Ein Virtuose an der Orgel der Stadtkirche
Neuseeländischer Weltklasse-Organist Paul Rosoman zum dritten Mal in Ellwangen – Verhaltene Melancholie und berührende Intensität
(R.) - Mehr als 50 Zuhörer sind in die angenehm temperierte evangelische Stadtkirche gekommen, um den neuseeländischen Organisten und Kirchenmusiker Paul Rosoman zu hören. Wer den international gefragten Konzertorganisten 2013 und 2015 in Ellwangen gehört hat, durfte sich auf eine musikalische Sternstunde freuen und wurde nicht enttäuscht.
Auch sein drittes Ellwanger Konzert war von der Expressivität und Meisterschaft des Organisten geprägt. Rosomans ebenso ausgereiftes wie sensibles und gefühlvolles Spiel beeindruckte tief. So nuanciert, so leidenschaftlich und so zart kann Orgel klingen. Rosoman hält Vorlesungen an der Victoria Universität in Wellington und ist Kirchenmusikdirektor an der St. Luke‘s Anglican Churc. „Ich komme gerne alle zwei Jahre nach Ellwangen“, sagte der Musiker im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Wenn in Neuseeland Winter ist, lebt er in London: „Ich reise von Sommer zu Sommer.“
Elegische Fantasie und Fuge in moll
Rosoman eröffnete die kirchenmusikalische Stunde mit der majestätischen Fantasie und Fuge opus 5 in drei Sätzen des schlesischen Komponisten und Organisten Gustav Merkel und ließ die Zuhörer an der kraftvollen Schönheit des Werks teilhaben. Wunderbar entfaltete er die opulenten Klangfarben der sechs Variationen über ein Thema von Arcangelo Corelli des Romantikers Johann Christian Rinck.
Getragene Klänge und verhaltene Melancholie durchzogen das Gotteshaus bei dem lyrischen „Prélude Funebre“von Guy Ropartz, dem ersten von sechs Stücken für große Orgel. In einem von Rosoman exquisit gestalteten, wehmütigen Seufzer erstarb die letzte Note. Der 1955 verstorbene Ropartz war ein glühender Anhänger seines berühmten Lehrers César Franck.
Ausdrucksstark widmete sich Rosoman der leicht gestelzten Gavotte „Heroes, when with Glory burning“aus „Joshua“von Händel in der Bearbeitung von Théodore Dubois. Die elegische Fantasie und Fuge g-Moll von Altmeister Johann Sebastian Bach ist ein imposantes, zukunftsweisendes Opus von nahezu bedrohlicher Wucht. Klug verzichtete der Gast auf überschäumendes Pathos zugunsten von kammermusikalischer Dichte und berührender Intensität und setzte mit Bach einen markanten Schlusspunkt.
Auch bei diesem Auftritt sprang der Funke von Paul Rosomans exzellenter Spielkultur auf die gebannt lauschenden Zuhörer über. Für den langen Beifall dankte er mit einer bemerkenswerten Zugabe: „Procession for a Festival for Organ“seines Landsmanns Vernon Griffiths. Der Komponist widmete das Werk Queen Elizabeth II., als sie 1954 Australien und Neuseeland besuchte.