Die Rückkehr der Angst
Zahl der getöteten Palästinenser steigt auf 18 – Streit zwischen Israel und der Türkei flammt ebenfalls wieder auf
Die Kriege und Krisen in der Welt haben in diesem Jahr deutlich mehr Menschen an den traditionellen Ostermärschen teilnehmen lassen. Tausende Aktivisten und Unterstützer der Friedensbewegung versammelten sich bundesweit wie hier in Frankfurt (Foto: dpa), um gegen Krieg, Vertreibung und Terror zu demonstrieren. Auch Papst Franziskus forderte angesichts der Unruhen im Gazastreifen und des „schier endlosen Krieges in Syrien“mehr Anstrengungen für Frieden.
(dpa) - Die Zahl der bei den Unruhen im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist auf mindestens 18 gestiegen. Sie wurden von israelischen Soldaten erschossen. Zuletzt erlag ein 29-Jähriger seinen Verletzungen, wie das Gesundheitsministerium am Montag mitteilte. Nahost-Experten befürchten eine weitere Eskalation des schlimmsten Gewaltausbruchs im Gazastreifen seit 2014. Damals hatte der Krieg zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas 50 Tage gedauert.
Am Sonntag kam es erneut zu Ausschreitungen an der Grenze, wie eine israelische Armeesprecherin mitteilte. Nach Medienberichten wurde dabei mindestens ein Palästinenser durch Schüsse der Armee lebensgefährlich verletzt. Die Proteste sollen bis zum 15. Mai dauern. Anlass sind die Feiern zum 70. Jahrestag der Gründung Israels.
Die Gewalt in Nahost führte zu einem heftigen verbalen Schlagabtausch zwischen Israel und der Türkei. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bezeichnete den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntag als „Terroristen“. Zuvor hatte er die Schüsse israelischer Soldaten auf Palästinenser als „Massaker“verurteilt. Netanjahu konterte: „Die moralischste Armee der Welt wird sich keine Moralpredigten anhören von jemandem, der selbst seit Jahren eine Zivilbevölkerung ohne Unterscheidung bombardiert.“Israel kritisiert seit Langem, die Türkei unterstütze die Hamas.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte „unabhängige und transparente Ermittlungen“zu den Vorfällen. Auf eine gemeinsame Erklärung konnte sich das Gremium aber aufgrund des Widerstands der USA nicht einigen. Frankreich rief Israel auf, mit größter Zurückhaltung zu handeln.
Nach palästinensischen Schätzungen waren am Freitag mehr als 50 000 Menschen zu dem Marsch an der Grenze zu Israel gekommen, nach israelischen Angaben rund 40 000. Die Hamas wollte mit der Aktion ihren Anspruch auf ein „Recht auf Rückkehr“für palästinensische Flüchtlinge und deren Nachkommen in das Gebiet des heutigen Israel untermauern. Israel lehnt eine Rückkehr ab.
Der Palästinenserpräsident Abbas machte allein Israel für die blutigen Zusammenstöße verantwortlich. Der israelische Verteidigungsminister Avigdor Lieberman verteidigte dagegen das Vorgehen des Militärs. Die meisten am Freitag getöteten Palästinenser seien „bekannte Terroraktivisten“gewesen, sagte er dem Armeesender. Sollten die palästinensischen Proteste andauern, „werden wir uns verteidigen“.
Lieberman sagte, man werde mit keiner Untersuchung kooperieren. Israel werde von den Vereinten Nationen ständig auf ungerechte und zynische Weise einseitig angeklagt.