Das Problem der leisen Töne
Florence and The Machine bleiben der orchestralen Popmusik treu
(dpa) - Episch, gewaltig, hymnisch, aber auch theatralisch, pathetisch und affektiert: An der orchestralen Popmusik von Florence and The Machine scheiden sich oft genug die Geister. Kritiker wird die Formation um die englische Sängerin Florence Welch auch mit dem neuen Album „High as Hope“nicht umstimmen können. Und auch Fans dürften sich spätestens jetzt die Frage stellen, ob es nicht einmal eine Nummer kleiner und etwas abwechslungsreicher geht.
Denn bei den meisten der zehn Lieder auf dem Album holt Welch wieder die Pauken und Trompeten heraus, für die sie bekannt ist. Und selbst bei reduzierteren Songs wie „Sky Full of Song“ist da ihre voluminöse, ernsthafte Stimme, die ihr auch schon Vergleiche mit Landsfrau Adele eingebrockt haben.
Einen Erklärungsansatz, warum sich Welch mit den leiseren Tönen und den ruhigeren Momenten im Leben schwer tut, lieferte sie kürzlich in einem Interview des britischen „Guardian“: Nach ihren energiegeladenen Auftritten falle es ihr schwer, wieder auf dem Boden der Tatsachen anzukommen. „Banale Situation erhalten dann Tiefsinn. Die Auftritte, das Erhabene, und dann Fernsehen schauen – das gibt es alles und das Alltägliche macht es magisch.“
„High as Hope“ist das mittlerweile vierte Album von Welch. Nach der Veröffentlichung des Debüts „Lungs“legte sie eine Sensationskarriere hin, die der 31-Jährigen mit Faible für lange Flatterkleider und kunstvolle Videos nicht nur Plattenverkäufe, sondern auch Renommee in der Modewelt einbrachte.
Dem Radiopublikum dürfte sie sich spätestens mit ihrer allgegenwärtigen Cover-Version von „You Got the Love“eingeprägt haben. Beim traditionsreichen Penguin-Verlag soll im Juli mit „Useless Magic“ein Band mit Gedichten und Zeichnungen von Welch erscheinen.
Weniger Partys
Den Megaerfolg versuchte sie mit Partys und Alkohol zu verkraften, wie sie häufig in Interviews erklärt. Zuletzt sei sie aber ruhiger geworden, bleibe öfter zu Hause, sagte sie dem „Guardian“. So könne sie auch ihrer Mutter gewordenen Schwester helfen. „Wir unterstützen uns gegenseitig. Ich habe Karriere gemacht, sie hat Familie, und wir haben beide hinter die perfekte Fassade gesehen.“
So offen gibt sich Sängerin Welch auch auf dem Album. Die Single „High as Hope“beginnt sie mit einem Eingeständnis ihrer Magersucht. „Mit 17 habe ich mit dem Hungern angefangen“, singt sie auf Englisch. In „No Choir“heißt es: „Ich halte Glücklichsein für ein eintöniges Thema.“
Mit solchem persönlichen Liedgut will sie sich auch wieder auf die Bühnen der Welt stellen. Aber bitte auf die großen Bühnen, wie es im Interview mit BBC Radio 1 hieß. Mit kleineren Gruppen tue sie sich schwer, das sei ihr zu viel, sagte Welch. Dann lieber große Shows mit viel Publikum. Das dürfte ihr als Headliner beim bisher einzigen Festivalkonzert von Florence and The Machine in Deutschland beim Melt sicher sein.
Live: Die Band hat sich für den 13. Juli für das Melt-Festival in der Baggerstadt Ferropolis in Gräfenhainich angekündigt. Auch Nina Kraviz, Modeselektor, Ben Klock, Jon Hopkins, Alma, Rin und Boys Noize wollen bis zum 15. Juli dort dabei sein.