Zeichnen als elementare Kommunikation
Ena Lindenbaur erhält am Sonntag auf Schloss Fachsenfeld den Kunstpreis der VR-Bank
- Ihre Arbeiten tragen Titel wie „Das Leben“, „Der Brief“, „Der Mensch“oder „Rendezvous mit einem Vogel“. Vordergründig simpel. Aber Ena Lindenbaur überrascht mit Vielschichtigkeit, Zeichnungen mit Licht, mit Kreide, mit Bleistift, Mischtechniken, Collagen. Dass sie für ihre Arbeiten zurecht am Sonntag, 15. April, um 11 Uhr im Ökonomiegebäude von Schloss Fachsenfeld den 14. Kunstpreis der VR-Bank Ostalb erhält, davon können sich die Besucher der Ausstellung, die bis zum 27. Mai zu sehen ist, überzeugen.
„Die Zeichnung ist meine erste Sprache“
„Die Zeichnung ist meine erste Sprache“sagt Lindenbaur in einem Interview, das im begleitenden Katalog zu lesen ist. Zeichnen als ureigene Form der Kommunikation.
Gemeinsam mit Marita Hermann, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit der VR-Bank, und Hausherr Roland Schurig, Kulturamtsleiter der Stadt Aalen, begleiten die „Aalener Nachrichten“die Künstlerin bei den Aufbauarbeiten für die Ausstellung. Zu jedem Bild weiß Lindenbaur viel zu erzählen, über Materialien, Entstehung, Anregungen. „Es geht um Bewegung, aber es geht auch um Langsamkeit“, fasst sie zusammen. Und wer die Bilder vor sich sieht, der kann ihr problemlos folgen. „Das Leben“zum Beispiel: Als Grundlage verwendete Ena Lindenbaur den Boden ihres Ateliers – prall gefüllt mit den Rückständen schöpferischen Arbeitens. Darüber ihr Markenzeichen: Linien.
Während sie auf diesem Werk mit roter Ölkreide gezeichnet sind, tauchen sie auf anderen als Lichtstriche auf, Dauerbelichtungen der Fotografin Sylvie Garraud von den Strahlen einer Taschenlampe, die so zu einem scheinbar dreidimensionalen Werk werden. Fliegende Figuren, verwischte Hände, „und plötzlich kommt’s zum Tanz“, erklärt Lindenbaur ihre Vorgehensweise.
Überhaupt hat es ihr der Tanz angetan. Auf einem anderen Bild arbeitet sie mit dem Tänzer Serge Pouchon zusammen. „Blind zeichnen“nennt sie ihre Technik – die Augen fest auf den Tänzer gerichtet, zeichnet die Hand wie von alleine die Bewegungen des Tänzers nach.
Buchillustrationen sind ein wichtiger Bestandteil
Zu sehen sind auch ihre Buchillustrationen. Lindenbaur: „Eine ganz wesentliche Arbeit“. Natürlich Hölderlin. Denn für ein paar Tage durfte sie im Tübinger Hölderlinturm arbeiten. Aber auch Bücher von Ernst Jandl hat sie illustriert, ist sie doch seit fast 40 Jahren Illustratorin für Medizin-, Pflanzenund Schulbücher.
Ein weiterer wichtiger Punkt ihrer Fortentwicklung ist die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Neben der Fotografin Sylvie Garraud oder dem Tänzer Serge Pouchon macht sie viel mit Schauspielern am Stuttgarter Theaterhaus oder auch der Schriftstellerin Caroline Sagot Duvauroux oder der Tänzerin Valérie Pasturel. Als Preisträgerin vorgeschlagen wurde sie übrigens von ihrem Vorgänger als VR-BankOstalb-Preisträger, von Helmut Zirkelbach. Seine letzte Rede für einen Preisträger hält übrigens Hans-Peter Weber, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Ostalb. Er wird zum Jahresende aufhören.
Ein extra angefertigter, umfangreicher Katalog, der während der Eröffnung zu einem Sonderpreis zu erstehen ist, begleitet die Ausstellung.
„Es geht um Bewegung, aber es geht auch um Langsamkeit“, erklärt Ena Lindenbaur.
Biographie: Ena Lindenbaur wurde 1956 in Reutlingen geboren und lebt und arbeitet mittlerweile in Stuttgart und im französischen Nyons. Sie machte eine Schriftenmalerlehre und besuchte die Fachschule für Gestaltung Stuttgart. Seit 1980 ist sie freischaffende Grafikerin für Buchillustrationen.
Vernissage: Sonntag, 15. April, 11 Uhr, Schloss Fachsenfeld: Nach der Begrüßung durch OB Thilo Rentschler führt Jurymitglied Sabine Heilig in die Werke ein. Wolfram Karrer aus Gerlingen umrahmt die Vernissage mit dem Akkordeon.