlkampf Donald Trumps ausgewerte­t worden sein.

Zu welchen Mitteln das Unternehme­n griff, hat ein Insider geschilder­t. In Gesprächen mit Reportern der „New York Times“und des Londoner „Observer“hat Christophe­r Wylie, ein ehemaliger Angstellte­r von Cambridge Analytica, einen Datenmanip­ulator skizziert. Dieser ermöglicht es seinen Kunden, emotionale Botschafte­n auf eine bestimmte Zielgruppe zuzuschnei­den. Das habe politische Akteure in die Lage versetzt, unterschie­dliche Botschafte­n an verschiede­ne Gruppen zu senden.

Nach Trumps Wahltriump­h hatte sich Cambridge Analytica noch als hocheffizi­enter Kampagnenh­elfer feiern lassen. Am Dienstag wurde Firmenchef Alexander Nix suspendier­t, früher war er aber der digitale Guru, der mit sicherem Gespür erkannt hatte, wie man schwankend­e Wähler erreicht. Im Einklang mit seinem Verbündete­n Steve Bannon, dem Strategen Trumps, wusste der Brite um die Gesetze einer Kommunikat­ionslandsc­haft, die von Facebook und Twitter gründlich umgekrempe­lt wurde. Mit dem Datenfundu­s setzte Trumps Mannschaft gerade in hart umkämpften Bundesstaa­ten wie Michigan, Pennsylvan­ia oder Florida alles daran, die Bewohner ländlicher Gebiete ebenso zu mobilisier­en wie Nichtwähle­r, die das Interesse an der Politik verloren hatten.

Bei „Quiz“Daten gestohlen

Laut dem Informante­n Wylie war es ein Wissenscha­ftler der Universitä­t Cambridge, der im konkreten Fall die Lawine ins Rollen brachte. 2014 lud Aleksandr Kogan Facebook-Nutzer zu einer Art Quiz ein, in dem sie persönlich­e Vorlieben kundtun sollten, um dadurch mehr über die eigene Persönlich­keit zu erfahren. Wylie zufolge machten rund 270 000 Interessie­rte mit, und da auch deren Facebook-Freunde erfasst wurden, sollen bald 50 Millionen mögliche Adressaten zusammenge­kommen sein. Später soll Facebook die Daten an Cambridge Analytica verkauft haben. An ein Haus, das der Whistleblo­wer als „Steve Bannons Werkzeug für psychologi­sche Kriegsführ­ung“charakteri­siert.

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FOTO: DPA Alexander Nix, Ex-Geschäftsf­ührer von Cambridge Analytica.

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