Ipf- und Jagst-Zeitung

Die Wildkräute­r der Ostalb

Vom Salat über Gewürze bis hin zu Zutaten für Salben und Tees am Wegesrand

- Von Annika Grunert

- Auf Wiesen und am Weges- sowie Waldrand der Ostalb lassen sich eine Vielfalt von Pflanzen finden. Darunter sind zahlreiche Wildkräute­r, die nicht nur gut schmecken, sondern auch gesundheit­sfördernde Wirkungen haben. Einen Einblick in die Wildkräute­rwelt der Ostalb bekommt man in Abtsgmünd bei Nicoletta Diebold von Heimatblum­e.

Schon als kleines Kind war sie mit ihren Eltern viel draußen unterwegs. Die Mutter kochte mit Wildkräute­rn und der Vater beherbergt­e manches Kräuterbuc­h in seinem Schrank. Schon damals wollte Nicoletta Diebold viel über die Natur wissen und stellte ihren Eltern ständig Fragen: „Was ist das, wie heißt die Pflanze und wofür ist sie gut?“waren oft aus ihrem Mund zu hören. Diese Liebe zur Natur und der Wissensdur­st sind bis heute geblieben. Seit sechs Jahren lebt sie auf dem ehemaligen Koiserhof in Abtsgmünd, probiert ständig neue Rezepte aus und gibt ihr Wissen bei Kräuterrun­dgängen und auf ihrem Blog Heimatblum­e weiter.

„Es gibt kein Unkraut. Jede Pflanze ist wertvoll und erfüllt eine Funktion“, sagt Nicoletta Diebold. Unter einem Baum im Schatten entdeckt sie eine Pflanze mit weißen Blüten und einem dreikantig­en Stengel. Der Girsch ist einer der wenigen Doldenblüt­er, der nicht giftig ist. Er ist oft als Unkraut verschrien und wird beseitigt. Zu Unrecht – denn er hat eine antioxidat­ive Wirkung und lässt sich unter anderem für Tees oder Spinat verwenden. „Je jünger und zarter die Blätter, desto besser ist der Geschmack, der an Möhren erinnert“, verrät die Schwäbin.

Brennnesse­ln zum Braten und als Brutplatz für Schmetterl­inge

Auf der Wiese davor ist besonders viel Löwenzahn zu finden, dieser hat nicht nur eine entschlack­ende Wirkung, sondern ist „ein super Salatersat­z“. Nicoletta Diebold pflückt ihn regelmäßig und reichert ihn mit verschiede­nen Saucen an. Salat aus dem Supermarkt kommt bei ihr nicht mehr auf den Tisch. Auch Spitzweger­ich gesellt sich oft auf die Wiesen der Ostalb und auf Diebolds Teller. „Aus den Blättern lässt sich ein wunderbare­s Pesto machen und die Knospen haben eine leichte Champignon­note.“Die Schafgarbe ist auch ein heimatlich­es Gewächs, deren Blätter „ein guter Dillersatz“sind. Das Klettenlab­kraut bleibt nicht nur überall hängen, sondern eignet sich auch für Pesto. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen, ist es das ganze Jahr über zu finden. „Je nach Monat und Jahreszeit lassen sich verschiede­ne Kräuter finden“, weiß die Abtsgmünde­rin.

Zu den bekanntest­en Wildkräute­rn dürfte sicherlich die Brennnesse­l gehören, die fast überall wächst und gedeiht. Es ist eine sehr eisenhalti­ge Pflanze, die sich gut für Tee, Smoothies und zum Braten eignet. „Bei mir im Garten lasse ich immer viele Brennnesse­ln stehen, da sie einen Brutplatz für verschiede­ne Schmetterl­inge bieten“, erzählt die Ostälbleri­n.

Nicht jede Wiese oder jeder Weg ist fürs Kräutersam­meln geeignet

Rücksicht auf die Natur und die Tiere ist ihr besonders wichtig. „Man sollte nie alle Pflanzen pflücken, sondern immer genügend stehen lassen für die Bienen, Schmetterl­inge und Insekten. Wenn es nur eine Hand voll Pflanzen gibt, lasse ich die Finger davon“, sagt Nicoletta Diebold. Es gibt beim Kräutersam­meln aber auch noch andere Dinge zu berücksich­tigen. So sei es wichtig, die Ecke genau zu kennen, damit man weiß, ob die Wiesen oft gespritzt oder gedüngt werden. Hänge, Nischen oder andere Stellen, die mit einem Traktor schwer erreichbar sind, eignen sich meist besser zum Kräutersam­meln. Beliebte Hundewege sind ebenfalls nicht zu empfehlen.

„Ganz wichtig ist, dass man nichts mitnimmt, das man nicht kennt. Schließlic­h gibt es auch zahlreiche giftige Pflanzen wie beispielsw­eise den Hahnenfuß“, rät die Kräuterexp­ertin. Es sei auf jeden Fall empfehlens­wert einen Kräuterrun­dgang oder -seminar mitzumache­n. „Mit Büchern kann man sich zwar viel Wissen aneignen, aber auf den Abbildunge­n sehen die Pflanzen oft etwas anders aus und in der Natur lassen sie sich dann nicht immer eindeutig identifizi­eren.“

Nicoletta Diebold bietet im Jahr 14 Rundgänge an, die sich stets einem anderen Thema widmen: So stehen Tees, Smoothies, pikante Kräuter oder auch die Schönheits­pflege auf dem Programm. Es können aber auch individuel­le Führungen bei ihr gebucht werden. Zu dem Rundgang gehören stets eine Verkostung sowie Rezeptidee­n. „In Verbindung mit dem Geruch und Geschmack merkt man sich die Pflanzen gleich viel besser“, sagt Diebold. Mit etwas Fachwissen geht der Blick sicherlich noch öfter in Richtung Boden und von einer Wanderung wird vielleicht so manches leckere Kraut der Ostalb mit in die Küche genommen.

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FOTOS: ANNIKA GRUNERT Nicoletta Diebold gibt ihr Wissen bei Kräuterrun­dgängen weiter.
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Schafgarbe ist ein guter Dillersatz, empfiehlt Nicoletta Diebold.
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