Wunschzettel, Geschenke, Süßes: Muss der Osterhase liefern?
Wunschzettel zu Ostern hat es bei uns früher nicht gegeben, als wir selbst noch Kinder waren. Und sie wird es auch zukünftig bei meinen Kindern nicht geben. Aber – so war das auch früher bei uns im schwäbischen Dorf schon der Fall – die Kinder bekommen kleine Osternester.
Wichtig ist aber selbstredend, dass der Nachwuchs weiß, warum das Osterfest überhaupt gefeiert wird. Genauso wie die Weihnachtsgeschichte sollten Kinder auch erzählen können, was damals mit Jesus am Kreuz passiert ist. Das gehört für mich zur Erziehung einfach dazu. Zu einem kommerziellen Geschenketag darf, soll und wird Ostern bei uns also nicht werden.
Aber schließlich erzählen wir den Kleinen jahrelang etwas vom Osterhasen, den Ostereiern und den Verstecken im Haus oder im Garten. Im Kindergarten werden Osterkörbe gebastelt und Eier ausgeblasen. Warum also nicht ein paar kleine Geschenke dazupacken? Wohlgemerkt, die Betonung liegt auf klein. Da liegt keine Spielekonsole im Osterkorb, auch kein Fahrrad und kein Handy. Ein Buch, Süßigkeiten oder die DVD vom heißgeliebten dritten Teil eines Kinder-Autofilms darf der Osterhase bei uns ruhig mitbringen. Meine Geschwister und ich hatten früher Spaß beim Suchen, das sollen meine Kinder auch haben.
Ostern ist zum zweiten Weihnachten verkommen: Die Kinder schreiben Wunschzettel, die Eltern kaufen. Dabei gerät das Fest selber aus dem Blick: Was schon merkwürdig ist, weil Ostern ja der Höhepunkt des Kirchenjahres und das wichtigste christliche Fest überhaupt ist.
Kulturforschern wie etwa dem Regensburger Professor Gunther Hirschfelder fällt auf, wie sehr unsere Gesellschaft den christlichen Kern von Ostern vergessen hat: „Von der Symbolik her sind wir – etwa in der Werbung – bei einem Frühlingsfest angelangt.“Die Kernbotschaft von Ostern aber – die Frage von Tod, Auferstehung und Gott – spiele in unserem Alltag kaum noch eine Rolle: „Selbst in den christlichen Gemeinden beschäftigt man sich eher mit dem Islam als damit, wie man über Tod und Auferstehung in der heutigen Zeit reden kann.“
Hier sind die Christen gefragt, ihren „Markenkern“von Ostern selbstbewusst zu betonen: „Christus ist von den Toten auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden.“Das ist der Jubelruf des Ostermorgens nach der Stille des Karfreitags. Diese Botschaft ist umwerfend, denn sie sprengt unsere Logik, sie übersteigt unsere Erfahrungen und behauptet ein unglaubliches Wunder. Das eigentliche Geschenk ist inbegriffen, nicht käuflich und unbezahlbar: ewiges Leben.
’’ Ein paar Geschenke dürfen schon im Nest liegen. Von Thorsten Kern
’’ Den Markenkern „Ewiges Leben“viel stärker betonen. Von Ludger Möllers