Schulentwicklungsprozess statt Schließungen
Gemeinderat bekennt sich zu seinen zwei Grundschulen in Schwabsberg und Dalkingen
– Jörg Hofrichter, Schulamtsdirektor im Staatlichen Schulamt Göppingen, gibt seine Einschätzung zur aktuellen Schulsituation in Rainau. Noch vor der Sommerpause will das Schulamt die Namen der beiden neuen Schulrektoren der Grundschulen in Dalkingen und Schwabsberg bekannt geben.
In den letzten Wochen und Monaten hat viel Unsicherheit, vor allem unter den Eltern geherrscht, was die Zukunft der beiden Grundschulstandorte in Dalkingen und Schwabsberg angeht. Nicht, dass diese tatsächlich ernsthaft je zur Disposition gestanden haben, geredet aber wurde viel darüber. Auslöser waren die vorausgegangenen Bürgerinformationsabende in allen drei Teilorten Rainaus in diesem Jahr. Neben wichtigen Straßenbauprojekten und Wohnumfeldmaßnahmen kam dabei auch das Thema Schulstandorte auf den Tisch. Einige Bürger ließen in ihrer Meinung durchblicken, dass sie einen Grundschulstandort in Schwabsberg für zielführender hielten, als zwei an verschiedenen Teilorten (wir berichteten). Die Stimmung unter den Bürgern ist bei diesem Thema aufgekocht. „In den Bürgerversammlungen sind Lunten gelegt worden, die zu zündeln begonnen haben“, sagte Bürgermeister Christoph Konle in der Gemeinderatssitzung. „Nach bislang mir bekanntem Sachstand haben wir im Gemeinderat zu keinem Zeitpunkt eine Diskussion darüber geführt, ob der Schulstandort Dalkingen geschlossen werden soll“, so Konle. Um die Gerüchteküche nicht noch weiter anzuheizen, hat der Bürgermeister den Schulamtsdirektor Jörg Hofrichter vom Staatlichen Schulamt Göppingen zur Mai-Sitzung des Gemeinderates eingeladen. Hofrichter sollte seine Einschätzung zur aktuellen Schulsituation in Rainau geben.
40 Kinder in allen Dalkinger Klassenstufen
„Im Moment ist Rainau in der komfortablen Situation über zwei gleich starke Grundschulen in ihrer Gemeinde zu verfügen“, sagte Hofrichter. Er sehe daher auch keinen Grund, eine von beiden Grundschulen in Rainau zu schließen. „Die Gemeinde als Schulträger kann da natürlich durchaus anderer Meinung sein. Und da müssten sich das Schulamt, die Gemeindeverwaltung, Elternvertreter, Lehrer und viele weitere am Prozess Beteiligte zuerst einmal zusammensetzen und darüber reden. Die Vorlage eines Schulentwicklungskonzepts für Rainau wäre da eine zwingende Voraussetzung. Dies alles ist aber in der Vergangenheit nie geschehen“, so Hofrichter. Das Prinzip der Landesregierung, Grundschulen aus den gesetzlichen Vorgaben wie Mindestschülerzahlen, Klassenteiler oder Größe der Schulen herauszunehmen, gelte nach wie vor. Konkret heißt das zum Beispiel, dass die Klassengröße kein Maßstab für die Entscheidung einen Schulstandort zu schließen sein darf. „Nach wie vor gilt im Land: Kurze Beine, kurze Wege“, sagte Hofrichter. Aktuell liegen die Schülerzahlen an der Grundschule Dalkingen bei über 40 Kindern in allen vier Klassenstufen, in Schwabsberg ist die Zahl etwa doppelt so hoch. Die Prognosen für die nächsten sechs Jahre sehen für beide Schulen in etwa gleich aus und sind somit positiv und ausreichend stabil. Die Auskunft Hofrichters beruhigte die zahlreich anwesenden Eltern im Bürgersaal des Rathauses in Rainau-Schwabsberg.
„Kurze Beine, kurze Wege“
Martin Kurz: Ergebnisoffen diskutieren
Gemeinderat Martin Kurz fand, wie alle anderen seiner Gemeinderatskollegen, die Ausführungen Hofrichters sehr hilfreich. „Wir können nun besser einschätzen, wie die Schulsituation in Rainau zum jetzigen Zeitpunkt tatsächlich ist. Trotzdem finde ich, dass wir in nächster Zeit neutral über die Zukunft der beiden Grundschulen in unserer Gemeinde diskutieren sollten. Die Einleitung eines Schulentwicklungsprozesses finde ich auf jeden Fall zielführend. Voraussetzung ist, dass diese Gespräche völlig ergebnisoffen geführt werden sollen“, so Kurz. Diesem Vorschlag konnte sich Hofrichter nur anschließen. „Das wäre sicherlich der richtige Weg und würde von unserer Seite vollumfänglich unterstützt werden“, meinte Hofrichter.
Jörg Hofrichter